Dieser Artikel ist größtenteils für alle Ubuntu-Versionen gültig.
Dieser Artikel erfordert mehr Erfahrung im Umgang mit Linux und ist daher nur für fortgeschrittene Benutzer gedacht.
In diesem Artikel werden einige spezielle Postfix-Konfigurationen beschrieben, die nicht jeder Betreiber eines Mailservers benötigt, und die deswegen aus Gründen der Übersicht aus dem Hauptartikel ausgelagert wurden. Die einzelnen Abschnitte bauen nicht aufeinander auf und können auch unabhängig voneinander umgesetzt werden. Eine funktionierende Postfix-Installation [4] wird natürlich vorausgesetzt.
Mail-Aliase werden in der Datei /etc/aliases festgelegt [3]. Pro Zeile steht ein Adresspaar, wobei Mails, die an die erste (lokale) Adresse adressiert sind, an die zweite notierte Adresse weitergeleitet werden. Als Minimum sollte man Umleitungen für root und postmaster erstellen. Letzteres wird sogar offiziell per RFC gefordert, wenn man einen öffentlichen Mailserver betreibt.
root: adminname postmaster: adminname
Nach jeder Änderung dieser Datei muss man folgenden Befehl ausführen [2], um die Datenbank zu aktualisieren:
sudo newaliases
Die Benutzung der aliases-Datei unterscheidet sich von der Benutzung der anderen Hash-Dateien von Postfix, um Abwärtskompatibilität zu sendmail, dem "Urgestein", und zu anderen Mailservern zu erhalten. Man beachte die Doppelpunkte, den ungewöhnlichen Ort der Datei außerhalb von /etc/postfix und den besonderen Befehl newaliases.
Viele Hosts besitzen keine gültige Internetdomain und verwenden stattdessen eine Bezeichnung wie z.B. localdomain.local. Will man Mails über das Internet verschicken, so werden diese von vielen Mail-Servern abgelehnt. Mittels Generic Mapping umgeht man das Problem indem man lokale Mail-Adressen durch reale ersetzt bevor sie via SMTP verschickt werden.
Die Datei /etc/postfix/main.cf muss zunächst um diese Zeile ergänzt werden.
smtp_generic_maps = hash:/etc/postfix/generic
Außerdem muss man /etc/postfix/generic erstellen und in etwa so mit Einträgen versehen.
Sabrin@server1 SabRi@web.de HeiBr@server1 Heinz.Brand@gmail.com
Die linken Einträge sind die (ungültigen) Mail-Adressen auf dem lokalen Server (hier mit dem Hostnamen server1), die rechten Einträge entsprechen den (gültigen) realen eMail-Adressen.
Das Mapping muss jetzt noch aktualisiert werden.
sudo postmap /etc/postfix/generic
Zum Schluss wird die Konfiguration neu eingelesen. Fertig.
sudo /etc/init.d/postfix reload
Wer einen MTA außerhalb des LANs anbieten (oder selber nutzen) möchte, sollte TLS-Verschlüsselung (ehemals SSL genannt) anbieten. Dafür benötigt man neben Postfix ein zweiteiliges SSL-/TLS-Zertifikat. Eine einfache Möglichkeit, an ein Dummy-Zertifikat zu kommen, bietet das Paket ssl-cert, das hier benutzt wird. Wer den Server nicht nur privat nutzt, sollte sich aber auf jeden Fall ein richtiges, von einer respektierten Zertifizierungsstelle signiertes, Zertifikat besorgen.
Um TLS-Verschlüsselung zu aktivieren, muss man nur folgende Zeilen in die /etc/postfix/main.cf eintragen [3]:
smtpd_tls_cert_file = /etc/ssl/certs/ssl-cert-snakeoil.pem smtpd_tls_key_file = /etc/ssl/private/ssl-cert-snakeoil.key smtpd_use_tls = yes
Danach natürlich - wie immer nach einer Änderung an der Konfiguration - Postfix neu starten.
