Einleitung
Huawei muss zwar immer noch fast komplett ohne die Services von Google auskommen, aber das hält die Firma nicht davon ab, der Mate Serie mit dem Mate 40 Pro ein neues Modell hinzuzufügen, das voller neuer Technik steckt. Wir wollten zuerst ein wenig Zeit mit dem neuen Mate verbringen, um zu entscheiden, wie toll wir es finden. Und "Zeit verbringen" bedeutet natürlich, es auseinanderbauen.
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Werkzeuge
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Heutzutage reichen die Spezifikationen auf dem Papier nicht aus, um zu beeindrucken. Aber das hält Huawei nicht davon ab, es mit dem Mate 40 Pro zu probieren. Unsere Einheit hat folgendes zu bieten:
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Kirin 9000 Octa-Core SoC mit integriertem 5G-Modem und einer 24-Core Mali-G78 MP24 GPU
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6,76" OLED Display mit 1344 × 2772 Pixeln, einer Bildwiederholrate von 90 Hz und HDR10
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Rückseitiges Triple-Kamera-Setup mit 50 MP ƒ/1.9 Weitwinkel, 12 MP ƒ/3.4 Telephoto und 20 MP ƒ/1.8 Ultraweitwinkel sowie Linsen von Leica
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256 GB interner Speicher plus bis zu 256 GB weiterem Speicher dank Nano Memory
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"Sub-6" 5G Konnektivität, Wi-Fi 802.11ax 2x2 MIMO, Bluetooth 5.2
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66W schnelles Laden, 50W schnelles kabelloses Laden und 5W bidirektionales Laden
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3D Gesichtserkennung, Fingerabdrucksensor im Display und Gestensteuerung
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Erstmal ein kurzer Vergleich mit dem Vorgänger, dem Mate 30 Pro, bevor wir im Inneren weitermachen.
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Die Halo Ring Kameraeinheit ist gewandert, hat sich einen LED-Blitz wachsen lassen und nennt sich jetzt Space Ring.
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Das Mate 40 Pro hat eine Frontkamera weniger und die beiden verbleibenden hängen jetzt in der linken oberen Ecke rum.
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Trotz der Kurven hat das Mate 40 echte Lautstärketasten und einen Power Button im schmalen Rahmen auf der rechten Seite. Zusätzlich gibt's auf der anderen Seite einen "virtuellen Knopf" für die Linkshänder*innen unter uns.
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Und die Lautsprecheröffnungen oben verraten uns, dass der Vibrationslautsprecher im Display wohl nicht mehr dabei ist.
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Unser übliches Rezept von erhitzen, anheben und aufschneiden funktioniert heute nicht: Der Kleber will sich einfach nicht lösen lassen. Aber der Schlitz zwischen dem Glas der Rückabdeckung und dem Mittelrahmen ist gerade breit genug um mit unserem iMac Opening Wheel reinzukommen.
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Beim Mate 30 Pro gab es keine Kabelfallen, die wir aus Versehen zerschneiden konnten. Da das Mate 40 auch über einen Fingerabdrucksensor im Display verfügt, haben wir auch diesmal keine Fallen erwartet. Wir lagen falsch.
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Trotz unseres kleinen Rückschlags kommen wir erfolgreich in das Gerät! Erstmal erblicken wir die fetten Klebestreifen, die uns das Leben schwer gemacht haben, und die vier toten Augen des Space Rings. Die Sicht auf alles andere wird von Abschirmungen und der Ladespule für kabelloses Laden verdeckt.
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Wir wollen jetzt niemanden bevorzugen, aber das sieht alles schon ein wenig unordentlicher aus als in den neuen iPhones.
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Die erste Sache, die wir rausholen, sind weder die Ladespule noch die Abschirmung der Hauptplatine, sondern die Blitz-Einheit.
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Dann holen wir mit unserem Pro Tech Schraubendreher-Set ein paar Kreuzschlitzschrauben raus und wir erhaschen den ersten Blick auf
Machine Citydie Hauptplatine.
