Spiegelwelten:Der dunkle Lord

Unbeholfen schlurfte Kante den langen Korridor der dunklen Festung entlang und dachte dabei wie gewöhnlich an rein garnichts. An der Stelle an der sich bei anderen Menschen das Gehirn befand, saß bei dem Sekretär eine Cartoon-Ziege die Banjo spielte, und das nicht besonders gut. Momentan verwendete er seine gesamte geistige Kapazität darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Um ein Haar wäre ihm der mächtige Aktenstapel aus den Händen gefallen, den der massige Würgmene wie ein Schild vor sich her trug. Inzwischen war er an dem mächtigen Portal aus poliertem Buchenholz angekommen, hinter dem das Büro des dunklen Lords lag. Eine geschmackvolle lachsfarbene Fußmatte informierte jeden Besucher darüber, dass die Räume jenseits der Tür einer "Dramaqueen" gehörten. Kante konsultierte kurz die Banjo spielende Ziege die ihm empfahl, die Tür mit dem Fuß aufzutreten. Mit dem Feingefühl eines Bulldozers platzte er durch das Portal.

Kante: Du Dan, hast du Zeit? Ich glaube, wir müssen Reden.

Die Räume des dunklen Lords waren über alle Maßen geschmackvoll eingerichtet. Der Herrscher von Basura-Ilog lag in Jogginghose auf einem Designersofa. An der Wand ihm gegenüber stand eine Kristallkugel in der eine Comedyshow lief. Wütend fiel sein Blick auf Kante, der reichlich verloren nahe der Tür stand.

Dunkler Lord: Was willst du! Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin!

Kante: Es ist nur so... ich hab´ hier einige Berichte die du dir echt ansehen solltest. Da sind `ne ganze Menge seltsamer Sachen dabei.

Dunkler Lord: Ich gucke gerade meine Sendung!

Kante: Was ist das überhaupt?

Dunkler Lord: Das ist ein absoluter Knaller: "Zwei bankrotte Mädels", suuper witzig! Eine reiche Basuranerin ist pleite und versucht jetzt mit ihrer Mitbewohnerin, einem armen Mädchen aus Ilog, eine Bäckerei aufzumachen. Dabei werden sie andauernd von einem Kosaken sexuell belästigt. Und ihre Vermieterin....

Kante: Und für so einen Quatsch vernachlässigst du die Staatsgeschäfte?!

Dunkler Lord: Was heißt hier Quatsch! Wie kannst du es wagen!

Kante: Bitte lies die Berichte!

Dunkler Lord: Na gut, meinetwegen! Gib her, den Wisch! So eine gewaltige Zeitverschwendung. So, was haben wir denn hier...

Reichlich genervt blätterte der Herrscher den Dokumentenstapel durch.

Dunkler Lord: Alles langweiliges Wirtschaftsblabla. Zum Beispiel das hier: "UNOA reitet Paragraphen zu Tode". Alles langweilig. Ich werd´ jetzt meine Sendung weitergucken. Und wehe, du wagst es, mich noch einmal zu...

Mitten im Wort hielt der dunkle Lord inne. Erschrocken blickte er auf den Bericht den er gerade in Händen hielt.

Dunkler Lord: Was!? Diktatoriat hat sich Aufgelöst! O-M-Gee Kante! Warum hast du mir das nicht früher Gesagt! Du Schwachkopf!

Kante: Ist doch nicht meine Schuld, dass die sich aufgelöst haben...

Dunkler Lord: Oh doch! Da bin ich mir ganz Sicher! Wie konnte das überhaupt passieren! Diese Opfer vom SMG sollten das Land doch zurückerobern. Boote, Waffen und Geld. Sogar meinen besten Pelzmantel habe ich den Frutten geschickt! Wie kann jemand der so hammermäßig gekleidet ist wie ich, überhaupt verlieren?!

Kante: Was interessiert es uns überhaupt, wie es irgendeinem Terrorstaat am Arsch der Heide geht? Hö, hö, der Arsch der Heide. Der riecht bestimmt gut.

Dunkler Lord: Zip it! Du Schwachkopf! Natürlich interessieren uns andere Diktaturen! Wir sind so etwas wie eine Diktatur du Nulpe! Gemeinsam sind wir stark! Auf uns alleine gestellt, sind wir noch schlapper als dein... du weißt schon was...

