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urxvt (auch als rxvt-unicode bekannt) ist ein äußerst schneller und funktionsreicher grafischer Terminal-Emulator. Eine herausragende Funktion ist ein Daemon-Modus, durch den das Starten noch schneller geht und der Ressourcen-Verbrauch noch geringer ist. Daneben unterstützt er Pseudotransparenz und durch Unicode-Support auch UTF-8.
Außerdem bietet urxvt neben Pseudotransparenz auch Optionen, die seine Benutzung mit echter Transparenz sehr angenehm machen. Dafür benötigt man aber Compiz oder xcompmgr.
urxvt kann aus den Paketquellen durch das folgende Paket installiert [1] werden:
rxvt-unicode (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install rxvt-unicode
sudo aptitude install rxvt-unicode
Nach der Installation kann man das Terminal mit dem Befehl:
urxvt
starten und nutzen. Ein Menüeintrag wird nicht angelegt. Wie man das bei Bedarf nachholen kann, wird im Artikel Programmstarter beschrieben.
Wenn man öfters mal mehrere Terminals parallel offen hat und/oder eine sehr schnelle Startgeschwindigkeit eines Terminals wünscht, bietet es sich an, den Daemon-Modus von urxvt zu benutzen. Wenn der Daemon aber abstürzt werden auch alle Clienten beendet und nicht gespeicherte Daten gehen verloren. Dazu muss man mit dem Befehl:
urxvtd -f
erst einmal den Daemon starten. Diesen Befehl trägt man am besten in den Autostart der Desktop-Umgebung ein, damit der Daemon beim Anmelden gleich mitgestartet wird.
Jetzt öffnet man einzelne Terminals immer durch den Befehl:
urxvtc
Man beachte das c
am Ende. Ohne das c
wird urxvt ganz normal gestartet, aber mit dem c
wird einfach eine neue Terminalinstanz vom Daemon geforkt. Dies geht äußerst schnell und ist sehr ressourcenschonend.
Eine weitere Möglichkeit des Startens des Daemon besteht im Befehl:
urxvtcd
Dabei wird der Daemon gestartet und gleichzeitig bereits ein Terminal geöffnet. Alle weitere Terminals kann man so auch öffnen, es eignet sich so sehr gut für Hotkeys.
Die Konfigurationsmöglichkeiten funktionieren sowohl bei der normalen Benutzung von urxvt wie auch im Daemon-Modus mittels urxvtc.
Man kann im bereits laufenden Terminal durch Drücken von Strg + einige wenige Einstellungen vornehmen. Diese Einstellungen betreffen nur das Terminal, in dem sie gemacht wurden und auch nur solange, wie das Terminal geöffnet ist.
Weitaus mehr Einstellungen kann man durch Kommandozeilen-Parameter oder die .Xdefaults festlegen.
Parameter hängt man einfach an den Befehl zum Starten eines Terminals an. Also der Befehl:
urxvt -ip -geometry 100x36
bzw.
urxvtc -ip -geometry 100x36
zum Beispiel öffnet ein transparentes Terminal mit der Größe von 100x36 (ZeichenxZeilen). Einige mögliche Parameter kann man der folgenden Tabelle entnehmen, eine vollständige Übersicht ist in der Manpage enthalten.
Parameter | Funktion |
-geometry 100x100 | Öffnet das Terminal mit der Größe 100*100 (ZeichenxZeilen). |
-j|+j | Schaltet Jump-Scrolling ein|aus. Damit kann man schneller scrollen. |
-ip|+ip | Schaltet Pseudo-Transparenz an|aus. |
-sh 50 | Verdunkelt bzw. erhellt das Terminal, wenn man Transparenz benutzt. Zahlen von 0-100 machen es dunkler, wobei 0 am dunkelsten und 100 normal ist. Zahlen von 100-200 machen das Terminal heller. |
-fn "font-names" | Wählt die zu verwendene(n) Schriftart(en) und Schriftgröße. Einträge können mit Komma getrennt werden. Je nach Schriftart kann es zu Problemen bei der Berechnung des Buchstabenabstandes kommen. In dem Fall kann man mit -letsp [neg. Nummer] manuell den Abstand verringern. Beispiel: -fn "xft:Bitstream Vera Sans Mono:pixelsize=18" |
-fg white | Ändert die Vordergrundfarbe des Terminals. Mögliche Farben sind: blue, red, green, cyan, magenta, yellow, black, white. |
-bg white | Ändert die Hintergundfarbe des Terminals. Mögliche Farben sind die gleichen wie bei -fg . |
-cr white | Ändert die Farbe des Cursors. Mögliche Farben sind die gleichen wie bei -fg . |
-pixmap bild.png | Benutze bild.png als Hintergrundbild des Terminals. |
-sb|+sb | Schaltet die Scrollbar an|aus. |
-sr|+sr | Zeige die Scrollbar rechts|links . |
-st|+st | Ändert das Aussehen der Pfeile am Ende der Scrollbar ein wenig. |
-bc|+bc | Der Cursor blinkt|blinkt nicht. |
-title Hallo | Verändert den Titel des Terminals zu Hallo . |
-e Befehl | Führt einen Befehl aus. |
-hold|+hold | Stellt ein, ob sich das Terminal direkt mit dem Terminieren des Befehls, der mit -e ausgeführt wird, schließt, oder ob es vom Benutzer explizit geschlossen werden muss. |
Neben den normalen Parametern gibt es noch die Perl-Erweiterungen. Um diese zu starten, wird urxvt mit dem Parameter -pe ERWEITERUNG
gestartet. Einige mögliche Erweiterungen stehen in der folgenden Tabelle, eine vollständige Liste gibt es in der Manpage von urxvtperl
.
