Einleitung
Das Tivoli One ist ein nettes kleines Radio mit recht gutem Klang und wertigem Design. Nach langen Jahren kann es sein, dass die Sendereinstellungen nicht mehr funktioniert, es gibt nur ein schreckliches Kratzen, das Gerät ist nicht mehr benutzbar. Ursache ist der - vielleicht nicht mehr zeitgemäße - Drehkondensator für die Sendereinstellung. Die Scheiben sind bei ihm mit einem Trennmittel versehen, das ursprünglich zähflüssig war, aber im Laufe der Zeit austrocknet. Der einfachste Weg wäre, den Kondensator vom Typ Mitsumi 2LHT-L5 auzutauschen. Leider ist er sehr schwer erhältlich, Tivoli verkauft ihn nicht und nur mit Glück kann man einen finden. Bleibt nur noch die Reparatur. Dazu wird der Kondensator zerlegt und gereinigt, das Trennmittel durch Luft ersetzt. Weiterhin müssen die Bauteile für Mittelwelle entfallen, das ist aber nicht so schlimm, es gibt kaum noch Sender.
Nachtrag, drei Monate später: Bei diesem Gerät hat diese aufwändige Reparatur leider keinen nachhaltigen Erfolg gebracht, der Zustand ist wieder wie vorher. Es kann also auch schief gehen.
Die Reparatur ist langwierig, zeitintensiv und erfordert viel Geduld. Die Idee stammt von Herrn Gustav Vogels, der sie in folgendem Video zeigt:
Werkzeuge
Ersatzteile
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Schalte das Tivoli one aus und ziehe die Netzleitung ab.
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Drehe die sechs Kreuzschlitzschrauben #2 auf der Rückseite heraus.
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Ziehe die Rückseite vorsichtig einige Zentimeter heraus, entferne sie aber nicht, sie ist noch mit Kabeln verbunden.
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Markiere die Stecker an der Tunerplatine mit farbigem Filzstift, damit du sie später wieder richtig ansteckst. Ziehe sie dann ab
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Ziehe die Vorder- und die Rückseite komplett heraus.
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Drehe den Einsteller des Tuners soweit wie möglich nach rechts.
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Drehe die drei Kreuzschlitzschrauben #1 heraus und hebe die Tunerplatine behutsam nach oben ab.
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Markiere die Stellung der Kupplung mit einem Filzstift, so wird das spätere Einstecken leichter.
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Löse die Mittelwellenantenne -der schwarze Drahtrahmen - von der Rückseite ab, sie wird nicht mehr gebraucht.
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Die blaue UKW Antenne bleibt. Es empfiehlt sich aber das Gerät mit einer externen Antenne - ein einfacher Draht von 80 cm Länge genügt oft schon - zu betreiben.
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Dieser Schritt ist etwas kniffelig und langwierig. Arbeite sehr vorsichtig und langsam. Markiere die Einstellung der Kupplung mit einem Filzstift.
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Entlöte sehr vorsichtig die Abschirmungen über dem Drehkondensator. Beginne mit dem flacheren Teil auf der Rückseite. Es sind zehn Lötstellen auf der Vorder- und Rückseite. Benutze eine Entlötsaugpumpe oder Entlötlitze. Löse die Abschirmungen auf der Vorder und Rückseite ab.
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Im Inneren des schwarzen Kupplungsstücks befindet sich eine Kreuzschlitzschraube. Drehe sie heraus. Entferne den Segerring, er sitzt locker.
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Ziehe das schwarze Kupplungsstück vorsichtig ab.
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Trenne die beiden Stege, die das Ober- und das Unterteil des Kondensators verbinden, mit einem Seitenschneider durch.
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Auf der Unterseite der oberen Abdeckung direkt an der Achse ist eine kleine Messingunterlegscheibe. Verliere sie nicht!
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Achtung: Linksgewinde! Drehe die Mutter auf der Achse im Uhrzeigersinn heraus.
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Hier ist die Ursache der Störung zu sehen: das weiße Trennmittel zwischen den Platten des Kondensators ist ausgetrocknet. Es muss entfernt werden. Die unteren Platten sind für UKW zuständig, die oberen für Mittelwelle. Die oberen werden später nicht mehr gebraucht.
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Entferne langsam und geduldig alle Innereien des Drehkondensators. Dafür eignet sich ein Zahnstocher gut.
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Auf der Achse befinden sich drehbare Rotoren, feststehende Statoren und Unterlegscheiben. Weitere sehr kleine Unterlegscheiben sind auf den hochstehenden Pfosten
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Es gibt vier verschiedene Typen von Statoren. Die beiden hier abgebildeten werden noch gebraucht. Zu erkennen sind sie an der langen Einbuchtung am "Rücken" (rot markiert):
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2 Stück Typ 1
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2 Stück Typ 2
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Die beiden hier abgebildeten sind für AM zuständig und entfallen in Zukunft:
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2 Stück Typ 3 mit T förmiger Öse rechts
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4 Stück Typ 4 mit kurzer Einbuchtung am Rücken
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Hier die diversen Unterlegscheiben:
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10 Stück aus Messing
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Eine dickere Messingscheibe
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diverse silberfarbene
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einige sehr kleine silberfarbene von den Pfosten
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die ovale Scheibe wird nicht mehr benötigt
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Und hier die Rotoren. Es wird nur der Typ benötigt, von dem sechs vorhanden sind, die anderen entfallen.