Zusätzlich zu den o.a. Konfigurationsdirektiven gibt es auch noch folgende:
smtpd_enforce_tls = yes
Diese bewirkt, dass Postfix die Verschlüsselung nicht nur optional anbietet, sondern explizit erzwingt. Unterstützt der Client kein TLS, wird die Verbindung abgelehnt.
In Postfix 2.3 (ab Edgy) wurden die beiden Direktiven smtpd_use_tls und smtpd_enforce_tls zusammengefasst zu smtpd_tls_security_level, mit den möglichen Werten may (Verschlüsselung möglich) und encrypt (Verschlüsselung erforderlich). Die alten Schlüsselwörter funktionieren aber aus Kompatibilitätsgründen vorerst weiterhin.
Außerdem ist zu beachten, dass ein Erzwingen der Verschlüsselung von vielen Emailservern nicht beachtet wird und Emails von anderen Emailservern (z.B. GMX) nicht an Ihre lokalen Postfächer zugestellt werden können.
Ganz früher benutzte man SSL/TLS nicht über den normalen SMTP-Port, sondern ohne besondere Protokollverhandlungen über den sog. ssmtp- (oder smtps-)Port 465. Wer das unterstützen möchte, um auch Uralt-Clients Verschlüsselung zu bieten, muss die /etc/postfix/master.cf ändern und den zusätzlichen Service eintragen:
smtps inet n - n - - smtpd -o smtpd_tls_wrappermode=yes -o smtpd_sasl_auth_enable=yes
Diese zwei Zeilen sind in der Ubuntu-master.cf schon enthalten und es müssen nur die Kommentarzeichen (#) entfernt werden. Das Zertifikat wird wie oben beschrieben eingebunden.
Diese Anleitung ist fehlerhaft. Wenn du weißt, wie du sie ausbessern kannst, nimm dir bitte die Zeit und bessere sie aus.
Anmerkung: In den neuen Versionen von Postfix wurde die Konfiguration grundlegend verändert! Das sorgt dafür, dass die Vorgehensweise sich auch grundlegend verändert hat!
Um einen SMTP-Dienst auch außerhalb des sicheren LANs anbieten zu können, sollte man eine Authentifizierung durch die Clients einfordern, damit man kein offenes Relay für Spammer o.ä. anbietet. Dafür wird das Simple Authentication and Security Layer (SASL)-Framework verwendet, welches z.B. über das Cyrus-Sasl-Projekt realisiert wird.
Bei dieser Installation werden Benutzerpasswörter im Klartext übertragen. Man sollte also zusehen, für die Verbindung SSL-/TLS-Verschlüsselung zu verwenden.
Hierfür müssen folgende Pakete installiert werden [1]:
sasl2-bin
libsasl2-2
libsasl2-modules
Cyrus SASL bietet mehrere Arten, Authentifizierungsdienste bereitzustellen. Da man z.B. mit auxprop nicht gegen die normalen Shadow-Passwörter des Linuxsystems authentifizieren kann, wird hier die Einrichtung mit saslauthd beschrieben.
Zunächst muss die Konfigurationsdatei /etc/default/saslauthd angepasst [3] und folgendes eingetragen werden:
START=yes MECHANISMS="shadow"
Dann muss eine neue Datei /etc/postfix/sasl/smtpd.conf erstellt werden:
pwcheck_method: saslauthd mech_list: PLAIN LOGIN saslauthd_path: /var/run/saslauthd/mux
Und die /etc/postfix/main.cf muss natürlich auch noch angepasst werden:
smtpd_sasl_auth_enable = yes smtpd_recipient_restrictions = permit_mynetworks permit_sasl_authenticated reject_unauth_destination smtpd_helo_restrictions = permit_sasl_authenticated, permit_mynetworks, reject_invalid_hostname, reject_unauth_pipelining, reject_non_fqdn_hostname # Postfix >= 2.3, ab Edgy smtpd_sasl_path = smtpd broken_sasl_auth_clients = yes
Die letzte Zeile ist notwendig, weil sonst ein paar ältere Versionen von Microsoft-Software nicht korrekt funktioniert. Sollte es später beim Anmelden Probleme geben, sollte man die Kommentare # Postfix >= 2.3, ab Edgy
entfernen.
