Johann Adam von Itzstein (* 28. September 1775 in Mainz; † 14. September 1855 in Hallgarten) war ein deutscher liberaler Politiker.

Leben

Itzstein studierte Rechtswissenschaft an der Universität Mainz und wurde 1792/93 Mitglied des Mainzer Jakobinerklubs. Nach seinem Examen 1797 war er in Amorbach, Miltenberg und Schwetzingen als Syndikus, Vogteibeamter und Stadtdirektor tätig. 1819 wurde er als Hofgerichtsrat nach Mannheim versetzt.

1822 wurde er Mitglied der Zweiten Kammer der Badischen Ständeversammlung. Dort erwarb er sich auf Grund seiner freiheitlichen Ansichten einen bedeutenden Ruf. Er trat insbesondere für die Pressefreiheit, die Ausweitung der parlamentarischen Rechte und die effiziente Kontrolle des Budgets ein. Auf Grund seiner politischen Tätigkeiten wurde er als Beamter strafversetzt und 1824 pensioniert. Er lebte von seinen Einnahmen als Mit- und später Alleinbesitzer des Weingutes Hallgarten bei Oestrich-Winkel im hessischen Rheingau.

Itzstein galt auf Grund seines Alters und seiner Funktion als Initiator zahlreicher Treffen und Gespräche – unter anderem des Hallgartenkreises auf seinem Gut – als Doyen des süddeutschen Liberalismus. In Hallgarten trafen sich der Publizist Robert Blum, der Arzt Johann Jacoby, die Juristen Friedrich Hecker und Heinrich von Gagern, der Verleger Friedrich Daniel Bassermann, der Dichter des Deutschlandliedes Heinrich Hoffmann von Fallersleben, sowie die Schriftsteller Ferdinand Freiligrath, Rudolf von Gottschall und August Hergenhahn. Itzstein war einer der populärsten Liberalen des Vormärz und schon zu Lebzeiten entstand ein regelrechter Kult um seine Person, der in einem von Hoffmann von Fallersleben getexteten Itzstein-Lied seinen Höhepunkt fand.

Itzstein war Teilnehmer an der Heppenheimer Tagung von 1847, Organisator der Heidelberger Versammlung der 51 und treibende Kraft hinter den Einladungen zum Vorparlament 1848. Im Anschluss an das Vorparlament gehörte er dem Fünfzigerausschuss an. Für den Wahlkreis Bretten war er Abgeordneter der Frankfurter Nationalversammlung, wo er zur linken Fraktion Deutscher Hof bzw. zum Märzverein zählte. Nach Auflösung des Stuttgarter Rumpfparlaments wurde er des Hochverrats angeklagt und emigrierte in die Schweiz. 1850 kehrte er nach Deutschland zurück.

Itzstein starb 1855 fast zwei Wochen vor seinem 80. Geburtstag in Hallgarten. Das Grabmedaillon auf dem dortigen Friedhof wurde nach einem Entwurf des Bildhauers Phillip Hermann Leonhard angefertigt.

Literatur

  • Hans-Peter Becht: Adam von Itzstein (1775–1855): Metternichs stiller Gegenspieler. In: Frank-Walter Steinmeier (Hrsg.): Wegbereiter der deutschen Demokratie. 30 mutige Frauen und Männer 1789–1918. C. H. Beck, München 2021, S. 119–13.
  • Birgit Bublies-Godau: Johann Adam von Itzstein (1775–1855). Vom Mainzer Jakobinerklub zur Frankfurter Nationalversammlung: Vorkämpfer, Wortführer und Spitzenpolitiker der bürgerlichen Verfassungs- und Demokratiebewegung. In: Walter Schmidt (Hrsg.): Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49. Band 3. Fides Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-931363-15-4, S. 303–357.
  • Birgit Bublies-Godau: Itzstein, Johann Adam von. geb. 28.9.1775 in Mainz ; gest. 14.9.1855 in Hallgarten. In: Manfred Asendorf (Hrsg.): Demokratische Wege. Stuttgart 1997, ISBN 3-476-01244-1, S. 295–296.
  • Josef Roßkopf: Johann Adam von Itzstein. Ein Beitrag zur Geschichte des badischen Liberalismus. Phil. Diss., Mainz 1954.
  • Friedrich von Weech: Itzstein, Johann Adam. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 14, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 649 f.
Commons: Johann Adam von Itzstein – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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