Der Akja oder Akia ist ein wannenförmiger Schlitten der traditionell in winterlichem Einsatz zu finden ist.
Etymologie
Der Akja (auch Ackja, Akija oder Akia geschrieben), in ähnlicher Form auch als Wannen-Schlitten oder Pulka bezeichnet, ist ein Rettungs- oder Transportschlitten nach dem Vorbild des bootsförmigen Schlittens der Samen. Nachfolgend eine Übersicht von Bezeichnungen in Landessprachen:
- Davvisámegiella (Nordsamisch): gieres, geres, vuodjengeres, vuodjengieres
- Nuõrttsääʹmǩiõll (Skolt-Samisch): ǩeʹrres, ǩeʹrrsaž leʹbe räiddǩeʹrres
- Anarâškielâ: (Inari-Samisch) kerris, ráiđukerris, lijgekerris teikkâ vyeijimkerris
- Suomi (Finnisch): ahkiot, ajoahkiot, raitoaikiot, kuorma-aikiot, tavara-aikiot, vara-ahkiot, loijakat
- Norsk bokmål (Norwegisch): kjerris, kjørekjerris, lastkjerris
- Svenska (Schwedisch): ackja, rajdackja, lastackja
Geschichte
Akjas wurden von indigenen Völkern entwickelt und genutzt. Im Zweiten Weltkrieg wurden Akjas beim Militär genutzt.
Akjas wurde in den 1940er Jahren in der Hochgebirgssanitätsschule der Wehrmacht in St. Johann in Tirol entwickelt. Frühere Modelle waren aus Holz. Ein dem Akja ähnlicher Transportschlitten, der nur von einer Person gesteuert wird, ist der sogenannte „Kanadier“.
Bauweisen
Zu Akjas sind etliche Bauformen und Macharten mit unterschiedlichen Materialien bekannt, die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben. Je nach Einsatzbereich sind auch besondere Bausweisen entwickelt worden.
Im Bereich der Bergrettung des 21. Jahrhunderts besteht der Akja aus einer länglichen Metallwanne, in der Regel aus Aluminium, mit aufgewölbten Enden, an denen jeweils ein leicht schräg nach oben und gegabelt verlaufendes Holmpaar befestigt wird. Die Wanne hat trapezförmigen Querschnitt und an den Kantenunterseiten und seitenmittig drei versteifende Kufen. Die geradlinigen Holme setzen die Kontur der Unterseite fort, bestehen aus Stahlrohr und enden mit großen ovalen, stehenden Ringen in etwa doppelt hüftbreitem Abstand.
Es gibt ein- und zweiteilige Akjas. Letztere sind zweiteilbar, um sie zerlegt auch am Rucksack befestigt transportieren zu können. Die Holme des Akjas, die auch „Lanten“ genannt werden, können abgenommen werden, um den Schlitten im Automobil, auf oder an Skiliften oder auf Pistenfahrzeugen zu befördern. Akjas können mit einer Seilsicherung versehen werden, um sie in absturzgefährlichem Gelände benutzen zu können. Dafür existieren Fixationspunkte wie Schraubschäkel, an denen Bandschlingen für die Seilsicherung angebracht werden können.
Es gibt Akjawannen aus Holz, aus Aluminium (selten Stahlblech) und aus Glasfaser- oder Carbonfaserwerkstoff.
- Aluminium-Akja mit Bremskette an Unterseite.
- Akjatransport im Sessellift.
Einsatz
Der Ackja, der vor allem gern in der Bergrettung im Winter und in Gebieten ewigen Schnees zum Transport von Patienten oder Material eingesetzt wird, kann einen Erwachsenen liegend transportieren.