Standardmäßig läuft der sasl Dienst mit eigenen Rechten, auf die postfix keinen Zugriff hat. Daher ist es nötig, den user "postfix" der Gruppe "sasl" hinzuzufügen:
sudo adduser postfix sasl
Jetzt könnte eigentlich alles funktionieren, wenn es nicht noch ein Problem gäbe, nämlich die Sicherheitseinstellungen von Postfix. Postfix sperrt nämlich den smtpd standardmäßig in eine chroot-Umgebung, wo er den Sasl-Socket nicht finden kann. Es gibt mehrere Möglichkeiten, dieses Problem zu umgehen.
Das geht am einfachsten und ist wahrscheinlich auch am praktischsten, wenn noch andere Dienste (wie z.B. ein IMAP-Server) den saslauthd nutzen wollen. Dazu muss einfach nur in der Datei /etc/postfix/master.cf in der smtpd-Zeile ein n in die chroot-Spalte eingetragen werden:
# service type private unpriv chroot wakeup maxproc command + args # (yes) (yes) (yes) (never) (100) # ========================================================================== smtp inet n - n - - smtpd smtps inet n - n - - smtpd -o smtpd_tls_wrappermode=yes -o smtpd_sasl_auth_enable=yes
Da Postfix seinen Prozess nach /var/spool/postfix chrooted, sucht dieser dann den Saslauthd-Socket in /var/spool/postfix/var/run/saslauthd/. Man muss also dem saslauthd befehlen, den Socket dort zu eröffnen, indem man in der oben erwähnten Datei /etc/default/saslauthd den Eintrag ändert:
OPTIONS="-c -m /var/spool/postfix/var/run/saslauthd"
Abschließend müssen Saslauthd und Postfix noch neu gestartet werden [2]:
sudo /etc/init.d/saslauthd restart sudo /etc/init.d/postfix restart
Man kann testen, ob alles klappt, indem man mit dem Telnet-Client direkt mit dem Server kommuniziert. Dafür muss man aber erstmal einen String aus den Zugangsdaten zur späteren Verwendung nach base64 konvertieren. Im folgenden Beispiel lautet der Benutzername "test" und das Passwort "testtest" und der String muss genau so (mit doppeltem Namen und \0 als Trennzeichen) eingegeben werden:
$ perl -MMIME::Base64 -e 'print encode_base64("test\0test\0testtest");' dGVzdAB0ZXN0AHRlc3R0ZXN0 $ telnet dapper-lamp 25 Trying 192.168.4.55... Connected to dapper-lamp.otze. Escape character is '^]'. 220 dapper-lamp.otze ESMTP Postfix (Ubuntu) ehlo test 250-dapper-lamp.otze 250-PIPELINING 250-SIZE 10240000 250-VRFY 250-ETRN 250-STARTTLS 250-AUTH LOGIN PLAIN 250 8BITMIME auth plain dGVzdAB0ZXN0AHRlc3R0ZXN0 235 Authentication successful quit 221 Bye Connection closed by foreign host.
Mit fortschreitender Verbreitung von spam-bekämpfenden Techniken wie Sender Policy Framework, mit denen verhindert werden soll, dass Emails von anderen Servern versendet werden, als für ihre Domain zuständig sind (Absenderfälschung), kann es leider passieren, dass das normale Versenden über einen Smarthost nicht mehr zuverlässig funktioniert. In diesem Fall muss Postfix die Mails je nach Absender über unterschiedliche SMTP-Server mit individuellen Authentifizierungsdaten verschicken.
Der Nachteil gegenüber der Verwendung eines einzelnen Smarthosts ist, dass die Benutzernamen und Passwörter aller Benutzer auf dem Server hinterlegt werden müssen.
Diese Konfigurationsmöglichkeit existiert erst ab Postfix 2.3. Benutzer von Ubuntu 6.06 LTS Dapper Drake müssen sich daher aus dem Backports-Repository aktuellere Pakete besorgen.
