Ubuntu 16.04 Xenial Xerus
Ubuntu 14.04 Trusty Tahr
Ubuntu 12.04 Precise Pangolin
Mit der Konfiguration zum Befehl sudo bestimmt der System-Administrator, welche Benutzer (oder Benutzergruppen) welche Befehle wann an welchem Ort als Benutzer root
(oder einem anderen Benutzer) ausführen dürfen.
Um einem Benutzer das Ausführen des Befehls sudo
zu ermöglichen, reicht es i.d.R. aus, ihn in die Benutzergruppe sudo
aufzunehmen. Dies kann mit dem Befehl:
sudo usermod -aG sudo BENUTZERNAME
erfolgen. Komplexere Einstellungen und damit verbundene Rechte werden in der Datei /etc/sudoers eingestellt.
Die Datei /etc/sudoers sollte immer mit dem Befehl visudo
bearbeitet werden, da so eine Syntaxprüfung gewährleistet ist. Die letzte Zeile der Sudoers-Datei muss zudem immer leer sein! Bei der direkten Bearbeitung ohne Prüfung kann der kleinste Tippfehler dazu führen, dass man sich aus dem System aussperrt und nur über den Recovery Modus wieder Zugang erhält. Es ist dabei korrekt, die Änderung in sudoers.tmp zu speichern, denn visudo
überprüft nun die Syntax und man hat die Möglichkeit, Fehler zu korrigieren.
Alternativ kann man vor der Änderung eine zweite Konsole mit Root-Rechten (sudo -i
) öffnen. Stellt man dann fest, dass man sich aus dem System ausgesperrt hat, kann man über diese Konsole die Änderungen wieder rückgängig machen.
Man öffnet ein Terminal[1] und gibt dort:
sudo visudo
ein. Oder
EDITOR=vim sudo -E visudo
um statt des Editors nano den Editor vim zu benutzen.
Man kann aber stattdessen auch generell den Standardeditor global in Ubuntu ändern (siehe hier: Standard-Editor-festlegen).
Ein Beispieleintrag für /etc/sudoers sieht so aus:
root ALL = (ALL) ALL
Das heißt root
darf alle Befehle mit sudo
ausführen.
%administrator ALL = (ALL) ALL
Die Gruppe administrator
darf alle Befehle mittels sudo
als root
ausführen.
admin ALL = NOPASSWD: ALL %users ALL = NOPASSWD: /usr/sbin/IRGENDEINSKRIPT
Der Benutzer admin
darf ohne Passwortabfrage alle Programme ausführen. Die Gruppe users
darf ohne Passwortabfrage den Befehl /usr/sbin/IRGENDEINSKRIPT
ausführen.
Die untersten Einträge haben die höchste Priorität. D.h., gilt für die Gruppe admin
: "ALL = (ALL) ALL
", so werden NOPASSWD
-Einträge für die Benutzer aus admin
überschrieben. Es ist also ratsam, "%admin ALL=(ALL) ALL
" über entsprechenden NOPASSWD
-Einträgen zu definieren.
Man sollte die Passwortabfrage nur für Skripte oder Programme deaktivieren, die in einem Systemverzeichnis (/bin, /sbin, /usr/bin, /usr/sbin, ...) liegen und root
gehören.
Grund: Ist die Passwortabfrage beispielsweise für das Skript ~/bin/mein-skript deaktiviert, dann kann es ein Angreifer mit Benutzerrechten einfach löschen und durch ein beliebiges Skript oder Programm ersetzen und dann mit Root-Rechten ausführen. Auf diese Weise wäre das gesamte System kompromittiert.
Erst wenn das Skript root
gehört und nur von root
geändert werden kann und auch in einem Verzeichnis liegt, in dem nur root
Schreibrechte hat, ist dieser Angriff nicht mehr möglich.
Es gibt 4 verschieden Aliastypen:
User_Alias
Runas_Alias
Host_Alias
Cmnd_Alias
Einen Alias definiert man so:
Alias_Type NAME = item1, item2, ...
Der NAME
ist ein String mit Großbuchstaben und (optional) _ .
Beispielhaft werden hier nur die User-Aliase und die Befehls-Aliase beschrieben, weil sie am wichtigsten sind.
