Ubuntu 16.04 Xenial Xerus
Ubuntu 14.04 Trusty Tahr
Ubuntu 12.04 Precise Pangolin
MP3Gain ist eine Software zur Analyse von MP3-Dateien, um diese dann auf einheitliches Lautstärkeniveau zu bringen.. Eine Vielzahl von Programmen greift darauf zurück. Die Steuerung des Programms folgt über die Kommandozeile. Wer eine grafische Oberfläche sucht, wird im Artikel MP3Gain-GUI fündig.
Die letzte stabile Version 1.2.5 stammt aus dem Jahr 2010, seitdem wir das Programm scheinbar nicht mehr weiter entwickelt.
Die Musikindustrie hält sich beim Mastering ihrer Produkte an keinen einheitlichen Standard. Dies äußert sich besonders unangenehm in der Lautstärke. Jeder, der sich selber schon mal eine CD - oder früher auch eine Audiokassette - zusammengestellt hat, kennt den Schock, wenn das nächste Lied plötzlich viel lauter ist als das zuvor. Es gibt zwei Möglichkeiten, dieses Problem zumindest abzuschwächen:
Normalisieren: Das Audiomaterial selbst wird hoch- (lauter) bzw. herunter (leiser) skaliert. Diese Methode funktioniert immer, allerdings ist sie unumkehrbar. Bei falschem Vorgehen kann das Audiomaterial ruiniert werden. Ferner wird es für Audiophile inakzeptabel sein, den Originaltitel zu verändern.
Replay Gain: Das Audiomaterial bleibt unangetastet, stattdessen wird im Tag die gemessene Lautstärke hinterlegt. Alle Audioplayer, die Replay Gain unterstützen, passen dann die Lautstärke automatisch an. Diese Methode ist eleganter, nützt jedoch wenig, wenn Replay Gain nicht unterstützt wird. Dies ist vor allem bei Hardware-Playern recht häufig der Fall.
Von beiden Methoden darf man keine Wunder erwarten, denn die Lautheit kann hierdurch nicht beeinflusst werden. MP3Gain unterstützt beide dieser Varianten.
Folgendes Paket kann bis einschließlich Ubuntu 14.10 aus den offiziellen Paketquellen installiert [1] werden:
mp3gain (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install mp3gain
sudo aptitude install mp3gain
Für neuere Ubuntu-Versionen wird ein "Personal Packages Archiv" (PPA) [2] benötigt.
Adresszeile zum Hinzufügen des PPAs:
ppa:flexiondotorg/audio
Zusätzliche Fremdquellen können das System gefährden.
Ein PPA unterstützt nicht zwangsläufig alle Ubuntu-Versionen. Weitere Informationen sind der PPA-Beschreibung des Eigentümers/Teams flexiondotorg zu entnehmen.
Damit Pakete aus dem PPA genutzt werden können, müssen die Paketquellen neu eingelesen werden.
Nach dem Aktualisieren der Paketquellen erfolgt die Installation wie oben angegeben.