Als erstes muss die Datei /etc/postfix/main.cf folgendermaßen ergänzt werden:
smtp_sender_dependent_authentication = yes smtp_sasl_auth_enable = yes smtp_sasl_security_options = noplaintext noanonymous smtp_connection_cache_on_demand = no smtp_sasl_password_maps = hash:/etc/postfix/sasl_password sender_dependent_relayhost_maps = hash:/etc/postfix/sender_dependent sender_canonical_maps = hash:/etc/postfix/sender_canonical
Dann müssen die drei dort referenzierten Postfix-Maps erstellt werden. Ein Beispiel mit drei Benutzern:
/etc/postfix/sender_canonical (LokalerName RealeAbsenderAdresse
):
erna erna@provider.de otto otto@otto.de paul paul@paul.com
/etc/postfix/sender_dependent (Absenderadresse SMTP-Server
):
erna@provider.de mail.provider.de otto@otto.de smtp.provider.com paul@paul.com smtp.provider.com
/etc/postfix/sasl_password (Absenderadresse Loginname:Passwort
):
erna@provider.de erna@provider.de:ernaspassword otto@otto.de otto:ottospassword paul@paul.com paul:paulspassword
Nun müssen diese Maps noch in das Postfix-Datenbankformat konvertiert werden:
sudo postmap /etc/postfix/sender_canonical sudo postmap /etc/postfix/sender_dependent sudo postmap /etc/postfix/sasl_password
Und natürlich muss Postfix seine Konfiguration neu einlesen:
sudo /etc/init.d/postfix restart
Greylisting ist eine Form der SPAM-Bekämpfung. Hierbei wird sich zunutze gemacht, dass normale Mailserver einen gescheiterten Zustellversuch später wiederholen, während Spammer sich im Allgemeinen nicht diese Mühe machen. Der Greylisting-Dienst identifiziert dabei jeden Client über eine Kombination aus IP-Adresse, Absenderadresse und Empfängeradresse. Taucht eine derartige Kombination das erste Mal auf, so wird der Zustellversuch mit einer Fehlermeldung bzgl. eines temporären Problems abgelehnt und diese ID in einer Liste eingetragen. Wird die Kombination erneut zugestellt, wird diese dann vom Mailer akzeptiert.
Nachteil dieser Methode ist, dass die jeweils ersten Emails von neuen Kontakten ein wenig verzögert eintreffen. Vorteil gegenüber herkömmlichen, analyse-gestützten Spamerkennungsverfahren ist, dass die Mail gar nicht erst angenommen und unter Aufwendung von Rechenzeit untersucht werden muss, sondern direkt abgelehnt wird. Gerade auf ausgelasteten Servern stellt das einige günstige Möglichkeit dar, einen Großteil des Mülls gar nicht erst aufs System zu lassen.
/etc/postfix/main.cf
smtpd_recipient_restrictions = permit_mynetworks, permit_sasl_authenticated, reject_unauth_destination, check_policy_service inet:127.0.0.1:60000
Nach einem Postfix-Neustart
/etc/init.d/postfix restart
oder
/etc/init.d/postfix reload
ist Postgrey als Policy-Server aktiviert. Unter /var/log/mail.log sollten ab sofort Meldungen auftauchen wie z.B.
Jul 24 18:17:45 v212910458 postfix/smtpd[24178]: NOQUEUE: reject: RCPT from unknown[83.234.156.154]: 450 4.7.1 <edwardsm.edwardscv@blubberbla.de>: Recipient address rejected: Greylisted, see http://isg.ee.ethz.ch/tools/postgrey/help/blubberbla.de.html; from=<august26joke@askmen.com> to=<edwardsm.edwardscv@blubberbla.de> proto=ESMTP helo=<home-01590bcaf2> Jul 24 18:17:46 v212910458 postfix/smtpd[24178]: lost connection after DATA (0 bytes) from unknown[83.234.156.154]
Diese Revision wurde am 7. Januar 2015 22:26 von Swissren erstellt.