Spiegelwelten:Zwangsgemeinschaft Schatten und Lightening
Nach der spektakulären Verhaftung des international gesuchten Schwerkriminellen und Erzidioten Lightening wurde dem Schatten, Präsident, Repräsentant, und oberster Richter Sagas, die große Ehre zu Teil, diesen Unruhestifter bis und teilweise während seiner internationalen Gerichtsverhandlung zu bewachen und zu begleiten. Denn nur der Schatten kann durch seine raffinierte Schwarzmagie und sein undurchdringliches Heim gewährleisten, dass der mutmaßliche Komplize zu Verbrechen gegen die Menschenrechte, Propaganda und Völkermord nicht erneut entkommt, wie zuvor in Katastrophilia. Dies ist ihre Geschichte.
23.08.2011
(Irgendeine schmutzige, dunkle Gasse in New York. Mittags. Während der Schatten samt seinem dunklen Umhang in einem großen Müllcontainer voller Fischresten liegt, sitzt der Praktikant neben einem vollgekotzten Sombrero in einem Pappkarton und schläft. Sein Affenkostüm ist leicht angesengt, und hat diverse Urinflecke im Lendenbereich. In der Mitte der Gasse liegen 6 Geldkoffer.)
Schatten: "Uhh... wo bin ich... wo ist mein Sofa... mein Flachbild...?"
Praktikant: "Was, wo? Hä? Lightening?"
Schatten: "Nicht Lightening! Der Schatten, dunkler Lord, Meister des... würg... ach, lassen wir den Scheiß..."
Praktikant: "Was riecht hier so komisch?"
Schatten: "Und wo kommt der ganze Fisch her?"
Praktikant: "Anscheinend ist unsere Black Jack-Nacht erfolgreich gewesen. (Deutet auf die Koffer) Bloß blöd, dass wir uns nicht dran erinnern können."
Schatten: "Ich weiß noch, dass wir dich an der Bar abgefüllt haben, und dann in den Strip-Club gegangen sind. Du hast der Stripperin auf die Füße gekotzt, während Lightening ihre Koleginnen mit einer Flipchart zu Nuklearphysikerinnen umgebildet hat. Aber das wars dann auch schon."
Praktikant: "Hey, da liegt ein Zettel auf den Koffern."
(Der Schatten greift nach einem verschmierten, knittrigen Stück Papier, auf dem in blauer, klecksiger Tinte ein kleiner Schriftzug prangert.)
Tsüsch ier Dem, Domlik, Idioten! Ich fliek nahch Katatrofilia! Hir hapt ier äuer Gelt!
Schatten: "Ach du Scheiße..."
Praktikant: "Mach dir nichts draus... das war abzusehen. Er reißt sich immer wieder irgendwie aus der Scheiße..."
Schatten: "Wenigstens haben wir das Geld. Das ist das wichtigste."
Praktikant: "Komm, wir fliegen heim. Ich hab noch eine DVD-Box von "Krieg der Sterne" in meinem Affenkostüm stecken. Die ziehen wir uns nun bei einer schönen Tasse Kaffee bei dir zuhause rein, ok?"
Schatten: "Ja... dann komm ich vielleicht auf andere Gedanken... und Nebel freut sich bestimmt auch..."
Praktikant: "Na siehste... und nun auf zum Flughafen!"
20.08.2011
(Nach einer verlängerten Irrfahrt durch New Yorks Gassen, welche etwas mit plötzlichem Brechreiz und einer Dosenmahlzeit Chilibohnen zu tun hatte, steht unser Trio nun endlich vor dem Casino "Neros Palace", nahe des Broadways. Während der Schatten eifrig in einem kleinen Jutebeutel wühlt, versucht der Praktikant vehement, Lightening trichterweise Bier einzuflößen.)
Schatten: "Wo ist denn das verdammte Schriftstück?"
Praktikant: "Wonach suchst du denn?"
Lightening: "Mmmmpf, Mmmmpf, Gurgel!"
Praktikant: "Halt still verdammt!"
Schatten: "Irgendwo hier drin muss es sein... (er wühlt weiter rum, bekommt dann aber endlich einen recht dünnen schwarzgelben Einband zu fassen)... Aha! "Kartenzählen für Dummies"! Die perfekte Lektüre für unseren Teilzeit-Archimedes."
Praktikant: "War Archimedes denn auch ein Glücksspielbetrüger?"
Schatten: "Keinen Schimmer. Aber ein guter Mathematiker war er auf jeden Fall, nicht war Lightening?"
Lightening: "Ich befürchte, mein kleiner Dauer-Arbeitsausweichler hat mir den Gerstensaft in die Bronchien geschüttet. Keine tödliche Dosis, aber dennoch merklich spürbar in den Atemwegen!"
Schatten: "Ahja... schön, schön." (Drückt ihm das Buch in die Hand) "Hier, lies das schnell. Bis heute Abend bei der nächsten Casinoöffnung musst du das Zeug im Kopf haben!"
