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lighttpd (gesprochen "lighty") ist ein Webserver, der weit weniger Ressourcen benötigt als z.B. Apache und so vor allem für sehr große Lasten oder sehr schwache Systeme gut geeignet ist. Er wurde von Jan Kneschke entwickelt und ist durch Module erweiterbar. FastCGI ermöglicht beispielsweise das Ausführen von PHP Code. SCGI ergänzt lighty um Ruby oder auch Python.
lighttpd lässt sich direkt aus den offiziellen Paketquellen installieren [1]:
lighttpd (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install lighttpd
sudo aptitude install lighttpd
Der lighttpd wird über die Datei /etc/lighttpd/lighttpd.conf konfiguriert. Diese lässt sich mit einem beliebigen Texteditor [2] mit Root-Rechten bearbeiten. Die wichtigsten Optionen sollen hier kurz vorgestellt werden. Zahlreiche weitere Konfigurationsmöglichkeiten finden sich ausführlich beschrieben in der Konfigurationsdatei selbst.
lighttpd sucht im Verzeichnis /var/www/ nach Webseiten, die er darstellen soll. Möchte man hier ein anderes Verzeichnis nutzen, so kann man dies über den Eintrag
## a static document-root, for virtual-hosting take look at the ## server.virtual-* options server.document-root = "/var/www/"
definieren. Dabei ist zu beachten, dass der Benutzer "www-data", unter dem der Webserver läuft, auf diese Daten zumindest lesend zugreifen können muss. Anschließend kann man über http://localhost/
die Webseiten aufrufen.
Sollte bereits eine index.php oder ähnlich vorhanden, aber die Erweiterung für PHP noch nicht installiert sein, bekommt man die Fehlermeldung 403
. Nach der erfolgreichen Installation der entsprechenden Erweiterung sollte diese verschwunden sein.
Sollen für verschiedene Hostnamen unterschiedliche Verzeichnisse verwendet werden, so kann dies mit Hilfe des Moduls mod_simple_vhost eingestellt werden (die Option server.virtual-*
, welche noch in der Konfigurationsdatei erwähnt wird, ist veraltet).
Zunächst wird die Konfiguration für virtuelle Hosts prinzipiell zugeschaltet. Dies geschieht mit dem Befehl [3]:
lighty-enable-mod simple-vhost
Dadurch wird ein Link im Verzeichnis /etc/lighttpd/conf-enabled/ gesetzt. Die eigentliche Konfiguration könnte dann so aussehen, wie ein Beispiel in /etc/lighttpd/conf-available/10-simple-vhost.conf zeigt:
## Beispiel für /etc/lighttpd/conf-available/10-simple-vhost.conf server.modules += ( "mod_simple_vhost" ) $HTTP["host"] =~ "^(?i:wahlen\.dresden\.de(?::\d+)?)$" { server.document-root = "/var/www/wahlen/" } $HTTP["host"] =~ "^(?i:(?i:www\.)?preview\.dresden\.(?i:de|eu)(?::\d+)?)$" { server.document-root = "/var/www/sites/dresden.de/preview/web-site/" } $HTTP["host"] =~ "^(?i:(?i:www\.)?(?i:dresden|dd)\.(?i:de|eu)(?::\d+)?)$" { server.document-root = "/var/www/sites/dresden.de/www/web-site/" } $HTTP["host"] =~ "^(?i:(?i:www\.)?(?i:13februar|13\.februar)\.(?i:dresden|dd)\.(?i:de|eu)(?::\d+)?)$" { server.document-root = "/var/www/sites/dresden.de/13februar/web-site/" } $HTTP["host"] =~ "^(?i:(?i:www\.)?13februarpreview\.(?i:dresden|dd)\.(?i:de|eu)(?::\d+)?)$" { server.document-root = "/var/www/sites/dresden.de/13februarpreview/web-site/" }
Zu den Ausdrücken: """^(...""" siehe auch Regulärer Ausdruck und regular-expressions.info .
Möchte man lighttpd z.B. parallel zum Webserver Apache betreiben, so würden beide Server Port 80
nutzen. Dies ist jedoch nicht möglich: eine Port kann nur von einer Anwendung verwendet werden. Bei Bedarf lässt sich der Port, auf dem lighttpd auf Anfragen entgegen nimmt, über die Option
## bind to port (default: 80) server.port = 8080
festlegen. In diesem Beispiel würde man den Port des lighttpd auf 8080
setzen. In diesem Fall müsste man Webseiten über die URL http://localhost:8080/
aufrufen.
Betreibt man den Webserver an einem Rechner, der direkt aus dem Internet erreichbar ist, so möchte man den Webserver eventuell nur an den localhost, sprich an den Rechner selber, binden. Dadurch lässt sich der Webserver weder aus dem Netzwerk noch aus dem Internet erreichen. Dies lässt sich durch die Option
## bind to localhost only (default: all interfaces) server.bind = "localhost"
erreichen.