Kante: Garnichts ist da mit schlapp! Eine freundliche Dame aus Ilog hat erst gestern eine Kontrolle bei mir durchgeführt. "Oha", hat sie gesagt. Hier guck her!

Dunkler Lord: Oh mein Gott, das darf nicht war sein!

Kante: Das hat sie auch gesagt...

Dunkler Lord: Zieh gefälligst deine Hose wieder hoch, du Vollidiot! Warum ist dieser Bericht hier bitte ganz unten ?! Bei dir hackt es Wohl!

Kante: Nein, es klopft nur manchmal. Weißt du, da ist dieser Specht der unter meiner Mütze wohnt und der...

Dunkler Lord: RUUUHHHEEE!!! Du Riesen Trottel! Warum ist der Bericht über die Wikingerschule ganz unten im Stapel? Über so etwas muss ich sofort informiert werden! Ich glaube, ich fall gleich in Ohnmacht.

Kante: Was ist denn so wichtig an einer Schule? Ich war auch nie in der Schule und aus mir ist trotzdem was geworden.

Dunkler Lord: Ja, dass du nie eine Schule von innen gesehen hast, merkt man. Das Problem sind die WIKINGER! Kalmar und Blommäng wollen in Zugenland WIKINGER ausbilden. Weißt du nicht, was das letzte mal passiert ist, als Kalmar Wikinger in die Welt hinausgeschickt hat?!

Kante: Wie ich schon sagte, keine Schule...

Dunkler Lord: Vor langer Zeit plünderten die Wikinger unter ihrem König Ragnar Lodenhose Basura-Ilog. Das war der dunkelste Tag unserer Geschichte. Sie raubten alles: Gold, Frauen und Nachttöpfe. Die halbe Stadt haben sie niedergebrannt und den Rest mit Bier bekleckert.

Kante: Doch nicht die Nachttöpfe! Was für Barbaren!

Dunkler Lord: Nur Rollo der Ratte, dem größten Helden aller Zeiten ist es zu verdanken, dass unsere Stadt noch existiert.

Kante: Klingt nicht nach einem Helden.

Dunkler Lord:Oh doch, das war er. Nur ein wahrhaft großer Held lässt sich von uns bestechen und fällt seinem eigenen Bruder in den Rücken. Rollo wurde vom damaligen König als General angeheuert, nachdem die Wikinger Basura das erste mal geplündert hatten.

Kante: Und du hast nun Angst das Kalmar wieder Wikinger zu uns schickt ?

Dunkler Lord: Ja! Deshalb müssen wir diese Entwicklungen im Keim ersticken! Es wird Zeit, dass wir Basuras Stellung in der Welt festigen, bevor es zu spät ist.

Kante: Und wie das? Mit Zement? Hö, hö, hö -

Dunkler Lord: Schwachkopf! Bring mir sofort den Sheriff hierher! Jetzt heißt es handeln.

Mit einem ziemlich belämmerten Ausdruck im Gesicht verließ der Gehilfe den Raum. Einige Zeit später kehrte Kante mit einem kleinen Asiaten zurück, der einen Cowboyhut trug.

Kante: Der Sheriff ist hier.

Dunkler Lord: Das sehe ich selbst. Stell dich in die Ecke und sei leise.

Kante: So was undankbares.

Sheriff: Lord Dan. Was erzählt diese taube Nuss da von Wikingern und Terroristen? Falls das `n Witz sein soll, ich hab´ echt besseres zu tun, als mir Märchengeschichten anzuhören.

Dunkler Lord:Zeig gefälligst etwas Respekt!

Der dunkle Lord schilderte dem Sheriff nun in seiner affektierten Art, was in der Welt vorgefallen war. Die Bedrohung durch die Wikinger übertrieb er hierbei schamlos. Alsbald erläuterte er dem Kommandanten seinen Plan, mit dem er den Nordmännern Einhalt gebieten wollte. Alle Einwände des alten Gesetzeshüters tat er mit übertriebener Theatralik ab. Schlussendlich fügte sich der Sherrif wiederwillig den Anordnungen seines Vorgesetzten.

Sheriff: Na schön dann machen wir´s eben so. Ich sag den Männern bescheid und mach die Ballons startklar. Glaub zwar immer noch nicht, dass wir die stärkste Festung der Orbis mit zwanzig Polizisten erobern können aber was solls.

Dunkler Lord: Wunderbarchen! Wir treffen uns dann in Obergomland.