Indem man Aliase definiert, kann man bestimmten Usern (ohne sie in einer Gruppe zusammenzulegen) gezielt Superuserrechte vergeben. Beispiel:
User_Alias FULLTIMERS = millert, mikef, dowdy User_Alias PARTTIMERS = bostley, jwfox, crawl User_Alias WEBMASTERS = will, wendy, wim
In diesem Beispiel wird ein User-Alias namens FULLTIMERS
definiert mit 3 Mitgliedern: millert, mikef, dowdy
.
Die Rechte werden dann so vergeben:
FULLTIMERS ALL = (ALL) ALL
Befehls-Aliase werden genauso erstellt, sie haben entsprechend ein führendes Cmnd_Alias
. In diesem Beispiel wird eine Gruppe mit Namen DOWN
erstellt, die mehrere Befehle zum runterfahren, neu starten, usw. enthält:
Cmnd_Alias DOWN = /sbin/shutdown, /sbin/reboot, /usr/sbin/pm-suspend, /usr/sbin/pm-hibernate
Werden zusätzlich Parameter für den Befehl benötigt, müssen die Zeichen ",", "\", ":" und "=" mit einem Backslash "\" escaped werden, da die Syntaxprüfung sonst Fehler meldet und die Parameter nicht an den Befehl durchreicht. Das folgende Beispiel erstellt eine Gruppe namens HELLIGKEIT
, die nur einen langen Befehl inkl. Parametern enthält:
Cmnd_Alias HELLIGKEIT = /usr/bin/setpci -s 00\:02.0 f4.b\=ff
Zugewiesen werden diese Befehls-Aliase, in diesem Beispiel der oben definierten Gruppe der PARTTIMERS
, so:
PARTTIMERS ALL = NOPASSWD: DOWN
Nun können die User der Gruppe PARTTIMERS
die Befehle der Gruppe DOWN
ohne Passwortabfrage ausführen.
Der voreingestellte Zeitraum von 15 Minuten, in dem das Passwort bei sudo
-Aktionen nicht abgefragt wird, kann verändert werden; beispielsweise auf den Wert 0
. Dazu fügt man diese Zeile hinzu oder hängt timestamp_timeout = 0
, mit Komma getrennt vom bereits existierenden Parameter, an die bestehende Defaults
-Zeile daran:
# Timeout auf Null setzen. Standardwert ist 15 Minuten. Defaults timestamp_timeout = 0
Danach muss man bei jedem sudo
-Aufruf das Passwort eingeben.
Normalerweise gibt sudo
nichts aus, wenn das Passwort eingegeben wird, was es einem Angreifer schwer machen soll, die Länge des Passwortes zu bestimmen. Das hat aber beispielsweise den Nachteil, dass unerfahrene Benutzer denken, dass die Passworteingabe nicht funktioniert oder dass man das Passwort in einem anderen Fenster eintippt, weil dieses Fenster gerade den Focus bekommen hat.
Durch Einfügen der Zeile
Defaults pwfeedback
wird für jedes eingegebene Zeichen ein Stern (*) ausgegeben und beim Drücken von ⏎ werden alle Sterne wieder gelöscht.
Man kann außerdem auf folgende Weise ein externes Programm zum Einlesen des Passwortes benutzen:
Defaults askpass = /PFAD/ZUM/EXTERNEN/PROGRAMM
Dieses Programm kann sich dann um das Feedback bei der Passworteingabe kümmern, und es sind auch grafische Programme möglich (beispielsweise ssh-askpass).
Um das externe Programm aber auch zu benutzen, muss sudo
mit der Option -A
aufgerufen werden. Das externe Programm kann außerdem in der Variable SUDO_ASKPASS
spezifiziert werden, was den Eintrag in der Datei /etc/sudoers überstimmt.
Für mehr Informationen sei auf die Manpage von sudo
und sudoers
verwiesen.