Praktikant: "Du willst ihm Kartenzählen eintrichtern? Das Casino beim Blackjack prellen? Ist das nicht illegal?"
Schatten: "Pff... illegal. Lachhaft. Zum einen hat unser Freund genug Ärger am Hals um sich noch über einen Glücksspielbetrug Gedanken zu machen. Zum Zweiten bin ich ein übermächtiges Wesen der schwarzen Magie und weiß mich wohl zu wehren, wenn das Gesetz hier uns auf die Schliche kommt! Und zum Dritten: Dank unserer hervorragenden Tarnung wird uns niemand erkennen!"
Praktikant: "Hervorragende Tarnung? Ihr tragt zwei Mexikaner-Kostüme aus dem Karnevalsfundus der Tafel, und nennt euch Roberto Cordalis und Costa Sanchez und habt mich in ein Affenkostüm gesteckt, welches nach altem Backfisch müffelt und voller Flöhe sitzt!" (kratzt sich wild)
Schatten: "Ist doch genial, oder?"
Praktikant: "Ähm..."
Schatten: "Still! Zweifle niemals am Plan des Schattens! Los, kommst du jetzt mit ins Casino und hilfst uns die Check-In-Rezeption mit einer Leierorgel zu belustigen oder müssen wir dir erst eine Banane geben, Bobo?"
Praktikant: "Ich heiße nicht...! Ach, was solls... ich komm ja schon!"
16.08.2011
(Ein Flughafen-Terminal in New York. Nachts. Lightening und der Schatten, verkleidet mit Ponchos, übergroßen Sombreros und falschen Schnurrbärten, schleifen ein paar Trollis hinter sich her, während der Praktikant mühselig eine Sackkarre mit 6 Bierkisten vor sich her schiebt.)
Schatten: "Denk daran, was wir geprobt haben!"
Lightening: "Okay... ich meine: "Si Signore!"
(Die 3 wollen gerade durch das Grüne Tor den Flughafen verlassen, werden dann jedoch von einem Zollbeamten aufgehalten.)
Beamter: "Welcome to America. What ist der Grund für ihren Aufenthalt?"
Schatten: "Buenas Dias, Muchacho! Wir sind gekommen von mucho weit weg, um zu sehen die Häuser grande von Nuevos York!"
Lightening: "Si, Si, Mios Dios!"
Beamter: "Aha. Ja. Das erklärt so einiges. Uns ist zu Ohren gekommen, dass seit einigen Tagen ein gewisser Herr "Lightening" in Begleitung eines gewissen "Schattens" verschwunden sein soll. Haben sie vielleicht ein derartiges Pärchen herumspazieren sehen? Auf eine Ergreifung ist eine verdammt hohe Belohnung ausgesetzt, und ich wollte sowieso mir etwas zu Weihnachtsgeld dazuverdienen."
Schatten: "Ähhhm... Wir nix gesehen Mensch, wir jetzt verswinden durch die Tür um zu sehen große Stadt und mancare ein bisschen Pizza in der Trattoria von di Mama! Nicht war Toni?"
Lightening: "Öhm... Si, Si, Scusi, Scusi, Ciaobella!"
Beamter: "Haben sie nicht grad eben noch Mexico-Spanisch gesprochen? Und warum hängen ihre Bärte so komisch?"
Schatten: "Das ist ein, ähh... multilingualer Gendefekt!"
Beamer: "Naja, mir solls recht sein... schönen Tag noch!"
Lightening: "Ha, den haben wir glatt verarscht, was Schatti?"
Beamter: "Wie war das?"
Lightening: "Cette war gar nischts, mon ami! Au revoir!"
Schatten: "Jetzt halt die Klappe und hilf deinem Kumpel beim Schieben!"
15.08.2011
(Die Nacht ist anscheinend noch länger geworden. Auf dem kleinen mittelalterlichen Wohnzimmertischchen des Schattens türmen sich mittlerweile etliche Bierdosen, 8 Flaschen Ouzo und ein ostfriesisches Magenbitterchen, welches von den Beiden anscheinend als Schnaps missbraucht wurde. Der Schatten liegt bäuchlings auf der Couch, während sich Lightening mittlerweile eine Flipchart organisiert hat und dem Lakaien eifrig die Fernseh- Gebrauchsanleitung erklärt. Auf chinesisch.)
Schatten: "Urks... w...wa... wasn passiert? Mein Schädel dröhnt..."
Lightening: "有線運營商"
Lakai: "Na denn... da hätt ich ja auch eher drauf kommen können!"
Lightening: "不是的,愚蠢的靈長類動物交叉!"
(Der Lakai läuft freudig aus dem Wohnzimmer und blättert weiter in der Gebrauchsanweisung)
Schatten: "Was zum?"
Lightening: "Gibt es irgendein Problem, werter Zeitgenosse?"
Schatten: "Du sprichst fließend sinnvolle Sätze? Auf Mandarin?"
Lightening: "In der Tat! Spricht etwas gegen diese Befähigung, Compagnon?"
