Aldgisl (auch Aldgillus, Aldegisel oder Aldegisl) (* ?; † 680) war der erste historisch nachweisbare Herrscher der Friesen. Er lebte in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts, zur Zeit des Frankenkönigs Dagobert II., mit dessen Volk die Friesen damals noch in Frieden und von ihnen unabhängig lebten. In der Literatur wird Aldgisl als König (rex) bezeichnet.
Der Herrschaftsbereich der Friesen erstreckte sich zu dieser Zeit über einen breiten Küstenstreifen an der Nordsee von Brügge, über das Rhein-Maas-Delta bis zur Weser. Das Kerngebiet befand sich zwischen dem heutigen IJsselmeer und der Ems. Aldgisl residierte wahrscheinlich in Utrecht oder Dorestad.
Aldgisl beherbergte im Winter 678/79 Wilfrid, den angelsächsischen Bischof von York, als dieser nach seiner Absetzung von Großbritannien zu Papst Agatho nach Rom reiste. Aldgisl stand dem Christentum nicht feindlich gegenüber und erlaubte Wilfrid in Friesland zu predigen. Wilfrid gilt daher als der erste Missionar der Friesen. Nachfolger Aldgisls wurde Radbod.
Literatur
- Franz Xaver von Wegele: Aldgisl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 327.