Erweiterung | Funktion |
tabbed | Ermöglicht das Tabbing mit urxvt. Mit
⇧ +
↓ erzeugt man ein neuen Tab, durch
⇧ +
→ und
⇧ +
← wechselt man die Tabs und durch den Befehl exit in einem Tab schließt man ein Tab. |
kuake | Ermöglicht ein von oben runter kommendes Terminal. Ein- und Ausblenden kann man es standardmäßig mit F10 . Die Funktion hat aber mit einigen Fenstermanagern Probleme. |
digital-clock | Zeigt eine kleine digitale Uhr oben rechts an |
Anstelle von Parametern kann man die Einstellungen auch durch Ressourcen in einer Konfigurationsdatei festlegen. urxvt benutzt als Konfigurationsdatei dabei die Standardeinstellungen für X-Programme. Vorteil dieser Methode ist, dass man die Einstellungen nicht jedes Mal als Parameter beim Starten eines Terminals angeben muss, sondern kann sie global für alle Terminals die der Benutzer öffnet oder sogar global für das ganze System festlegen.
Einige Einstellungsmöglichkeiten und ihre Bedeutung kann man der folgenden Tabelle entnehmen:
Einstellung | Funktion |
URxvt*inheritPixmap: true | Aktviert Transparenz. |
URxvt*shading: 30 | Verdunkelt das Terminal. |
URxvt*saveLines: 1000 | Wieviele Zeilen ein Terminal im Speicher behalten soll. |
URxvt*internalBorder: 0 | Wieviele Pixel die internen Ränder von urxvt haben sollen. 0 bedeutet gar keine Ränder innerhalb von urxvt. |
URxvt*scrollBar: false | Deaktiviert die Scrollbar. |
URxvt*urlLauncher: firefox | Mit welchem Programm im Terminal gedrückte Links geöffnet werden sollen. |
URxvt*geometry: 100x100 | Öffnet das Terminal mit der Größe 100x100 (ZeichenxZeilen). |
Weitere Einstellungsmöglichkeiten und ihre Bedeutung findet man auch hier wieder in der Manpage. Die Perl-Erweiterungen bieten diese Funktion auch, wie sie da aber heißen, steht in der Manpage von urxvtperl .
In urxvt existiert kein Kontextmenü, man erreicht durch einen kein Menü. Trotzdem kann man natürlich Dinge kopieren und einfügen. Um etwas in die Zwischenablage zu kopieren, muss man es im urxvt-Fenster mit der Maus markieren. Um das Markierte irgendwo einzufügen, die mittlere Maustaste drücken.
Diese Art von Kopieren und Einfügen funktioniert allerdings nicht immer wie gewünscht, da sie nur die Primär-Zwischenablage verwendet (Markierung und ); die in vielen grafischen Programmen (z.B. Firefox) verwendeten Kombinationen Strg + C / Strg + V verwenden hingegen die Sekundär-Zwischenablage.
Um auch diese Zwischenablage benutzen zu können, kann man z.B. die in vielen anderen Terminals verwendeten Tastenkombinationen Strg + ⇧ + C (kopieren) und Strg + ⇧ + V (einfügen) entsprechend belegen. Dazu kann das Perl-Skript clipboard genutzt werden, das ins Skriptverzeichnis von urxvt (/usr/lib/urxvt/perl) kopiert wird:
sudo wget https://github.com/muennich/urxvt-perls/raw/master/clipboard -O /usr/lib/urxvt/perl/clipboard
und danach die entsprechenden Kombinationen in der Datei .Xdefaults gesetzt werden:
1 2 3 | URxvt.perl-ext-common: default,matcher,clipboard URxvt.keysym.Shift-Control-C: perl:clipboard:copy URxvt.keysym.Shift-Control-V: perl:clipboard:paste |
Das Skript benötigt das Programm xsel, das aus den offiziellen Paketquellen installiert werden kann:
xsel (universe)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install xsel
sudo aptitude install xsel
Die Pseudotransparenz aktiviert man wie oben erklärt entweder mit dem Parameter -ip
oder mit dem Eintrag URxvt*inheritPixmap: true
in der Datei .Xdefaults.
Wenn man aber Compiz oder xcompmgr und ein echtes transparentes Terminal will, sollte man es mit dem Parametern: -depth 32 -bg rgba:FARBWERTE
starten. Ein angenehmer Farbwert ist z.B.: cccc/cccc/cccc/cccc
oder mit einem Blauschimmer: 0000/0000/4444/cccc
oder wer es Schwarz mag: 4444/4444/4444/cccc
. Der Kreativität sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Man sollte aber auch die Schriftfarbe entsprechend anpassen, ansonsten kann man den Text evtl. nicht mehr lesen.
Diese Revision wurde am 18. Oktober 2016 23:22 von Yggdrasil erstellt.