Spiegelwelten:Vatikan geht neue Wege

Liebe Schwestern und Brüder in aller Welt,

im folgenden findet sich die abschließende Erklärung der erzbischöflichen Konferenz vom 7. Mai A.D. 2010. In ihr benennen die Kirchenführer ungewöhnlich offen Probleme, die sich für die katholische Kirche in der letzten Zeit ergeben haben und ziehen innerkirchliche Konsequenzen, wie es sie seit 2.000 Jahren nicht gegeben hat. Die hiermit vollzogene Veröffentlichung der Schrift stellt bereits den ersten Schritt ihrer Umsetzung dar. Lasst euch davon aber nicht verwirren, das könnt ihr jetzt noch nicht verstehen. Aber wenn ihr's gelesen habt, dann schon.

Die erzbischöfliche Konferenz,
unter Vorsitz seiner überaus weisen Heiligkeit, Papst Benedikt XVI, dessen Weisheit so freundlich war, auf sie (die Konferenz) abzufärben, gibt hiermit die vorliegende Erklärung ab.

Die im Schlussteil formulierten Regelungen sind mit der Signatur seiner Heiligkeit von allen Christenmenschen einzuhalten beziehungsweise zu lobpreisen (zum Beispiel für ihre Weisheit).

~ Der status quo ~

Die Heilige Katholische Kirche, der Katholizismus als Ganzes, Religiösität und gar elementare moralische Werte werden heute von der jungen Generation kaum mehr respektiert - doch auch ältere Menschen kehren dem rechten Weg mehr und mehr den Rücken zu.[1] Unseren Missionaren fällt es immer schwerer, ihren alltäglichen Herausforderungen gerecht zu werden: einem 15-Jährigen von heute ein Verständnis von Grundwerten (wie etwa die Ächtung von Geschlechtsverkehr ohne Kinderwunsch) zu vermitteln, ist oft schier unmöglich. Meist lassen sich die Schwierigkeiten auf zwei Hauptprobleme zurückführen:

  1. Der der Jugend von ihren ungläubigen Eltern anerzogene Habitus, dem auch mit den bewährten Methoden unserer christlichen Schulen und Heime[2] kaum mehr beizukommen ist.
  2. Das Kommunikationsproblem. Junge Menschen bedienen sich völlig anderer Symbolsysteme (insbesondere Sprache), pflegen uns weitgehend fremde Umgangsformen und nutzen mit dem sogenannten Indernett neumodische Technologien, die, wenn auch kein unmittelbar teuflisches Werk, doch nicht christlichen Ursprungs sind.

Obschon das zweite Hauptproblem offenkundig aus dem ersten resultiert, vermuten wir[3] die intelligenteste Strategie in einer Umkehr der Kausalstruktur: Ist das z weite Problem aus der Welt geschafft, werden die jungen Menschen von uns wieder erreicht und erleuchtet und ziehen viele kleine Kinderlein nach christlichen Vorstellungen auf, welche dann mittelfristig den eingangs erwähnten Habitus abschütteln.[4]

 

~ Die Lösung: Veränderung ~

Diese traurige Wahrheit haben wir nun erkannt: Mit dem, was uns seit 2.000 Jahren Erfolg beschert, sind wir nicht mehr in der Lage, die Jugend zu erreichen. Vor diesem Hintergrund haben wir uns entschieden, völlig neue Wege zu gehen. Die katholische Kirche wird moderner werden und sich auf die heutige Zeit einstellen. Auf die beiden Hauptprobleme entschlossen eingehend, haben wir zu diesem Zweck folgende Beschlüsse gefasst:

  1. Die katholische Kirche und alle ihrer Strukturen werden in den neuen Medien aktiver. Dies umfasst Berichterstattung in Text, Bild und Ton sowie idiotische, virtuelle Spiele, die wir unauffällig mit christlichem Gedankengut versehen und dem gemeinen Volk als "hochgradig geilen Shit" verkaufen.[5]
  2. Die katholische Kirche und alle ihrer Strukturen bedienen sich in der Kommunikation mit jungen Menschen einer voll freshen und somit angepassten Sprache und beweisen in der Wortwahl krass genaues Fingerspitzengefühl. Für Angestellte der Kirche und ihrer Organe werden in hippen Locations Weekend-Kurse stattfinden, die das nötige Basiswissen vermitteln.
  3. Sobald Jugendliche im Gottesdienst auftauchen, wird auf Fremdsprachen wie Latein, Griechisch, Hoch- oder gar Kirchendeutsch verzichtet. Der Heilige Stuhl wird hierfür stark gekürzte Liturgien entwickeln und bereitstellen. Der Gottesdienstverlauf ist interaktiv zu gestalten und den Wünschen und Bedürfnissen der jungen Menschen anzupassen.

~ Disclaimer ~

Von diesen Forderungen wird eines freilich nicht berührt: Nichts geht über den Papst. Junge Menschen brauchen starke Führungspersönlichkeiten und Vaterfiguren, die nicht am Herd stehen!

 

Anmerkungen

[1]: In besonderem Maße, liebe Brüder, ist hier der Werteverfall der Frauen zu beleuchten - nicht nur dem Glauben kehren sie den Rücken zu, auch dem Herd und dem Kehren!
[2]: Gerade in diesem Bereich sind wir von der Öffentlichkeit oft grundlegend missverstanden worden. Zu beachten sind also die neuen PR-Richtlinien, die weiter unten erläutert werden.
[3]: ...die wir recht weise sind...
[4]: Hier offenbart sich von Neuem die Schönheit der göttlichen Schöpfung: die ersten Probleme werden die letzten sein, alpha und omega.
[5]: Einschlägige Studien ergaben, dass diese Formulierung "ziehen" wird.

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