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Nun kommen die Reinigungsarbeiten:
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Drücke die Welle heraus. Reinige die Welle und ihren Kontaktring (rot markiert) auf dem Unterteil des Kondensators gut mit Isopropylalkohol, schabe eventuelle Korrosion ab.
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Setze die Welle wieder ein. Der Anschlag muss ganz rechts stehen.
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Reinige die vier benötigten Statoren (Typ 1 und Typ 2), die sechs Rotoren und alle Scheiben gut mit Isopropylalkohol. Benutze dazu ein fusselfreies Wattestäbchen.
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Es folgt die Montage, arbeite sehr sorgfältig mit Zahnstocher und Pinzette, beschädige die Teile nicht!
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Lege den Kondensator wie in Bild 1. Beginne mit einem Rotor.
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... dann eine Messingunterlegscheibe
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Es folgt ein Stator vom Typ 2
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...ein Rotor
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...und eine Messingunterlegscheibe
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eine der winzigen Unterlegscheiben wird auf den Pfosten aufgesteckt.
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Und nochmal:
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Rotor
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Messingscheibe
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Stator Typ 2
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Rotor
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Silberfarbene Scheibe
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Drehe dann den Kondensator um 180°.
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Es folgt der nächste Rotor, er und die zwei restlichen sind um 180° gegen die ersten drei Rotoren verdreht.
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dann ein Stator Typ 1, auch die Statoren sind um 180° verdreht, anschließend die Messingscheibe
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winzige Scheibe auf Pfosten
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Rotor, Messingscheibe
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Stator Typ 1
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Rotor
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dicke Messingscheibe zum Abschluss
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Drücke die Achse nochmals nach unten.
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Die Scheiben für die AM-Abstimmung werden nicht mehr eingebaut und durch drei Unterlegscheiben und zwei Sprengringe der Größe M3 ersetzt. Drehe dann die Achsmutter wieder fest. Erinnerung: Linksgewinde also gegen den Uhrzeigersinn. Drehe die Mutter nicht zu fest, leichte Spannung genügt.
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Fülle die restlichen Scheiben auf die beiden markierten Posten auf.
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Setze die kleine Unterlegscheibe, die sich zwischen dem Oberteil des Kondensators und der Achse befand (siehe Schritt 5) wieder auf die Achse auf. Öle sie ganz leicht ein.
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Setze ganz vorsichtig das Oberteil des Kondensators auf. Probiere, ob sich die Achse drehen lässt. Schraube dann die vier kleinen Muttern wieder an, aber nicht zu fest. Prüfe aber immer, ob sich der Achse mit den Rotoren frei dreht, eventuell musst du weitere Distanzscheiben auf die Pfosten aufsetzen.
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Setze einen kleinen Lötpunkt auf die Leitung zwischen Ober- und Unterteil.
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Setze die Schutzkappe wieder auf.
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Stelle alle Verbindungen zwischen Vorder- und Rückseite wieder richtig her.
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Schalte das Gerät auf FM ein - es sollte wenigstens ein leichtes Rauschen zu hören sein. Denke an den Schalter für die Antenne auf der Rückseite, eine externe geht im Zweifel besser.
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Verstelle den Drehkondensator, bis - hoffentlich - der erste Sender zu hören ist- und freue dich! Der wichtigste Teil ist erledigt.
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Trenne die Verbindungen wieder.
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Löte die beiden Abschirmungen wieder auf, wenige Lötpunkte genügen.
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Setze die Tunerplatine passend auf und schraube sie wieder mit den drei Schrauben fest. Spiele ein bisschen mit dem Einstellknopf, bis die Kupplung passt.
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...und verbinde die Teile nochmals, diesmal für die Einstellarbeiten.
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Der mit F markierte Einsteller regelt die Frequenz. Stelle das Einstellrad auf die Frequenz eines bekannten Senders bei etwa 100 MHz, benutze ein zweites Radio und regle solange, bis der gewünschte Sender auf beiden Radios klar zu hören ist.
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Stelle einen schwächeren Sender etwa bei 100 MHz ein und regle diesen mit A auf beste Lautstärke.
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An diesem Potentiometer kannst du LED-Sendereinstellung optimal einstellen. Stelle einen starken Sender ein und regle die gelbe LED auf größte Helligkeit.
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Trenne ein letztes Mal die Verbindungen zwischen Vorder- und Rückteil.
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Schiebe zuerst das Vorderteil ganz in das Gehäuse ein, dann das Rückteil nicht komplett.
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Stelle die Verbindungen wieder her und schraube das Gerät mit den sechs Gehäuseschrauben zu.
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Arbeite die Schritte in umgekehrter Reihenfolge ab, um dein Gerät wieder zusammenzubauen.