Adolf Weidmann (* 8. Oktober 1901 in Frankfurt am Main; † 26. Juni 1997 in Matzenbach) war ein deutscher Leichtathlet und Sportfunktionär. Er ist vor allem durch seine zahlreichen Altersklasse-Rekorde im Ultramarathon bekannt.

Biografie

Familie, Ausbildung und Beruf

Weidmann war der erste von fünf Söhnen von Adolf Weidmann (1867–1936) und dessen Ehefrau Karolina, geborene Munzinger (1872–1945). Die Familie wanderte über Riga, Warschau und Kiew nach Rowno, wo der Vater als Braumeister tätig war. Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges erfolgten die Ausweisung und der spätere Umzug nach Lothringen, welches sie nach dem Kriegsende wieder verlassen mussten. Über Umwege gelangten sie so nach Glan-Münchweiler in Rheinland-Pfalz.

Nach der Ersatzreifeprüfung auf dem Realgymnasium begann Weidmann eine kaufmännische Lehre bei den Eisenwerken Kaiserslautern, wo er auch als Angestellter übernommen wurde. Von 1925 bis 1932 studierte er dann Wirtschaftswissenschaften an der Handelshochschule Mannheim und der Universität Frankfurt/Main. Er schloss 1929 als Diplom-Kaufmann ab und promovierte 1933 mit einer Arbeit über "Die Wirkungen der Bierbesteuerung im Zeitraum von 1924-1930". Ab 1933 arbeitete er als Referent und Sachbearbeiter in der Geschäftsführung beim Reichsverband der deutschen Großhändler mit Hanferzeugnissen und dem Reichsverband der deutschen Bindegarn-Großhändler in Berlin.

1933 trat Weidmann der NSDAP bei. Nachdem er in der ersten Jahreshälfte 1941 bei der Wehrmacht gedient hatte, berief man ihn Sommer 1941 als Oberkriegsverwaltungsrat zum Wirtschaftsstab Ost ein. Bis Ende 1944 arbeitete er dann als persönlicher Referent für Sonderaufgaben unter Gustav Schlotterer im Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete und besetzte zeitgleich eine entsprechende Stelle in der Ostabteilung des Reichswirtschaftsministeriums. Anschließend versetzte man Weidmann bis Mai 1945 als Sachbearbeiter in die Wirtschaftsabteilung beim Oberquartiermeister der Heeresgruppe Weichsel.

Nach Gefangennahme und Kriegsgefangenschaft in Schwerin zog es Weidmann nach Bayern, wo er vor der Spruchkammer Weilheim entnazifiziert wurde. 1949 arbeitete er als kaufmännischer Angestellter in Penzberg. Von 1949 bis zu seiner Pensionierung 1966 war Weidmann dann bei der Bank deutscher Länder bzw. der Deutschen Bundesbank in Frankfurt/Main angestellt, wo er es vom Buchhalter schließlich zum Vorsitzenden des Hauptpersonalrats brachte.

Sport

Weidmann begeisterte sich schon früh für den Sport. 1922 war er Mitbegründer des Turn- und Sport-Vereins Glan-Münchweiler. Während seines Studiums nahm er an mehreren Hochschulmeisterschaften teil. Seine stärksten Wettkampf-Distanzen waren damals 800 Meter bis 5000 Meter. Auch als Hauptpersonalratsvorsitzender bei der Deutschen Bundesbank war er an der Gründung und Entwicklung ihrer Sportabteilung beteiligt.

Erst als 64-Jähriger erfuhr Weidmann 1966 zum ersten Mal von den Bieler Lauftagen mit dem Ultramarathon über 100 Kilometer. Später sagte er dazu: „Ohne viel zu überlegen meinte ich, dass diese Strecke zu schaffen sei.“ 1966 kam er bei seinem ersten Lauf in Biel nach 17 Stunden acht Minuten als 276. von insgesamt 794 Startern ins Ziel. 1974 lief er seinen schnellsten 100-Kilometer-Lauf mit 14:50 h, 1982 brachte er mit 20:40 h die Weltbestleistung in seiner Altersklasse M80 (Männer ab 80 Jahre) auf. Auch danach war er immer wieder am Start und lief 1986 mit 21 Stunden den Deutschen Altersklassen-Rekord der Altersgruppe M85 (Männer ab 85 Jahre). Zwei Jahre später (1988) erreichte er mit 21:32:21 h sogar die Weltbestleistung in dieser Altersklasse. 1991 lief er als 90-Jähriger diese Strecke in 22:35:13 h.