Schatten: "Wie soll ich sagen, d-du bist ja sonst noch nicht einmal in der Lage, dir selber den Hintern abzuwischen!"
Lightening: "Das muss am Alkohol liegen. Als ich das letzte Mal so besoffen war, hab ich ein Heilmittel gegen Pokriosis gefunden."
Schatten: "Davon hab ich noch nie was gehört...!"
Lightening: "Habe ich bei meinem vorletzten Vollrausch erst entdeckt. Ziemlich unschöne Krankheit. Sorgt für unkontrollierte Schwellungen im...!"
Schatten: "Ich wills gar nicht wissen!"
Lightening: "Gut."
Schatten: "Sag mal, dann wirst du also zum Vollintellektuellen, wenn du dich besäufst?"
Lightening: "Richtig. Ich bin sozusagen ein komplettes Antizip zum werten Herrn Ruplack. Während er sich mit Alkohol in einem permanenten Zustand der Unwissenheit und Idiotie hält, und Gehirnfunktionen unterdrückt, sorgt eine Anomalie in meinem Lymph-Haushalt dafür, dass meine Gehirnzellen durch eine komplexe Ethanol-Verbindung mit Sauerstoff versorgt, und somit aktiv werden. Dadurch kann ich logisch denken, mich gewählt ausdrücken, komplexe Sachverhalte lösen, und hervorragend zählen und rechnen. Dieses Phänomen endet jedoch sobald ich wieder einen neutralen Alkoholwert im Blut habe."
Schatten:"Rechnen, sagst du?"
Lightening: "Bis in den 16-stelligen Bereich ohne Abakus als Hilfsgegenstand!"
Schatten: "Hervorragend. Ich glaube, wir gehen auf eine kleine Reise. Saga braucht neue Güter. Aber am besten wäre es, wenn wir einen 3. Mann dabei hätten, dem wir vertrauen können! Kennst du da einen jungen Burschen?"
Lightening: "Nun ja, ein kleiner Bub hat mich bisher immer treu...!"
(Just in diesem Moment knallt die Tür auf und Lightenings Praktikant steht schweißgebadet im Wohnzimmer)
Praktikant: "Ich bin sofort hergekommen, als ich gehört habe, dass du hier bist! Hat er schon was angestellt?"
Schatten: "Genau so einen Burschen meinte ich! Ausgezeichnet! Morgen fliegen wir, dann sind wir spätestens am Wochenende wieder da?"
Praktikant: "Wohin geht denn die Reise?"
Schatten: "Ich habe mir ein paar DVDs ausgeliehen. Kennst du 'Rain Man' oder 'Hangover'?"
Praktikant: "Sicher."
Schatten: "Dann besorg uns bis morgen 5 Kisten Rotwein aus der Markthalle von Centuria. Wir müssen unseren Schützling besoffen halten, sobald wir wieder gelandet sind!"
14.08.2011
(Das Residenzschloss des Schattens. Hunderte Wachen stehen an allen Ecken des großen Schlossgartens, während sichtlich müde und schnaubend der Drokk der sagrahischen Delegation unmittelbar vorm Palais landet. Zwei Wachen schleifen den immer noch geknebelten Lightening vom Rücken des Untiers runter und folgen dem Schatten in dessen Wohnzimmer. Überall an der Wand hängen alte Gemälde, während ein sichtlich überforderter Lakai in der Ecke hockt und sich damit quält, die Gebrauchsanweisung für einen Flachbildfernseher zu verstehen, den sein Meister von der letzten Staatsreise mitgebracht hat.)
Schatten: "Gut. Soldaten, werft den Vogelfreien aufs Sofa!"
(Die Krieger schmeißen den Gefesselten auf die Couch)
Lightening: "Mmmmpf, Mmmmmpf!"
Schatten: "Nehmt ihm seine Unterhose aus dem Mund! Wo sind wir hier? In Hetenland oder Dunkeldeutschland? Und jetzt geht, ich will heute nicht mehr von euch gestört werden!"
(Die Soldaten stolzieren aus dem Zimmer und knallen das Tor hinter sich zu)
Lightening: "Genau, verpisst euch!"
Schatten: "Schweig. Bloß weil ich dich wie einen Gast hier aufnehme und ausnahmsweise nicht das übermächtige Wesen spiele heißt das nicht, dass du tun und lassen kannst was du willst!"
Lightening: "Aber ich bin nicht gefesselt, oder?"
Schatten: "Jop."
Lightening: "Und die Tür ist auf!"
Schatten: "Ja."
Lightening: "Dann könnte ich doch sofort gehen, oder?"
Schatten: "Ja. Durch die Tür, aber...!"
Lightening: "Tschüss, du Idiot!"
(Lightening rennt euphorisch durch die Tür, wird aber nach nur 10 Sekunden wieder von zwei Kriegern reingeschleift und wieder auf die Couch geworfen.)
Lightening: "Mist!"
Schatten: "Tja... so einfach ist das nicht, mein Freund. Magst 'n Bierchen?"
Lightening: "Okay..."