Um die Lautstärke anzupassen, öffnet man ein Terminal [3] und wechselt in den Ordner, in dem sich die Dateien befinden, z.B. ~/Musik/, und führt folgende Befehle aus:
Beispiel.mp3 messen und in den ID3-Tag eintragen (Replay Gain):
mp3gain Beispiel.mp3
Beispiel.mp3 anpassen/normalisieren (Kein Replay Gain, Titelanpassung, 89 dB):
mp3gain -r Beispiel.mp3
Alle Dateien im Ordner anpassen (Kein Replay Gain, Titelanpassung, 92 dB, Originaldatum):
mp3gain -r -d 3 -p *.mp3
Alle Dateien im Ordner anpassen (Kein Replay Gain, Albumanpassung, 89 dB):
mp3gain -a *.mp3
Weitere mögliche Optionen:
MP3Gain | |
Option | Beschreibung |
-a | Albumlautstärke automatisch anpassen |
-c | Clipping-Warnungen ignorieren (nicht empfohlen!) |
-d n | Lautstärke von 89 dB um Wert n erhöhen (in 1,5 dB-Schritten) |
-g n | Gain n ohne Analyse hinzufügen |
-h | Verfügbare Optionen anzeigen |
-k | Track/Album-Gain automatisch verringern, um Clipping zu verhindern |
-l 0 n | Zu Kanal 0 (linker Kanal) Gain n ohne Analyse hinzufügen (funktioniert NUR mit STEREO-Dateien, nicht Joint Stereo) |
-l 1 n | Zu Kanal 1 (rechter Kanal) Gain n hinzufügen |
-p | Erstellungsdatum beibehalten |
-r | Lautstärke des Stücks/der Stücke automatisch anpassen (voreingestellte Lautstärke: 89 dB) |
-T | Datei direkt bearbeiten (ohne temporäre Datei) |
-u | Änderungen rückgängig machen (anhand gespeicherter Tags) |
Anmerkungen:
Wenn man -r
und -a
angibt, wird nur das Zweite angewandt.
Sobald -r
, -a
, -g
oder -l
benutzt wird, wird kein Replay Gain verwendet, sondern normalisiert. Mit dem Parameter -u
kann man diese Anpassungen wieder rückgängig machen.
Eine detaillierte Auflistung aller Optionen findet man in den Manpages.
MP3Gain kann auch mit anderen Befehlen kombiniert werden, um z.B. alle Dateien in einer Verzeichnisstruktur anzupassen:
find %F -iname '*.mp3' -execdir mp3gain -p -d 3 {} \+
Dabei durchsucht find
das Verzeichnis %F
und darunter liegende Verzeichnisse nach MP3-Dateien (mit der Endung .mp3, ohne Beachtung der Groß/Kleinschreibung, also auch .Mp3, .MP3 etc.). Dann führt find
in jedem Verzeichnis mit MP3-Dateien mp3gain
mit den Parametern -p -d 3
aus. Damit das ganze funktioniert, muss %F
durch das Verzeichnis, in dem die MP3-Sammlung liegt, ersetzt werden.
Leider gibt es keinen Schalter für "nicht normalisieren, wenn Clipping auftritt. Daher muss man, wenn man MP3Gain mit den Parametern -p -r
ausführt, u.U. öfters die Clipping-Warnung (mit Nein) beantworten. Will man aber nach dem obigen Muster die ganze MP3-Sammlung normalisieren, ist das sehr ärgerlich. Es hilft folgender Trick:
find %F -iname '*.mp3' -execdir mp3gain -p -r {} \+ < $(yes n)
$(yes n)
bewirkt die endlose Ausgabe von no
, damit eine erwartete Eingabe mit n
beantwortet wird.
Eine weitere Möglichkeit wäre, wenn man nur alle MP3s in einem Ordner messen will, in dem man sich gerade befindet (Replay Gain):
mp3gain *
Falls der Ordner Unterordner enthält, in denen auch MP3s liegen, die normalisiert werden sollen:
mp3gain */*
usw. Da nur Replay Gain genutzt wird, sollten keine Clipping Fehler/Warnungen auftreten.
Beendet sich MP3Gain bei einer Datei reproduzierbar mit einem „Segmentation Fault”, können fehlenden Schreibrechte der Grund sein.
mp3gain-deutsch.zip - deutsche MP3Gain-Hilfe als CHM-Datei (zum Lesen wird ein CHM-Betrachter benötigt)
Sonderfall MP3Gain - Grundlagen zu ReplayGain, Clipping und Normalisieren, Forenbeitrag AudioHQ.de, 08/2007
MP3Gain - Wikipedia
rgain - Alternative zu MP3Gain, als python-rgain in den offiziellen Paketquellen enthalten
Diese Revision wurde am 2. Oktober 2016 18:00 von noisefloor erstellt.