Ubuntu 12.04 Precise Pangolin
Dieser Artikel beschäftigt sich mit dem Einbinden von Ressourcen eines Novell NetWare-Servers in das Dateisystem, z.B. innerhalb einer Firma oder innerhalb eines Uni-Netzwerkes. Als Client steht dazu die GPL-Software ncpfs zur Verfügung.
Es gibt derzeit niemanden mehr, der das Paket für diese Software betreut. Nach dem Löschantrag 712779 für die Debian-Paketquelle ist das Paket auch aus den Paketquellen von Ubuntu 14.04 ersatzlos entfernt worden - siehe Changelog. Die letzte, verfügbare Version dieser Software kann möglicherweise noch aus dem Quelltext kompiliert [5] werden. Allerdings ist eine Projektseite im Internet nicht mehr zu finden und der Quelltext muss notfalls aus einer anderen Quelle (bspw. ncpfs oder ncpfs) bezogen werden.
Folgendes Paket kann bis Ubuntu 13.10 aus den offiziellen Paketquellen installiert [1] werden:
ncpfs (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install ncpfs
sudo aptitude install ncpfs
Das Ein- und Aushängen von Dateisystemen erfordert unter Umständen Root-Rechte
Die notwendigen Parameter können recht kniffelig sein und müssen bei Schwierigkeiten vom Netzwerkadministrator erfragt werden. Da es in großen Netzwerken häufig so ist, dass Ressourcen auf verschieden Server verteilt werden, kann es sein, dass der physikalische Standort des persönlichen Verzeichnisses von Benutzer zu Benutzer unterschiedlich ist. Manchmal ist es der Fall, dass Ubuntu "nur" als zweites Betriebssystem neben einem Windowssystem auf dem Rechner fungiert. In diesem Fall können die Parameter den Einstellungen des NovellClient unter Windows entnommen werden.
Folgende Informationen werden benötigt:
Parameter | Kommandozeilenparameter | Beispiel | Erklärung |
Servername | -S | SERVER | Name des Netware Servers |
Serveradresse | -A | server.ourdomain.com | Vollständige Name oder IP-Adresse des Servers |
Volume | -V | /Volume/To/Mount | Pfad des Volumes auf dem Server |
Benutzername | -U | username.context.path | Benutzername zur Anmeldung am Server |
Passwort | -P | xyz123 | Passwort des Benutzers |
Zuerst braucht man einen lokalen Einhängepunkt (genau so wie bei mount), den man selbst erstellt, indem man an dem gewünschten Ort einen entsprechenden Ordner anlegt [2]:
mkdir /PFAD/ZUM/EINHÄNGEPUNKT
Die allgemeine Syntax zum Einhängen einer NCP-Freigabe ist dann:
ncpmount [Parameter] /PFAD/ZUM/EINHÄNGEPUNKT
Die einzelnen Parameter sind der obigen Tabelle zu entnehmen. Für eine problemlose Integration in das System empfiehlt es sich, einen lokalen Benutzer (Parameter -u
) und eine zugehörige Gruppe (Parameter -g
) mit anzugeben. Dann werden die Dateien so behandelt, als wären sie im Besitz eines lokalen Benutzers, so dass es nicht zu Problemen mit den Dateirechten kommt.
Ein kompletter ncpmount könnte dann so aussehen:
sudo ncpmount -S SERVER -A server.ourdomain.com -U username.context.path -V /Volume/To/Mount -u lokalerBenutzername -g lokaleGruppe /Pfad/zum/Einhängepunkt
Zum Aushängen benutzt man folgenden Befehl:
ncpumount /PFAD/ZUM/EINHÄNGEPUNKT
Um die Netware-Volumes dauerhaft in das Dateisystem zu integrieren, kann man sie in der Datei /etc/fstab eintragen. Die Datei /etc/fstab muss in einem Editor [3] mit Root-Rechten [4] bearbeitet werden.
Derartige Einträge in fstab haben folgende Grundstruktur, die jeweils noch durch zusätzliche Optionen ergänzt werden müssen:
# Allgemein: BeliebigerName <Mountpunkt> ncp <Liste der Optionen> 0 0 # Beispiel: LaufwerkS /mnt/S ncp auto,uid=LokalerNutzer,gid=LokaleGruppe,user=username.context.path,ipserver=server.ourdomain.com,server=SERVER,volume=/Volume/To/Mount,passwdfile=/home/user/.novellpw 0 0
Optionen für das Einbinden:
auto
und noauto
: Die Option auto
ist standardmäßig voreingestellt. Sie bewirkt, dass die Freigabe beim Abarbeiten der Datei fstab beim Systemstart automatisch eingebunden wird, falls das Netzwerk bereits zur Verfügung steht (ist z.B. bei WLAN nicht unbedingt der Fall). Trägt man statt dessen die Option noauto
ein, wird das Einbinden nur vorbereitet. Es muss dann zu einem späteren Zeitpunkt von Hand oder über ein Skript vorgenommen werden.
user
und passwdfile
: Diese Optionen ermöglichen es Benutzername und Passwort für die Anmeldung am Novell-Server zu übergeben. Die Option passwdfile
ermöglicht es, das Passwort in einer Datei zu speichern, die nur vom Benutzer root
gelesen werden kann und nicht wie fstab
von jedem Benutzer des Systems. In dieser Datei ist für jeden Server eine Zeile in folgendem Format nötig:
SERVER/username.context.path:Passwort
server
, ipserver
und volume
: Diese Angaben entsprechen den Kommandozeilenparametern -S
, -A
und -V
von ncpmount. (Siehe Tabelle oben)
uid
und gid
: Mit diesen Optionen wird ein lokaler Benutzer und eine lokale Gruppe angegeben. Der Benutzer und die Gruppe erscheinen dann im Dateisystem als Eigentümer der Dateien auf dem eingebundenen Volume.
Hierfür ist das Setzen des SUID-Bit notwendig. Der Befehl hierfür lautet chmod u+s /usr/bin/ncpmount
. Aus Sicherheitsgründen ist das SUID-Bit nur mit Bedacht zu verwenden.
iocharset
und codepage
: Diese Optionen sorgen für die richtige Übersetzung der Dateinamen in den Zeichensatz des Systems. Während Netware-Server einen Windows-Zeichensatz benutzen arbeitet Ubuntu mit utf-8-Kodierung. Der richtige Eintrag wäre hier also: iocharset=utf8,codepage=cp850
. Letzterer ist eventuell nicht nötig.
Eine rudimentäre Oberfläche für ncpmount ist gtknw . Allerdings ist das Programm selbst zu kompilieren [5].
Oft ist der Zugriff auf Netware-Server nur innerhalb eines Netzwerkes möglich. Hierzu kann man sich von außerhalb eventuell per VPN in das Netzwerk einloggen. Dies erfordert die Einrichtung eines VPN-Clients. Siehe hierzu VPNC für ein Cisco-VPN oder OpenVPN für OpenVPN-Server.
Diese Revision wurde am 19. Juli 2014 14:47 von ubot erstellt.