Im Allgemeinen fährt man bei Ubuntu gut damit, den Root-Account deaktiviert zu lassen und das System ausschließlich über sudo
zu administrieren. Es gibt allerdings einen Grund, den Root-Account u.U. zu aktivieren. Wenn nicht-vertrauenswürdige Benutzer direkten Zugang zum Rechner haben, können sie ihn über den Bootmanager Grub im Recovery Modus starten. Ist der Root-Account deaktiviert, erhält ein böswilliger Benutzer so ohne Passwortabfrage eine Root-Shell. Wird der Rechner in einer Multiuser-Umgebung eingesetzt, z.B. im Rechnerraum einer Schule oder Universität, sollte der Root-Account daher aktiviert werden. Allerdings gibt es in so einem Szenario noch eine Reihe weiterer möglicher Schlupflöcher, die relativ einfach auszunutzen sind. Die Beachtung des Artikels Lokale Sicherheit ist daher das mindeste, was man unternehmen sollte.
Was man aber nach Möglichkeit unterlassen sollte, ist nur noch auf den Root-Account zu setzen und die sudo
-Möglichkeit ganz zu deaktivieren. Die Konfigurationswerkzeuge von Ubuntu sind nämlich auf die Benutzung von sudo
ausgelegt, und wenn diese Art der Authentifizierung nicht mehr zur Verfügung steht, kann dies durchaus zu Problemen insbesondere bei den grafischen Administrationswerkzeugen kommen.
Wer also den direkten Login als Root aus irgendeinem Grund aktivieren will, muss den Root-Benutzerzugang mit einem gültigen Passwort versehen. Bitte bei folgendem Befehl beachten, dass sudo
zuerst nach dem eigenen Passwort fragt.
sudo passwd
Damit kann man sich mit su
bereits als Benutzer root
einloggen, allerdings ist es unter Verwendung von sudo
nach wie vor möglich, Root-Rechte zu erlangen. Damit für alle administrativen Tätigkeiten das Root-Passwort anstelle des Benutzerpasswortes benötigt wird (auch für Sudo-Frontends), empfiehlt es sich, einen entsprechenden Eintrag in /etc/sudoers vorzunehmen. Dazu startet man den dazu vorgesehenen Editor visudo und fügt der ersten nicht auskommentierten Zeile die Flags targetpw
und timestamp_timeout = 0
hinzu.
Defaults !lecture,tty_tickets,!fqdn,targetpw,timestamp_timeout = 0
Das timestamp_timeout = 0
führt dazu, dass bei jeder Benutzung von sudo
nach dem Passwort gefragt wird. Was für einen Sinn so eine Maßnahme haben soll, ist allerdings fraglich. Schließlich kann man jeden Benutzer, der kein sudo
benutzen soll, auch einfach aus der sudo
-Gruppe entfernen.
Selbst wenn man das Flag targetpw
gesetzt hat, ist ein root-Zugang mit Benutzer-Passwort meist noch über das PolicyKit möglich, beispielsweise durch den Befehl pkexec. Ein Weg zu Abhilfe wird hier beschrieben: PolicyKit
Hat man einmal dem root
-Benutzer ein Passwort gegeben und möchte dies wieder rückgängig machen, so kann man mit dem Befehl
sudo passwd -d root
den Account wieder in den "deaktivierten" Zustand bringen.
Mit dem früher und auch heute noch oft im Netz zu findenden
sudo passwd -l root
ist danach kein Zugang zum root-Recovery-Modus mehr möglich! Deshalb wird von Benutzung der Option -l
zum Deaktivieren des root-Passwortes abgeraten!
Soll die Ausgabe eines per sudo
ausgeführten Befehls umgeleitet werden, so erfolgt dies im allgemeinen nicht mit Root-Rechten. Vor allem, wenn man mit dem Befehl echo
etwas in eine Datei schreiben oder anhängen will (auch wenn es ein Editor genauso tun würde), funktioniert dies nicht:
sudo echo mem > /sys/power/state # Zugriff verweigert
Abhilfe schafft das Kapseln des Befehls in eine eigene Shell (bash):
sudo bash -c "echo mem > /sys/power/state"
oder einfach die Umsetzung mit tee
:
echo mem | sudo tee /sys/power/state
Alternativ lässt sich auch in eine Root-Shell wechseln, indem sudo -i
oder sudo /bin/bash
ausgeführt wird.
Diese Revision wurde am 17. Dezember 2016 20:56 von olibuntu erstellt.