Der Akja ist richtungssymmetrisch gestaltet, kann daher also in beide Richtungen gefahren werden. Leer oder mit unempfindlicher Last kann er gut vom Vordermann allein gefahren werden. Mit einer zum Transport gut gelagerten und eingegurteten Person fahren den Akja stets zwei Bergretter auf Skiern. Durch Übernahme eines Teils oder des ganzen Gewichts des vollen Akjas durch die vier Arme der Skifahrer werden Schläge durch Bodenbuckel auf den Akja vermieden und es kommt mehr Druck auf die besser gleitenden Skiflächen und steuernden Skikanten. Die Belastung des Akjas erzielt etwas Bremswirkung, die Führer können Pflug fahren oder bei Bedarf auch seitlich hangabwärts rutschen. Mitunter nutzen Bergretter auch Snowboards, Schier laufen jedoch auf längeren Flachstücken besser, können im Schlittschuhschritt antreiben, man kann mit Schiern auch aufsteigen oder ein aperes Stück gehend überwinden.
Eine Bremskette unter dem talwärtig gefahrenen Ende des Akjas reduziert – zusätzlich zur Bremsmöglichkeit mittels Ski – in steilem Gelände die Geschwindigkeit des Schlittens, wenn sie über Druck auf die vorderen Holme in den Schnee gedrückt wird. Die Lage und Länge der Bremskette und damit die Bremswirkung kann meist reguliert werden. Eine Fangleine sichert den Akja an einem Retter und ist entweder direkt am Akja oder in Griffnähe an einem Holm befestigt.
Der Patient wird nach medizinischer Erstversorgung meist auf einer Vakuummatratze, isolierenden Unterlagen und in einem winddichten, isolierenden Bergesack gelagert. Wärmereflektierende Rettungsdecken können Wärmestrahlung reflektieren, Latentwärmespeicher (Wärmekissen), Wärmflaschen und elektrische Heizdecken können aktiv Wärmeenergie liefern.
Wenn der Patient Verletzungen der unteren Extremitäten aufweist und länger über steile Strecken transportiert werden muss, setzt man ergänzend einen Rettungssitz ein. Der Rettungssitz wird dem Patienten angelegt und nach oben abgespannt; dadurch werden die Beine vom Körpergewicht entlastet und geschont.
Nach der Lagerung des Verletzten wird er abtransportiert und an den Rettungsdienst übergeben, der über Straßen oder durch einen Rettungshubschrauber weitertransportieren kann.
Im Sommer kann der Akja als Alternative zur Gebirgstrage benutzt werden, um Patienten aus unwegsamem Gelände zu retten. Für längere Transportstrecken auf Wanderwegen oder sonstigem Gelände, das man begehen muss, bringt man, wie bei der Gebirgstrage, mittig einen einrädrigen Radsatz an, der einen Großteil des Patientengewichtes trägt. So können auch längere Distanzen einigermaßen den Patienten schonend und den Bergrettern kraftsparend überwunden werden.
Hersteller von Akjas
Der in Thaur ansässige Hersteller Tyromont gibt 2018 an, seit seiner Gründung 1953 10.000 Stück „Akja Rettungsschlitten“ hergestellt zu haben.
Weblinks
- Tyromont Katalog eines Herstellers von Rettungsgerät
Einzelnachweise
- ↑ Wintersteller-Kaserne. Bundesministerium für Landesverteidigung, abgerufen am 9. Dezember 2019: „1941 erfolgte die Aufstellung einer Hochgebirgssanitätsschule. Dort wurden 1944 im Forschungsstab das Stahlseilgerät, die Gebirgstrage und der Akja entwickelt.“
- ↑ Walter von Schmidt-Wellenburg: Alpenvereinsgeschichte 1929–1967. Als Manuskript gebunden. Oesterreichischer Alpenverein (Archiv), abgerufen am 9. Dezember 2019: „… Vorführung und Erprobung der von der Heeres Gebirgssanitätsschule im zweiten Weltkrieg, nachher vom OeAV und der bayr. Bergwachtbis zu hoher Vollendung entwickelten modernen Geräte …“
- ↑ Unternehmen > Geschichte - 65 Jahre Rettungsgeräte Tyromont.com, abgerufen am 22. Dezember 2020.