Abundantia war in der römischen Mythologie die Personifikation des Überflusses.
Ein Kult in Form von Tempeln oder Altären ist nicht bezeugt; aber sie wird als Symbol des allgemeinen Wohlstandes, des Überflusses an Gütern und deren freier Verfügbarkeit auf Münzen der römischen Kaiserzeit häufig abgebildet. Dabei trägt sie meistens ein Füllhorn und sichtbare Gaben, die sie daraus schüttet. Seltener hält sie in der anderen Hand Ähren. In sehr wenigen späten Prägungen wird sie Münzen unter das Volk streuend gezeigt.
Als Domina Abundia (altfranzösisch Dame Habonde) erscheint sie als mittelalterliche Sagengestalt. Darin ist sie ein gütiges Wesen, das den Menschen Gedeihen und Überfluss bringt, wenn es mit seinem Gefolge (dominae nocturnae) von den Speisen und Getränken, die ihm nächtlicherweile offen hingestellt werden, ohne sie zu mindern, genießt.
Literatur
- Emil Aust: Abundantia. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band I,1, Stuttgart 1893, Sp. 125 f.
- Bechtold-Stäubli (Hg.): Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1987, Bd. 1, S. 124f
- Rafael Fontan Barreiro: Abundantia. In: Lexicon Iconographicum Mythologiae Classicae (LIMC). Band I, Zürich/München 1981, S. 7–10.
- Georg Wissowa: Abundantia. In: Wilhelm Heinrich Roscher (Hrsg.): Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie. Band 1,1, Leipzig 1886, Sp. 4 (Digitalisat).
- Werther Götze: Ratschläge göttlicher Wesen, antike Münzen zum Leben erweckt. Teil 2, Eigenverlag, Erfurt 1994, S. 88–89