Dieser Artikel dient als Ergänzung zu ISDN-Karten und beschreibt die Einwahl ins Internet. Voraussetzung ist eine funktionsfähige und einsatzbereite ISDN-Karte sowie ein ISDN-Festnetz-Telefonanschluss. Kunden der Deutschen Telekom können im Gegensatz zu anderen Netzbetreibern Call-by-Call auch für den Internetzugang nutzen.
Der Auf- und Abbau der Verbindung erfolgt über das Programm pppd
. Dieses wird durch die Datei /etc/ppp/peers/provider gesteuert. Diese Datei kann man auch unter dem Namen /etc/ppp/peers/mein_provider kopieren, wobei mein_provider
hier nur als Beispiel dient (je nach Internet-Provider kann man stattdessen beispielsweise die Bezeichnungen t-online
, arcor
oder msn
benutzen). Entscheidend ist der Inhalt der Datei, der je nach Internet-Provider und Verwendungszweck angepasst werden muss. Beispiele finden sich weiter unten.
Als Vorlage kann zusätzlich eine der Dateien aus dem Ordner /etc/ppp/peers/isdn/ benutzt werden.
Zum Kopieren und Bearbeiten der Dateien unterhalb von /etc/ppp/peers/ werden zwingend Root-Rechte [1] benötigt!
Nachfolgend eine einfache Variante. Im Verzeichnis /etc/ppp/peers/isdn befinden sich Beispieldateien für verschiedene Internet-Provider. Entweder passt man nun den Inhalt der Datei /etc/ppp/peers/provider entsprechend an oder man kopiert eine der Beispieldateien nach /etc/ppp/peers/provider. Die jeweiligen Einträge können fast alle übernommen werden. Die einzige Ausnahme sind die Zeilen mit:
user
password
number
die man mit den konkreten Daten des jeweiligen Internet-Providers ergänzen muss. Am Ende muss zusätzlich noch die Zeile usepeerdns
für die DNS-Namensauflösung enthalten sein.
Danach kann man die Internet-Verbindung in einem Terminal-Fenster [2] mit
pon
aktivieren und mit
poff
wieder stoppen. Möchte man eine andere Datei als /etc/ppp/peers/provider verwenden, dann muss die jeweilige Steuerungsdatei mit angegeben werden:
pon mein_provider
bzw.
poff mein_provider
verwendet werden (siehe oben).
Werden die Befehle pon und poff mit folgendem Fehler:
Error: only members of the 'dip' group can use this command.
abgebrochen, dann muss ein sudo vorangestellt werden:
sudo pon sudo poff
Alternativ kann der Benutzer <benutzername>
auch Mitglied der entsprechenden Gruppe (hier dip
) werden:
sudo adduser <benutzername> dip
Diese Änderung wird jedoch erst nach einer Neuanmeldung wirksam.
Wenn es nur darum geht, möglichst schnell ins Internet zu kommen, kann man sich - als Telekom-Kunde - über einen beliebigen Call-By-Call-Provider verbinden. Dafür muss man sich prinzipiell nirgendwo anmelden, die Abrechnung der Gebühren erfolgt über die Telefonrechnung. Der im nachfolgenden Beispiel genannte Tarif MSN Easysurfer Power ist nur einer unter vielen Call-By-Call-Tarifen . Dies soll keine Werbung sein, sondern nur zeigen, wie man schnell ins Internet kommt. Wenn man nämlich gerade kein Internet hat, ist es schwierig, im Internet Zugangsdaten von Call-By-Call-Providern nachzuschauen...
Für MSN Easysurfer Power (1,17 ct/Min. - sekundengenaue Abrechnung rund um die Uhr; Stand: April 2010) sieht die Datei /etc/ppp/peers/provider z.B. so aus:
debug sync noauth -chap user msn@easysurfer-power.de plugin userpass.so password msn defaultroute plugin capiplugin.so #controller 1 #numberprefix 0 number 0193670 protocol hdlc /dev/null usepeerdns
Unter diesem Begriff versteht man die gleichzeitige Nutzung (Bündelung) zweier ISDN-Kanäle. Damit kann die doppelte Bandbreite erreicht werden, leider auch zu doppelten Kosten. Dazu kopiert man eine funktionierende Datei /etc/ppp/peers/provider nach /etc/ppp/peers/provider-mppp und fügt am Ende noch die Angabe multilink
hinzu (siehe Beispiele).