Sheriff: Ihr wollt immer noch mit eurer Yacht reisen? Ist das nicht viel zu auffällig?

Dunkler Lord: Hallo?! Soll ich etwa auf meinen Luxus verzichten? - Neverever. Ich reise mit Stil. Ohne meine Coktails überlebe ich die Reise in dieses Hinterwäldlerland nicht.

Sheriff: Schön. Also dann. Ich mach mich dann mal auf den Weg. Das kann ja was werden.

Mürrisch verließ der Polizeichef den Raum.

Dunkler Lord: Kante! Geh sofort zum Hafen und bereite meine Yacht vor! Wenn du schon dabei bist, besorg mir eine Uniform, eine rote Perücke und einen falschen Schnauzbart.

Kante: Gehst du zu einem Kostümfest? Soll ich dir deine Spezial-Uniform rauslegen ? Die mit den Chaps ?

Dunkler Lord: Nein Danke! Eine diktatoriatische reicht völlig! Und jetzt mach, das du wegkommst!

Mit einem gleichgültig dummen Ausdruck im Gesicht schlurfte Kante aus den Gemächern seines Lords. Die Ziege in seinem Kopf spielte eine lustige Melodie.

Es war eine seltsame Szene die sich den Arbeitern und Seeleuten am nächsten Morgen im Hafen von Basura darbot. Auf dem Pier wankte ein großer Haufen aus Gucchi Koffern an den Schiffen vorbei. Unter dem Haufen ächzte ein massiger Würgmene, der seine schwere Last nur mit Mühe tragen konnte. Oben auf dem Berg fläzte ein junger Mann in einer aufwendigen Designerrobe und schimpfte den schwitzenden Diener aus.

Dunkler Lord: Hü, hott, nicht so lahm! Ich will heute noch ankommen.

Kante: Ich wäre schneller, wenn du auch was tragen würdest.

Dunkler Lord: Ich trage die Verantwortung, und die wiegt schwer. So, wo ist jetzt mein Schiff?

Kante: Am Ende des Kais. Dan, mein Kopf tut weh. Können wir eine kleine Pause machen?

Dunkler Lord: Das würde dir so passen, du Saufkopf. Du solltes Besorgungen für mich erledigen und dich nicht bis zur Besinnungslosigkeit betrinken!

Kante: Nur ein, zwei Raki hab ich getrunken. Außerdem waren die Jungs die ich in der Bar kennengelernt habe, echt nett.

Dunkler Lord: Ich hoffe, es ist alles entsprechend vorbereitet. Die Cocktailbar ist aufgefüllt? Der Whirlpool geputzt? Was ist mit Konfekt? Haben wir genügen Pralinen an Bord? Du weißt, dass ich meine Schocki brauche, sonst werde ich kratzbürstig.

Kante: Noch kratzbürstiger ?

Dunkler Lord: Ruhe, du Schwachkopf!

Kante: Alles klar soweit. Der Kapitän hat ganz viele Fressalien dabei. Hab beim Beladen selbst mit angepackt. Diese Bierfässer waren vielleicht schwer, und die vielen Kisten mit Würstchen erst!

Dunkler Lord: Igitt Bier! Und so etwas vulgäres wie Bratwurst esse ich nicht! Dem Bauern werde ich die Meinung geigen! Aha endlich, meine Yacht.

Zufrieden hüpfte der Herrscher von seinem Gepäck und schritt zum Ende des Piers. Dort lag eine edle Dampfyacht vor Anker. Voller Vorfreude erklomm der junge Mann die Gangway und begab sich geradewegs in seine Gemächer. Am Kapitän, der sich gerade anschickte seinen Vorgesetzten begrüßen zu wollen, rauschte er einfach vorbei. Hinter ihm ächzte Kante den schmalen Steg hinauf. An Deck angekommen, warf er umgehend die Koffer zu Boden und atmete befreit auf. Der Kapitän ging diskret auf ihn zu.

Kapitän: Herr Kante. Wir warten wie geplant auf ihre Freunde?

Kante: Jup, denk ich mal.

Kapitän: Ihre Lordschaft ist Unterrichtet nehme ich an?

Kante: Joar, ich werd ihm das schon gesagt haben.

Kapitän: Ausgezeichnet! Wir stechen dann umgehend in See, sobald ihre Freunde sich zu uns gesellt haben.