Über einen 10.000-Meter-Lauf bei den Ärzte- und Apotheker-Meisterschaften im August 1995, den Weidmann als 92-Jähriger in 1:35 h schaffte, meinte er, die Anreise per Bahn sei für ihn anstrengender gewesen als der Lauf.

Am 25. November 1994 ernannte ihn die Deutsche Ultramarathon-Vereinigung (DUV) zu ihrem ersten Ehrenmitglied und stiftete im Oktober 1997 nach seinem Tod den Dr. Adolf Weidmann Preis.

Teelöffel-Rationen

Wegen Problemen bei der Nahrungsaufnahme während seiner Läufe, die er mit zunehmendem Alter als Märsche bestritt, wollte Weidmann seine Ultramarathon-Laufbahn schon Mitte der 1970er Jahre beenden. Nach dem München-Marathon am 17. September 1977 entdeckte er jedoch, dass er Bier in sehr kleinen Schlucken vertragen konnte. Diese Methode, er nannte sie „Teelöffel-Rationen“, trug ab 1978 bei seinen Läufen zum Erfolg bei. Anders konnte er während der Läufe keine Speisen oder Getränke zu sich nehmen. Allerdings bevorzugte er später statt Bier Mineralwasser oder Vollmilch.

Adolf Weidmann und Biel

Weidmann startete insgesamt 23-mal beim Bieler 100-Kilometer-Lauf und erreichte 20-mal das Ziel. Dabei stellte er vier Altersklassen-Rekorde auf:

Lauf Jahr Alter Zeit Platz Teilnehmer Bemerkungen
01 1966 64 17:08:00 276 794
02 1967 65 unbekannt 259 973
03 1970 68 unbekannt 672 1804
04 1971 69 unbekannt 627 1971
05 1972 70 unbekannt 653 2595
06 1974 72 14:50:00 806 3447 Persönliche Bestzeit
07 1975 73 unbekannt 1317 3747
08 1976 74 unbekannt 1936 3927
09 1977 75 unbekannt 2082 3775
10 1978 76 unbekannt 1978 4044
11 1979 77 unbekannt 2617 3946
12 1980 78 nicht angekommen --- 4106 Schulter- und Arm-Schmerzen
13 1981 79 nicht angekommen --- 4054 Magenbeschwerden
14 1982 80 20:40:00 2586 4012 Weltbestl. M80 (bis 1998)
15 1983 81 20:46:00 3072 4248
16 1984 82 21:12:00 3127 4119
17 1985 83 21:01:00 2711 3892
18 1986 84 21:00:00 2687 3674 Deutscher Rekord M85
19 1987 85 nicht angekommen --- 3414
20 1988 86 21:32:21 2499 3932 Weltbestleistung M85
21 1989 87 21:09:21 2367 3488
22 1990 88 22:23:37 2317 3715
23 1991 89 22:35:13 2025 3404 Deutscher Rekord M90

Adolf Weidmann als Autor

Von Adolf Weidmann sind einige Berichte über seine Läufe überliefert. So ist eine sehr ausführliche Schilderung seines ersten 100-Kilometer-Laufs im Archiv der Bieler-Lauftage aufbewahrt und auf www.steppenhahn.de veröffentlicht. Darüber hinaus hat er im Westrich-Kalender, der vom Landkreis Kusel (Pfalz) herausgegeben wird, einige Erzählungen aus der Umgebung (z. B. Heimatkunde, Brauchtum und Sitte, …) veröffentlicht.

1983 schrieb Adolf Weidmann außerdem einen Artikel über sich und sein Training mit Bezug auf den Bieler 100-Kilometer-Lauf für den Westrich-Kalender

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