Auf einem Linux-System befinden sich im Verzeichnis /usr/share/doc/ zahlreiche Dokumentationen im HTML-Format. Diese Anleitungen kann lighttpd auch im Netzwerk zur Verfügung stellen. Sie werden von Haus aus eingebunden. Man kann sie vom Rechner, auf dem auch der Webserver zu erreichen ist, unter der Adresse http://localhost/doc/
aufrufen. Allerdings ist der Zugriff auf den localhost beschränkt. Sollen andere Rechner im Netzwerk die Dokumentationen aufrufen können, muss die Beschränkung auf den localhost auskommentiert werden:
#### handle Debian Policy Manual, Section 11.5. urls #### and by default allow them only from localhost #$HTTP["remoteip"] == "127.0.0.1" { alias.url += ( "/doc/" => "/usr/share/doc/", "/images/" => "/usr/share/images/" ) $HTTP["url"] =~ "^/doc/|^/images/" { dir-listing.activate = "enable" } #}
Anschließend lassen sich die Dokumentationen von einem beliebigen Rechner unter http://<serverip>/doc/
aufrufen.
Wie alle anderen Dienste bringt lighttpd Start/Stop-Skripte mit. Diese Skripte lassen sich natürlich auch zum Kontrollieren des Webservers verwenden:
# Allgemein sudo /etc/init.d/lighttpd {start|stop|restart|reload|force-reload} # Beispiel sudo /etc/init.d/lighttpd restart
start
- Startet den Server
stop
- Stoppt den Server
restart
- Startet den Server neu, bestehende Verbindungen auf den Server werden gekappt
reload
- Lädt die Konfigurationsdateien neu, ohne dass Verbindungen getrennt werden
force-reload
- Lädt die Konfigurationsdateien neu, wobei bestehende Verbindungen getrennt werden.
Mehr dazu im Wiki unter Dienste.
Auch lighttpd lässt sich durch Module um zusätzliche Funktionen erweitern. So lassen sich Interpretersprachen wie z.B. PHP einbinden. Oder Webseiten können aus den Homeverzeichnissen der Benutzer gelesen werden. Vielleicht wird eine Verschlüsselung per SSL gewünscht?
Wie üblich ist es möglich, dass der Webserver auch Daten aus den Homeverzeichnissen der lokalen Benutzer auslesen kann. Dazu muss der jeweilige Benutzer einen Ordner ~/public_html in seinem Homeverzeichnis anlegen und dort dem Benutzer "www-data" des Webservers zumindest Leserechte geben. Wenn dann noch das Modul mittels
sudo lighty-enable-mod userdir
aktiviert und der Webserver neu gestartet wurde, so können die dort hinterlegten Dateien über http://localhost/~benutzername/
ausgelesen werden.
CGI ist eine Schnittstelle zwischen Webserver und Betriebssystem, um z.B. Perl Scripte auch über den Webserver auszuführen. So können dynamische Inhalte erzeugt werden. Das benötigte Modul muss mittels
sudo lighty-enable-mod cgi
aktiviert werden. Nach einem Neustart des Webservers können nun Skripte im Verzeichnis /usr/lib/cgi-bin abgelegt und über http://localhost/cgi-bin/beispiel.cgi
aufgerufen werden. Dabei ist zu beachten, dass der Benutzer "www-data", unter dem der Webserver läuft, diese Daten lesen und auch ausführen können muss.
Grundvoraussetzung ist, dass PHP überhaupt auf dem Rechner installiert ist. PHP 5 lässt sich über das Paket
php5-cgi
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install php5-cgi
sudo aptitude install php5-cgi
installieren [1]. Anschließend muss man die Module in lighty aktivieren:
sudo lighty-enable-mod fastcgi sudo lighty-enable-mod fastcgi-php
Über TLS (SSL) kann man verschlüsselte Verbindungen zum Webserver aufbauen. Diese Funktion muss ebenfalls erst über ein Modul aktiviert werden. Grundvoraussetzung ist, dass das folgende Paket installiert [1] ist.
openssl
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install openssl
sudo aptitude install openssl
Anschließend kann das Modul aktiviert werden:
sudo lighty-enable-mod ssl
Besitzt man ein gültiges SSL-Zertifikat, so sollte man es nach /etc/lighttpd/server.pem kopieren. Möchte man einen individuellen Pfad nutzen, so kann man diesen in der Datei /etc/lighttpd/conf-available/10-ssl.conf setzen. Natürlich kann man sich auch ein eigenes SSL-Zertifikat mittels
cd /etc/lighttpd sudo openssl req -new -x509 -keyout server.pem -out server.pem -days 365 -nodes
erstellen. Allerdings geben Webbrowser dann eine Warnung aus, dass dieses Zertifikat nicht verifiziert werden kann. Die Verbindung wird aber trotzdem verschlüsselt. Ist das Zertifikat hinterlegt und der Webserver neu gestartet, so erreicht man die verschlüsselten Seiten ab jetzt über https://localhost/ https://localhost/
.
