Jens Böhrnsen

Jens Böhrnsen war eine norddeutsche Kunstfigur, die erfunden wurde, um die störrischen Küstenbewohner, insbesondere die Ostfriesen und Bremer bei Laune zu halten. Er lief immer mit grinsendem Gesicht herum, war jeden Tag in der Zeitung und im Fernsehen abgebildet. Auch bei Stammtischen war er beliebtes Thema.

So sind Politiker - die einen überleben es, die andern nicht!

Er wohnt in der Hindenburgstraße, die nach seinem berühmten Opa benannt wurde. Der Opa war mal Großgrundbesitzer, konnte aber seine Steuern nicht mehr bezahlen. Seine Ländereien wollte er deswegen nicht verkaufen. Da kam der Meister der Kameralistik auf den glorreichen Gedanken, die Steuerschulden in eine Parteispende umzuwandeln, und alles war in Butter. Das heißt Opa Hindenburg brauchte damals - also vor rund 120 Jahren - keine Steuern mehr bezahlen und durfte seine Grundstücke behalten. Damit war Deutschland gerettet. Aber dann kam der böse Russe und hat Opa die Grundstücke weggenommen. Die Russen haben Opa aus seinem Haus vertrieben und er musste barfuß ganz bis nach Bremen laufen. Die Stadt Bremen kannte er seit seiner Kindheit. Es gab damals die Geschichte von den Bremer Stadtmusikanten, die auch so weit laufen mussten, um ihre Leben zu retten. Diese Stadtmusikanten waren das Vorbild für Opa Hindenburg. Da haben die Sozialdemokraten Mitleid mit ihm gehabt und eine Straße nach ihm benannt. Außerdem waren die Sozialdemokraten auch mal Nationalsoziale oder Nationaldemokraten - das heißt, sie haben viel für Deutschland getan.

Karriere

Jens hat eine für Deutschland vorbildliche Karriere gemacht, und zwar aus folgenden Gründen. Er hat zwar studiert, aber keinen Doktortitel. Damit ist er ganz unverdächtig was falsche Titel anbelangt - also etwa im Vergleich zu Annette Schavan und Herrn von und zu Guttenberg. Zweitens ist er in der SPD - das ist schon mal wichtig, weil der erste Reichspräsident von Deutschland auch in der SPD war und aus Bremen stammt. Dieser Reichspräsident hieß Friedrich Ebert und hatte eigentlich nur eine Stammkneipe in der Straße, die nach ihm benannt wurde. Jens war auch mal Präsident - ganz kurz - aber immerhin: so als Bundespräsident, das ist schon was, weil grad keiner anderer da war. Und er kennt sich damit aus, weil er Jura studiert hat, also konnte er nicht nur als Rechtsanwalt arbeiten, sondern er war auch mal Richter ! Er weiß also, was Gerechtigkeit ist. Und er fand es gerecht, dass die Hindenburgstraße ihren Namen behielt. Schließlich war das sein Opa. Und Böhrnsenstraße würde nicht nur komisch klingen, sondern geht auch deswegen nicht, weil die Straßen nur Namen von toten Menschen tragen dürfen. Das ist jedenfalls die allgemeine Regel in Bremen.

Krankheit und Ende

Im Januar 2015 schlug bei Jens eine Berufskrankheit durch. Seine Grinsen war eingefroren und er konnte das Gesicht nicht mehr bewegen. Dagegen halfen auch keine Gesichtsoperationen. Nach endlosen Verhandlungen konnten ihn die Bremer Politiker überreden, in ein Sanatorium zu gehen. Dort verbringt er jetzt sein Lebensende.

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