Dieser Artikel ist größtenteils für alle Ubuntu-Versionen gültig.
Das Programm tar steht für Tape archiver. Es wurde ursprünglich geschrieben, um Daten auf Bandlaufwerken zu sichern. Auch heute noch ist es das beliebteste Werkzeug zum Archivieren von Daten auf Linux-Systemen. Der Hauptvorteil eines tar-Archivs gegenüber dem in der Windowswelt weitverbreiteten ZIP-Format ist, dass die Benutzerrechte einer Datei mitgesichert und beim Entpacken wiederherstellt werden (allerdings nur, wenn Quelle und Ziel die Unix-Dateirechte unterstützen).
Ein tar-Archiv wird oftmals auch als Tarball bezeichnet. In Verbindung mit gzip oder bzip2 trifft man oft auf Dateien mit der Endung *.tar.gz, .tgz oder tar.bz2. Diese Archivdateien sind zusätzlich komprimiert worden, da tar selbst keine Komprimierung anbietet.
Das Programm tar schreibt alle Dateien sequenziell (= hintereinander) in ein Archiv. Neue Dateien werden immer an das Ende gehängt. Somit ist es möglich (aber selten), dass in einem tar-Archiv mehrere Dateien mit gleichem Namen, aber in anderen Versionen, vorhanden sein können. Dies kann allerdings dazu führen, dass eine Datei beim Extrahieren mehrfach mit einer jüngeren Version überschrieben wird. Abhilfe kann hier die Option -k
bringen (siehe unten).
tar ist bei Ubuntu im Regelfall bereits in der Standard-Installation enthalten. Falls es fehlen sollte, kann es aus den offiziellen Paketquellen durch die folgenden Pakete installiert [1] werden:
tar
tar-doc (optional)
mit apturl
Paketliste zum Kopieren:
sudo apt-get install tar tar-doc
sudo aptitude install tar tar-doc
tar kennt verschiedene Optionen, von denen im Folgenden einige aufgelistet werden:
Optionen von tar | |
Option | Beschreibung |
--help | Zeigt eine vollständige Übersicht über alle Optionen. |
--version | Gibt die installierte Version von tar aus. |
-c | Ein neues Archiv erzeugen. |
-d | Dateien im Archiv und im Dateisystem miteinander vergleichen. |
-f | Archiv in angegebene Datei schreiben. / Daten aus angegebener Datei lesen. Diese Option muss die letzte sein, da die nachfolgende Zeichen als Datei interpretiert werden. Z.B. würde -cfv zu einer Fehlermeldung führen. Korrekt wäre -vcf . |
-j | Archiv zusätzlich mit bzip2 (de)komprimieren. |
-J | Archiv zusätzlich mit xz (de)komprimieren. |
-k | Das Überschreiben existierender Dateien beim Extrahieren aus einem Archiv verhindern. |
-p | Zugriffsrechte beim Extrahieren erhalten. |
-r | Dateien an ein bestehendes Archiv anhängen. |
-t | Inhalt eines Archivs anzeigen. |
-u | Nur Dateien anhängen, die jünger sind als ihre Archiv-Version. |
-v | Ausführliche Ausgabe aktivieren. Hierbei ist zu beachten, dass man dies möglichst an den Anfang des Befehls anhängt, wenn mehrere Optionen kombiniert werden. Z.B. würde -cfv zu einer Fehlermeldung führen. Korrekt wäre -vcf . |
-w | Jede Aktion bestätigen. |
-x | Dateien aus einem Archiv extrahieren. |
-z | Archiv zusätzlich mit gzip (de)komprimieren. |
-Z | Archiv zusätzlich mit compress (de)komprimieren. |
-A | Inhalt eines bestehenden Archivs an ein anderes Archiv anhängen. |
-C | Wechselt in das angegebene Verzeichnis. Das Archiv wird dann dort entpackt. |
-M | Mehrteiliges Archiv anlegen/anzeigen/extrahieren. |
-L | Medium wechseln, wenn ZAHL KBytes geschrieben sind. |
-W | Archiv nach dem Schreiben prüfen. |
Eine detaillierte Beschreibung erhält man über die Manpage oder die info-Seiten zu tar.
Manche Optionen wie -r
funktionieren nur mit einem unkomprimiertem tar-Archiv. Archive, die zum Beispiel mit gzip komprimiert wurden, müssen ggf. zuvor entpackt werden.