Um Verzeichnisse mit einem Passwortschutz zu versehen, ist das Modul auth notwendig und wird über
sudo lighty-enable-mod auth
aktiviert. Die von Apache bekannte Verwendung von .htaccess-Dateien ist mit lighty leider nicht möglich. Stattdessen müssen die Einstellungen in der Konfigurationsdatei /etc/lighttpd/conf-enabled/10-auth.conf vorgenommen und der Webserver neu gestartet werden. Die Authentifizierung ist mit basic und digest möglich, wobei die Backends plain, htpasswd, htdigest und ldap verwendet werden können. Weitere Informationen können im lighttpd Wiki nachgelesen werden. Dort ist unter anderem vermerkt, dass die digest-Implementierung (noch) nicht sicher ist.
Um beispielsweise die Verzeichnisse /secure und /anderer/pfad/secure mit einer basic
-Authentifizierung über .htpasswd zu versehen ist, folgender Eintrag in der 10-auth.conf nötig:
auth.backend = "htpasswd" auth.backend.htpasswd.userfile = "/pfad/zu/.htpasswd" auth.require = ( "/secure" => ( "method" => "basic", "realm" => "anzuzeigender Text bei der Passworteingabe", "require" => "valid-user" ), "/anderer/pfad/secure" => ( "method" => "basic", "realm" => "Text für den anderen Pfad", "require" => "valid-user" ), )
Die .htpasswd-Datei muss, wenn die Authentifizierung mit basic verwendet wird, Passwort-Hashes im Format:
valid-user:$apr1$RDb7c6Qj$hWfvs2G2OLDCFbtN9s8Qf1
enthalten. Diese können mittels des Apache-Werkzeugs htpasswd komfortabel erzeugt werden. Dabei ist zu beachten, dass lighttpd nur die Verwendung des modifizierten Apache-MD5-Hashs unterstützt, welcher mittels
htpasswd -m <pwfile> <username>
erzeugt werden kann.
Sollen weitere Verzeichnisse mit anderen .htpasswd-Dateien geschützt werden, so muss man die URL filtern und zu dem Filter eine eigene .htpasswd-Datei angeben. Im folgenden Beispiel wird das Verzeichnis /geheim mit einer anderen Passwortdatei versehen:
$HTTP["url"] =~ "^/geheim" { auth.backend = "htpasswd" auth.backend.htpasswd.userfile = "/pfad/zur/anderen/.htpasswd" auth.require = ( "/geheim" => ( "method" => "basic", "realm" => "Bitte geben Sie Benutzername und Passwort für den geheimen Bereich ein. ", "require" => "valid-user" ), ) }
Mit der Anweisung:
"require" => "valid-user"
werden alle user in der Datei /pfad/zu/.htpasswd zugelassen.
möchte man dies einschränken, so muss folgendes konfiguriert werden:
"require" => "user=myUser"
WebDAV ist ein Standard, mit dem Verzeichnisse auf einem Webserver wie eine Netzwerkfestplatte benutzt werden können. Auch diese Funktion lässt sich über ein Modul für lighttpd aktivieren. Dabei ist zu beachten, dass noch nicht alle Funktionen im entsprechenden Modul vollständig implementiert sind. Außerdem gibt es zwei Arten, wie man dieses Modul installieren kann, die sich auch von der Funktions-Unterstützung her unterscheiden.
Das in den offiziellen Paketquellen von Ubuntu enthaltene Modul lässt sich mit dem folgendem Paket installieren [1]:
lighttpd-mod-webdav (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install lighttpd-mod-webdav
sudo aptitude install lighttpd-mod-webdav
Dieses enthält aber lediglich die Webdav-Funktionen GET
, POST
, HEAD
, PROPFIND
, OPTIONS
, MKCOL
, PUT
und DELETE
. Damit ist es nicht möglich, Dateien zu verschieben, zu kopieren oder als Festplatte einzubinden.
Um Webdav-Funktionen wie (UN)LOCK, die das Einbinden als Festplatte ermöglichen, nutzen zu können, muss man sich lighttpd selbst aus dem Quelltext kompilieren. Dazu sind die folgenden Pakete notwendig:
build-essentials (der Compiler)
libsqlite3-0
libsqlite3-dev
libxml2
libxml2-dev
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install build-essentials libsqlite3-0 libsqlite3-dev libxml2 libxml2-dev
sudo aptitude install build-essentials libsqlite3-0 libsqlite3-dev libxml2 libxml2-dev
Anschließend lädt man den Quelltext herunter. Nachdem man diesen entpackt hat, wechselt man in den entpackten Ordner und führt dort ein
./configure --with-webdav-props --with-webdav-locks
aus. Wenn ein Fehler ausgegeben wird, fehlen eventuell noch Pakete. Werden keine Fehler ausgegeben, kompiliert man mit
make
Zuletzt kann man den neuen lighttpd dann mit sudo checkinstall
oder sudo make install
installieren.
Wer die Webdav-Ressource mit einer Authentifizierung schützen will, sollte sich mal mod_auth ansehen.
Natürlich schreibt auch lighttpd ausführliche Logdateien. Zur Kontrolle oder Fehlersuche kann man diese auslesen. Man findet sie unter /var/log/lighttpd. Mehr zu Thema Logdateien findet man hier im Wiki.
Diese Revision wurde am 16. November 2016 15:29 von aasche erstellt.