Abbilddidaktik ist eine Fehlform didaktischer Unterrichtsplanung, die die Systematik der Fachwissenschaft unreflektiert auf den Unterrichtsprozess überträgt, ohne auf die Sichtweise und den Lernstand der Schüler zu achten.
Beispiele sind aus dem Geschichtsunterricht die Übertragung einer hochkomplexen historischen Kausalität in die Unterrichtsdarstellung für junge Schülerinnen und Schüler, aus dem Sprachunterricht die Einführung sachlich korrekter, aber komplizierter Regelwerke. Geboten ist jeweils eine didaktische Reduktion auf das verständliche Maß. Dies schließt spätere Ergänzungen nicht aus. Diese Reduktion nutzt auch der naturwissenschaftliche Unterricht, wenn er Atommodelle einführt, die nach dem heutigen Kenntnisstand längst überholt sind.
Durch die Didaktische Analyse werden Stoffe oder Inhalte auf ihren Bildungsgehalt hin untersucht. Aus der Struktur des Gegenstandes lässt sich aber keine Struktur deduzieren, wie der Lernweg besonders günstig gestaltet wird. Die Lernsubjekte müssen von vornherein mitbedacht werden, nicht nur als „Störgrößen“ des Prozesses.
Sprachlich könnte hinter dem Ausdruck die vermeintliche platonische Erkenntnis der reinen Idee als der wahren Sache stecken, deren „Abbild“ oder Schatten in der „getrübten“ Wirklichkeit erscheint.
Literatur
- Werner Jank, Hilbert Meyer: Didaktische Modelle. 3. Auflage, 5. Druck. Cornelsen Scriptor, Frankfurt am Main 1996, ISBN 3-589-21012-5, S. 415–417.