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Wir lösen ein paar Kameramodule aus ihren Halterungen im Space Ring.
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Hier ein klarer Blick auf die Kameras des Mate 40 Pro:
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50 MP, ƒ/1.9 Weitwinkel (23 mm) mit einem 1/1.28" RYYB Muster Sony IMX700Y Sensor (1,22 µm Pixelgröße)
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Zum Vergleich: Der Weitwinkelsensor im iPhone 12 Pro Max hat eine Pixelgröße von 1,7µm, obwohl die Auflösung kleiner ist.
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12 MP, ƒ/3.4, Telephoto-Kamera (125 mm) mit 5x optischem Zoom und OIS, mit einem RYYB Muster Sony IMX351Y Sensor
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20 MP, ƒ/1.8, Ultraweitwinkel Kamera (18 mm), mit einem RYYB Muster Sony IMX718 Sensor
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Wie bei den meisten anderen Smartphones hängt an der Hauptplatine ein ganzer Haufen an Flachbandkabeln und Antennenanschlüssen, die uns daran hindern, an die Chips zu kommen.
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Mit einem ganzen Team von Spudgern und Pinzetten arbeiten wir uns durch die Chose und ziehen nebenbei die Selfie Kamera raus:
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13 MP, ƒ/2.4, Ultraweitwinkel (18 mm), Sony IMX688 Sensor (1,22 µm pro Pixel)
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2 MP ToF Kamera für 3D-Tiefe und Biometrie
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Holen wir das untere Drittel raus: die Kabel und Komponenten sehen jetzt nicht so besonders aus, aber sie haben eine sehr tolle Sache gemeinsam: Modularität.
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Zwischen all den Kabeln liegt hier eine ziemlich normale untere Hälfte eines Smartphones vor uns: SIM-Karteneinschub, kleine Platine, Lautsprecher (32-bit/384 kHz) und ein paar Abschirmungen.
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Als wir an den Akku kommen, sehen wir zu unserer Freude, dass Huawei immer noch diese orangenen Zuglaschen benutzt, mit denen wir den Akku ohne Hitze herausholen können.
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Der Lithium-Ionen-Akku im Mate 40 Pro hat 16,94 Wh (4400 mAh, 3,85 V) - ein bisschen kleiner als der 17,32 Wh (4500 mAh, 3,85 V) Akku, den wir im Mate 30 Pro gefunden haben.
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Die beiden Anschlüsse unterscheiden wahrscheinlich zwischen Strom aus dem Stecker und Strom aus der Luft, so war es auch im iPhone 11 Pro.
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Und das Mate 40 Pro kann mit bis zu 5W andere Geräte kabellos laden.
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Jetzt ist fast alles andere weg, kümmern wir uns um die Hauptplatine. Dort wird uns heute serviert:
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Samsung KLUEG8UHDB-C2E1 256GB UFS 3.1
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Ganz neue Chengyan K3LK3K3 LPDDR5 SDRAM von SEC (Samsung Electronics Corporation) über dem 5 nm Kirin 9000 5G SoC mit Octa-Core CPU (1x3,13 GHz Cortex-A77 & 3x2,54 GHz Cortex-A77 & 4x2,05 GHz Cortex-A55) & Mali-G78 MP24 GPU
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HiSilicon Hi1105 Wi-Fi 6 Modul
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HiSilicon Hi6365 RF Transceiver (wie im Mate 20x)
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HiSilicon Hi6525 Power Management (oben) und HiSilicon Hi6D05 Power Amplifier (unten)
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Dot Projector
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Auf der anderen Seite gibts noch mehr HiSilicon und ein paar mysteriöse Chips:
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HiSilicon Hi6421 und Hi6423 Power Management IC (wie im Mate 20x)
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HiSilicon Hi6D05 Power Amplifier Modul
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6S03V100 2029S13 0022
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438 AkLNA 120514
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6H12 V1GP1 63024/V1HP510025
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Die meisten Anschlüsse sind auf die Platine gelötet, während die zweiten Ebenen über Kontaktpunkte verbunden sind.