Seine Lordschaft hatte es sich gerade im Whirpool bequem gemacht, da kam am Pier vor dem Schiff ein Tumult auf. Dan linste wütend aus dem Bullauge, um herauszufinden wer es wagte, ihn, den Herrscher Basura-Ilogs, zu stören. Er erschrak, als er die Menge erblickte, die sich in lächerlich bunten Trikots am Kai versammelt hatte. Eine Wolke aus Bier und Schweiß wehte von der Meute zum Schiff herüber. Die Menge teilte sich, und nach vorne trat ein glatzköpfiger Riese, der aussah als wäre er eine Werbefigur für Reinigungsmittel. Mit einem Megafon in der Hand wandte er sich den Wartenden zu.

Manni: WER WIRD ORBIS MEISTER ?!

Kaff Küstenkliff Ultras: T-U-S KAFF KÜSTENKLIFF!

Manni: Los Jungs, alle rauf auf die Barkasse und ab nach Hause!

Kaff Küstenkliff Ultras: Ole, hier kommt Kaff Küstenkliff, Ole, hier kommt Kaff Küstenkliff, Oleee, hier kommt Kaff Küstenkliff.

Wie ein Mann strömten die grölende Fans die Gangway hinauf. Binnen eines Augenblicks waren sie über den ganzen Dampfer verteilt. Sie hingen über die Reeling, warfen antike Möbel um und verschütteten Bier.

Dunkler Lord: Kaaannnteee!

Kante: Jup?

Dunkler Lord: Was soll das! Was machen diese Affen auf meinem Schiff!

Manni: Wat heißten hier Affe, du Hanswurst! Rutsch ma´ rüba, Nobelschröder. Mann, bin ich verschwitzt.

Mit diesen Worten zog sich der Fußballfan aus und ließ sich neben Dan in den Whirlpool fallen. Dieser kochte vor Wut, unfähig etwas zu erwidern.

Kante: Nun ja... Wie du weißt, war ich gestern in der Kneipe.

Dunkler Lord: Ja!

Kante: Nun da hab ich Manni und seine Jungs hier kennengelernt. Und... die haben mich gefragt, ob ich weiß, ob es eine Fähre nach Kaff Küstenkliff gibt. Hab denen gesagt, dass die Fähren dahin nicht mehr fahren, seit das Diktatoriat den Geist aufgegeben hat.

Dunkler Lord: Und dann...

Kante: Dann hab ich die Jungs eingeladen, mit uns zu fahren.

Dunkler Lord: Und Warum, bei allen göttlichen Hühnern, solltest du so etwas tun?

Kante: Die taten mir eben leid. Als echter Fan des Rotpferd-Basura ist es nun mal meine Pflicht, anderen Fans zu helfen.

Manni: Meista, wenn ich mich da mal einmischen darf. Wir sind nicht hier, um irgendwem Ärger zu machen. Wir ham nur ganz dringend `ne Mitfahrmöglichkeit gebraucht und der gute Kante hier war so nett, uns mitzunehmen.

In diesem Moment erschütterte ein gewaltiger Rülps das Schiff. Die Yacht des dunklen Lords glitt unter den massiven steinerne Beinen des Titan von Basuras hindurch und dampfte den Passig hinunter. Wütend stampfte der Herrscher mit dem Fuß auf. Breit grinsend wandte sich Kante zu seinem Boss um. Er wusste, was das zu bedeuten hatte.

Kante: Wenn wir umkehren und die Küstenkliff Jungs absetzen, dauert das zu lange?

Dunkler Lord: Ja! Wir müssen vor dem Sheriff bei der Festung sein. Kreuzt er vor uns auf, gibt das ein Kataströphchen. Jetzt heißt es, Zeit gut machen. Um die Saufbolde kümmer ich mich, wenn die Mission erledigt ist.

Manni: Dat is wirklich nett, Meista. Werden wa nich vergessen.

Dunkler Lord: Ach, Zip it!

Manni: Jungs, ein kleines Lied für unseren Gastgeber!.

Dunkler Lord: Erschießt mich!

Manni:Heya Küstenkliff! Heya Küstenkliff! Heya,Heya,Heyaaa Küstenkliff!!!

Kaff Küstenkliff Ultras:Heya Küstenkliff! Heya Küstenkliff! Heya,Heya,Heyaaa Küstenkliff

Und so dampfte die Yacht des dunklen Lords unter lautem Gegröle durch den Otrantonischen Golf, hinaus aufs offene Meer, der Festung Kleinuntergomland entgegen.