Ein Archiv mit dem Namen archiv.tar mit den Dateien datei_1.txt und allen Dateien vom Typ *.pdf anlegen:
tar -cf archiv.tar datei_1.txt *.pdf
Ein Archiv mit dem Ordner daten inklusive aller Unterordner und Dateien anlegen:
tar -cf archiv.tar daten/
Ein Archiv anlegen, zwei Dateien hinzufügen und nachträglich mit gzip komprimieren:
tar -czf archiv.tar.gz datei_1.txt datei_2.txt
Fügt nur Dateien hinzu, wenn sie neueren Datums sind als ihr Gegenstück im Archiv:
tar -uf archiv.tar daten
Leider werden bei einer Aktualisierung keine Unterverzeichnisse berücksichtigt!
Den Inhalt eines Archivs mit dem Dateisystem vergleichen:
tar -dvf archiv.tar
Der Befehl sollte in dem Verzeichnis ausgeführt werden, in dem die Dateien, die im Archiv liegen, gespeichert sind.
Alle Dateien aus einem Archiv im aktuellen Ordner extrahieren:
tar -xf archiv.tar
Alle Dateien aus einem mit gzip komprimierten Archiv im ursprünglichen Ordner extrahieren:
tar -xzf archiv.tar.gz -C /
Alle Dateien in ein bestimmtes Verzeichnis extrahieren (das Ziel-Verzeichnis muss bereits existieren):
tar -xzf archiv.tar.gz -C /PFAD/ZUM/ORDNER
Eine bestimmte Datei aus einem Archiv extrahieren:
tar -xzf archiv.tar.gz Pfad/Dateiname
Dabei muss Pfad/Dateiname
genau so in der Archiv-Datei existieren. Ein angegebenes Unterverzeichnis Pfad
wird im aktuellen Verzeichnis (bei relativem Pfad) automatisch erstellt.
Um Archive unter GNU/Linux aufzuteilen, wird das Programm split genutzt. Zusammengefügt werden sie dann mit cat.
Eine grafische Lösung für den Dateimanager Nautilus gibt es hier: Nautilus/Skripte/Splitten und Vereinigen
Eine weitere Möglichkeit, sehr große Archive auf externen Medien (z. B. Bandlaufwerken, Disketten) zu sichern, erhält man mit der Option -M
. Ein Nachteil dieser Methode ist, dass die Daten nur mit tar direkt wiederhergestellt werden können und ein zusätzliches Packen mit den Optionen -z
, -Z
, -j
nicht möglich ist.
Es ist darauf zu achten, das richtige Gerät anzusprechen, da sonst Daten verloren gehen können!
Multi-Volume-Archiv anlegen:
sudo tar -cvMf /dev/Gerät daten/
Wenn ein Medium vollständig beschrieben ist, fragt tar so lange nach neuen Medien, bis alle Daten geschrieben sind. Dies sieht zum Beispiel so aus:
Medium #2 für /dev/Gerät und Eingabetaste drücken:
Wenn das Medium nicht in der Lage ist die Rückmeldung zu geben, wann es vollständig beschrieben ist, kann hier die Option -L
helfen.
Multi-Volume-Archiv anlegen und nach 10000 Kilobyte das Medium wechseln:
sudo tar -cvM -L 10000 -f /dev/Gerät daten/
Es ist wichtig, die genaue Speicherkapazität des Mediums anzugeben, da sonst beim Extrahieren eventuell Teile von alten Archiven extrahiert werden.
Multi-Volume-Archiv vollständig extrahieren:
sudo tar -pxvMf /dev/Gerät
Eine Datei aus einem Multi-Volume-Archiv extrahieren:
sudo tar -pxvMf /dev/Gerät Pfad/Dateiname
tar wird dann die folgenden Medien anfordern, bis die benötigte Datei gefunden ist.
Wie man ein Backup mittels Skript erzeugt, wird gesondert erklärt: Backupscript. Für regelmäßige Datensicherungen siehe auch Skripte/inkrementelles Backup.
Mit tar können Daten auch per FTP gesichert werden. Um z.B. das lokale Verzeichnis /home/BENUTZER/ als Datei user.tar zu sichern, am besten in einem Terminal in das lokale Verzeichnis /home wechseln. Dann eine FTP-Verbindung zu dem Server aufbauen, auf dem das Archiv gesichert werden soll und dort in das Zielverzeichnis wechseln. Folgender Befehl in der FTP-Shell stößt den Vorgang an:
ftp> put |"tar cf - BENUTZER" user.tar
Falls einzelne Dateien oder Verzeichnisse mangels Berechtigungen nicht gesichert werden können (z.B. BENUTZER/.viminfo), informiert tar darüber und setzt den Vorgang fort. Dabei werden diese Dateien natürlich ausgelassen.
Packprogramme - Übersichtsartikel zu Komprimierungs-Formaten und Archivierungs-Programmen
tar - Wikipedia
tarfixer - Programm zum Reparieren von defekten tar-Archiven
Diese Revision wurde am 12. Juli 2016 12:59 von faxel erstellt.