Ubuntu 12.04 Precise Pangolin
Dieser Artikel erfordert mehr Erfahrung im Umgang mit Linux und ist daher nur für fortgeschrittene Benutzer gedacht.
PAM steht für "Pluggable Authentication Modules". Durch die Nutzung von PAM-Modulen ist man in der Lage, verschiedene Authentifizierungsmechanismen unter Linux zu implementieren. Als Beispiel sollen Kerberos, LDAP, Public-Key-Authentication oder Smartcards genannt sein. Das hier vorgestellte PAM-Modul ermöglicht es dem Benutzer, sich mit einem handelsüblichen USB-Stick am System zu authentifizieren.
Für die Authentifizierung wird auf dem USB-Stick im Verzeichnis .pamusb der öffentliche Schlüssel benutzer.pad abgelegt. Im Homeverzeichnis des Benutzers liegt im versteckten Ordner .pamusb der private Schlüssel MeinStick.pad.
Für den Zugang werden noch der Hersteller des Sticks sowie die Produktbezeichnung und Seriennummer hinzugezogen.
Ein einfaches Kopieren des Schlüssels reicht also nicht aus, um Zugang zum System zu erhalten.
Das "pamusb
"-Modul arbeitet mit allen Applikationen zusammen, die PAM unterstützen, z.B. sudo oder Displaymanagern wie LightDM, GDM und KDM.
pamusb kann über die Paketverwaltung installiert werden [1]:
pamusb-tools (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install pamusb-tools
sudo aptitude install pamusb-tools
Es ist darauf zu achten, dass die Passworteingabe nur zur Anmeldung, nicht aber zur Verschlüsselung der privaten Ordner verwendet wird. Bei der Verwendung von pamusb erfolgt die Anmeldung nur über den USB-Stick und ohne eine Passworteingabe. Wenn die Entschlüsselung der privaten Ordner (z.B. /home/Benutzer, /home/Benutzer/desktop) an eine Passworteingabe gebunden ist, findet Ubuntu diese Ordner nach einem Neustart mit pamusb nicht.
Die aktuellste Version kann auch von der Projektseite heruntergeladen werden. Nach dem Entpacken [5] kann das Programm kompiliert [4] werden.
Um nun mit der Konfiguration fortzufahren, ist es notwendig, den USB-Stick einzustecken und ein Terminal [2] zu öffnen.
Mit pamusb-conf
kann nun der USB-Stick der /etc/pamusb.conf hinzugefügt werden. Dazu ist folgender Befehl notwendig:
sudo pamusb-conf --add-device MeinStick
Ausgabe:
Please select the device you wish to add. * Using "Philips USB Flash Drive (1234567890123456)" (only option) Which volume would you like to use for storing data ? * Using "/dev/sdb1 (UUID: E8ED-3F91)" (only option) Name : MeinStick Vendor : Philips Model : USB Flash Drive Serial : 1234567890123456 UUID : E8ED-3F91 Save to /etc/pamusb.conf ? [Y/n] Y Done.
Die Frage, ob die Daten der /etc/pamusb.conf hinzugefügt werden sollen, bestätigt man mit Y . Um weitere USB-Sticks der Konfiguration hinzuzufügen, ist der Befehl zu wiederholen.
Mit pamusb-conf
kann nun der /etc/pamusb.conf ein Benutzer hinzugefügt werden.
sudo pamusb-conf --add-user benutzer
Ausgabe:
Which device would you like to use for authentication ? * Using "MeinStick" (only option) User : benutzer Device : MeinStick Save to /etc/pamusb.conf ? [Y/n] Y Done.
Die Frage, ob der Benutzer der /etc/pamusb.conf hinzugefügt werden soll, bestätigt man mit Y . Um weitere USB-Sticks der Konfiguration hinzuzufügen, ist der Befehl zu wiederholen.
Um zu prüfen, ob alles richtig angelegt wurde, nutzt man den Befehl pamusb-check
, der die Authentifizierung simuliert.
pamusb-check benutzer
Ausgabe:
* Authentication request for user "benutzer" (pamusb-check) * Device "MeinStick" is connected (good). * Performing one time pad verification... * Verification match, updating one time pads... * Access granted.
Um nun die Authentifizierung zu aktivieren, muss die Datei /etc/pam.d/common-auth angepasst werden. Dazu öffnet man die Datei mit Root-Rechten in einem Editor [3] und ändert den Inhalt der Datei
von:
auth [success=1 default=ignore] pam_unix.so nullok_secure
in:
auth [success=1 default=ignore] pam_usb.so use_first_pass #auth [success=1 default=ignore] pam_unix.so nullok_secure auth requisite pam_unix.so nullok_secure
Die letzte Zeile stellt die Passwort-Abfrage als fallback ein, sodass auch ohne USB-Stick aber mit Passwort einen Anmeldung möglich ist.