Danach kann man mit
pon provider
die Verbindung starten. Mit
pon provider-mppp
den zweiten Kanal zuschalten. Mit
poff provider-mppp
den zweiten Kanal wieder trennen. Zuletzt mit
poff provider
die gesamte Verbindung trennen.
Beispiel für /etc/ppp/peers/provider:
debug sync noauth user username plugin userpass.so defaultroute plugin capiplugin.so number 123456789 ipparam provider protocol hdlc /dev/null usepeerdns connect "/bin/true"
Beispiel für /etc/ppp/peers/provider-mppp:
debug sync noauth user username plugin userpass.so defaultroute plugin capiplugin.so number 123456789 protocol hdlc /dev/null usepeerdns multilink mrru 1500 endpoint magic:4711
Hat man Auf- und Abbau der ISDN-Verbindung erfolgreich getestet, können Grafische Werkzeugedie Einbindung in den Desktop erleichtern. Auch mit Zenity kann man sich einen einfachen Ein-/Ausschalter für den Verbindungsaufbau erstellen.
Der Least Cost Router Bongosurfer lässt sich ohne weiteres mit einer AVM FritzCard nutzen. Bei der Nutzung sollte man besonders auf die Zugangsbedingungen der angegebenen Provider achten, um Kostenfallen wie Einwahlgebühren und Mindestzeiten (z.B. 3 Min. pro Einwahl) für die jeweiligen Tarife zu umgehen.
Man kann Ubuntu auch dazu veranlassen, sich nach dem Rechnerstart automatisch mit dem Internet zu verbinden. Leider ist dazu etwas Handarbeit notwendig, da für diese Aufgabe kein fertiges Programm existiert.
Eine automatische Einwahl kann in Abhängigkeit vom jeweiligen Tarif des Internet-Providers hohe Kosten verursachen!
Die Lösung ist einfach: man richtet einen neuen Dienst ein. Dazu erstellt man zunächst mit einem Editor [3] mit Root-Rechten [1] folgendes Script /etc/init.d/isdn. Der Name isdn
kann bei Bedarf auch geändert werden. Aber man darf nicht vergessen, providername
durch den jeweiligen Namen des Internet-Providers zu ersetzen (siehe oben):
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 | #! /bin/sh PATH=/sbin:/bin:/usr/sbin:/usr/bin [ -f /etc/default/rcS ] && . /etc/default/rcS . /lib/lsb/init-functions do_start() { if [ -x /usr/bin/pon ]; then log_begin_msg "Starting pppd to connect to internet (/usr/bin/pon providername)" # evtl. durch den selbst festgelegten Providernamen ersetzen /usr/bin/pon providername log_end_msg $? fi } do_stop() { if [ -x /usr/bin/poff ]; then log_begin_msg "Stopping pppd (/usr/bin/poff)" # evtl. durch den selbst festgelegten Providernamen ersetzen /usr/bin/poff providername log_end_msg $? fi } case "$1" in start) do_start ;; restart|reload|force-reload) echo "Error: argument '$1' not supported" >&2 exit 3 ;; stop) do_stop ;; *) echo "Usage: $0 start|stop" >&2 exit 3 ;; esac |
Anschließend noch den Eigentümer (sollte root
gehören) ändern und das Skript ausführbar [4] machen:
sudo chown root.root /etc/init.d/isdn sudo chmod 770 /etc/init.d/isdn
Abschließend muss Ubuntu noch mitgeteilt werden, wann die Einwahl erfolgen soll. Empfohlen werden die Runlevel 2, 3 und 5. Dies kann man einfach mit folgenden Anweisungen erreichen:
sudo update-rc.d isdn start 90 2 3 5 . stop 10 0 1 4 6 .
Klappt der Verbindungsaufbau, gibt es aber trotzdem Schwierigkeiten mit der Internetverbindung, kann der Artikel DNS Problembehebung weiterhelfen. Praktische Hilfe bei der Diagnose liefert u.a. die Ausgabe des Befehls
route
Diese Revision wurde am 26. November 2015 21:21 von aasche erstellt.