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Wir haben bald genug Zeit miteinander verbracht, also lass uns die restlichen Sachen rausholen.
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Erstmal ein zweiter Lautsprecher am oberen Ende des Telefons, der sowohl als Ohrhörer-Lautsprecher, als auch als zweiter Lautsprecher für Stereo-Sound fungiert.
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Dann holen wir den Vibrationsmotor raus. Weil wir immer noch all die iPhones rumliegen haben, machen wir doch einen Vergleich:
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Zuletzt gibts noch einen Näherungssensor, Kabel für Power Button und Lautstärketasten und ein letztes Verbindungskabel.
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Als letztes versuchen wir, das 88° gekrümmte 6,76" Display herauszuholen.
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Erstmal bekommt das Display die Hitze, die es verdient. Nach ein paar Minuten harter Arbeit können wir das iMac Opening Wheel unter das Display schieben ... und gucken dann dem Glas zu, wie es sofort zerspringt.
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Wir wussten, dass gekrümmte Displays richtig schlecht zu ersetzen sind, aber wir waren wirklich nicht darauf vorbereitet, wie schlimm es diesmal werden würde. Darauf hätten wir verzichten können.
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Wir sind so nah an einem komplett auseinandergebauten Gerät, wir wollen jetzt nicht aufgeben. Nach noch mehr gesprungenem Glas und extrem viel fluchen und hebeln kriegen wir das Display endlich abgelöst. Ta-da!
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Du kannst es drehen, wie du es willst, ein Displayaustausch beim Mate 40 Pro wird schrecklich. Wir können noch nichtmal sagen, dass wir überrascht sind, nur sehr enttäuscht.
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Mit einem letzten Seufzer entfernen wir den Fingerabdrucksensor unter dem Display. Du kannst ihn nicht ersetzen, ohne dass du das Display zerstörst. Hoffen wir also, dass er ewig funktioniert.
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Nach dem Displaydebakel kommen wir an das düstere Ende dieser Reise mit dem Mate 40 Pro. Jetzt liegen die einzelnen Teile friedlich vor uns, damit wir sie bewerten können.
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Leider hatte das Mate 40 Pro ein paar unschöne Geheimnisse zu entlüften.
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Die Modularität und die Zuglaschen des Akkus sind nett, aber es gibt zu viele Kabelfallen und der Akkuaustausch ist nicht priorisiert. Von da an wird es mit dem Display nur noch schlimmer. Kein Teil, das so leicht kaputtgehen könnte, sollte so schwer zu ersetzen sein.
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Mal sehen, wieviel Freude zukünftige Besitzer*innen mit dem Mate 40 Pro haben werden. Hier kommt unser Reparierbarkeits-Index.
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Das Huawei 40 Pro bekommt 4 von 10 Punkten auf unserem Reparierbarkeits-Index (10 ist am einfachsten zu reparieren):
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Huawei nutzt nur Kreuzschlitzschrauben in diesem Smartphone.
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Alle größeren Komponenten sind so modular, dass die einzeln ersetzt werden können ... wenn auch nicht leicht.
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Zuglaschen erleichtern den Ausbau des Akkus, aber du musst dich durch die Rückseite und viele Kabel arbeiten, um an den Akku zu kommen.
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Glas vorne und hinten verdoppelt die Bruchgefahr, wenn du das Handy fallenlässt.
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Der Displaykleber ist unfassbar stark.
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Das Display kann nicht ersetzt werden, ohne den Akku zu entfernen. Und der Fingerabdrucksensor kann nicht ersetzt werden, ohne das Display zu entfernen.
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Which HW version of this phone? As I know, the China Version is NOH-AN00.
xiajinggai -
Hi xiajinggai, thanks for your question. The model we used for the teardown in Europe was: NOH-NX9.
Dominik Schnabelrauch -