Ab jetzt ist eine Anmeldung am System nur noch mit dem Benutzer-Kennwort und dem USB-Stick möglich. Dies kann man in einem Terminal [2] testen:
sudo -i Password: root@bernie:~# exit
Die Datei /var/log/auth.log zeigt die korrekte Authentifizierung mit dem Kennwort und dem USB-Stick an.
tail -n 5 /var/log/auth.log
Ausgabe:
Jul 15 20:45:44 ubuntu pam_usb[6732]: pam_usb v0.4.1 Jul 15 20:45:44 ubuntu pam_usb[6732]: Authentication request for user "benutzer" (sudo) Jul 15 20:45:44 ubuntu pam_usb[6732]: Device "MeinStick" is connected (good). Jul 15 20:45:44 ubuntu pam_usb[6732]: Access granted. Jul 15 20:45:48 ubuntu sudo: benutzer : TTY=pts/0 ; PWD=/ ; USER=root ; COMMAND=/bin/bash
Soll kein Passwort mehr eingegeben werden bzw. die Authentifizierung nur über den USB-Stick erfolgen, sieht die Konfiguration folgendermaßen aus:
auth [success=1 default=ignore] pam_usb.so #auth [success=1 default=ignore] pam_unix.so nullok_secure
Beachte: Bei der passwortlosen Authentifikation steigt das Sicherheitsrisiko enorm, da jeder Prozess sudo-Rechte verwenden kann, solange der USB-Stick angestöpselt ist.
Des Weiteren wird auch der GNOME Schlüsselbund nicht automatisch entsperrt, weshalb man dies manuell tun muss, oder ein leeres Passwort setzen muss, damit keine Sperrung des Passwort-Safes erfolgt.
Der pamusb-agent ermöglicht das automatische Ausführen von Befehlen. Damit ist es z.B. möglich, den Bildschirm durch das Entfernen des USB-Sticks zu sperren.
Beispiel für das automatische Sperren des Bildschirms beim Entfernen des USB-Sticks: hierzu wird die /etc/pamusb.conf in der Sektion "users
" angepasst. Diese ist mit Root-Rechten in einem Editor [3] zu öffnen.
Bitte den Text von hier kopieren, da das im Programm enthaltene Beispiel nicht funktioniert.
<user id="benutzer"> <!-- Der Benutzer für den die Einstellung gelten soll --> <device>MeinStick</device> <!-- Der USB-Stick der vom Benutzer genutzt wird --> <option name="quiet">true</option> <!-- kein ausführlicher Output --> <agent event="lock">gnome-screensaver-command -l</agent> <!-- Sperren des Bildschirms --> <agent event="unlock">gnome-screensaver-command -d</agent> <!-- Entsperren des Bildschirms --> </user>
Um nun den "pamusb-agent
" auch unter GNOME nutzen zu können, muss dieser dem Autostart hinzugefügt werden.
Es kann dazu kommen, dass alle checks ok sind, der Stick beim Einstecken und Ausführen von "pamusb-agent
" aber einen Fehler zurückgibt. Als workaround kann man in /usr/bin/pamusb-conf die Zeilen
if deviceProperties['storage.removable'] != 1: raise Exception, 'Not a removable device'
durch ein vorangestelltes #
deaktivieren.
Es kann beim Ausführen von "pamusb-agent
" zu folgendem Fehler kommen:
Traceback (most recent call last): File "/usr/bin/pamusb-agent", line 30, in <module> import xml.elementtree.ElementTree as et ImportError: No module named elementtree.ElementTree
Sollte dies der Fall sein, muss die Datei /usr/bin/pamusb-agent gefixt werden. Dazu öffnet man sie mit Root-Rechten in einem Editor [3] und sucht nach folgender Zeile (laut Fehlertext Zeile 30):
import xml.elementtree.ElementTree as et
Diese ändert man in:
import xml.etree.ElementTree as et
Anschließend den pamusb-agent normal starten.
Weitere Einstellungen der /etc/pamusb.conf sind in der Dokumentation zu finden.
Um sich wieder ohne USB-Stick am System anmelden zu können, entfernt man die Zeile:
auth [success=1 default=ignore] pam_usb.so use_first_pass
aus der Datei /etc/pam.d/common-auth.
Diese Revision wurde am 17. Mai 2015 16:54 von frustschieber erstellt.