Speedwriting ist eine Abkürzungsschrift, die verkürzte Buchstaben der herkömmlichen Schreibschrift (Langschrift) verwendet und eine weitere Verkürzung durch eine Vielzahl von Kürzungsregeln erreicht.
Entstehung
Zeichen/Buchstabe | Wort |
---|---|
. | the |
· | a |
+ | and |
v | of, have, very |
f | for, if |
b | by, bye, buy |
r | are, re- |
u | you(r) |
s | is |
k | can |
t | it |
Strich unter
letztem Buchstaben |
-ing |
Strich über
letztem Buchstaben |
-ed |
- | -ment |
a | -ate |
j | g wie in age |
Diese Abbreviaturschrift wurde um 1924 von der US-Amerikanerin Emma Dearborn, einer Hochschullehrerin an der Universität Chicago, erfunden. Diese Schriftfassung kann nicht nur mit der Hand, sondern auch mit der Schreibmaschine geschrieben werden, da alle Zeichen auf der Tastatur vorhanden sind. Von 1941 an wurde die Schrift durch den US-Amerikaner Dr. Alexander L. Sheff in großem Umfang revidiert und verbreitet. 1949 erhielt sie dann für die englische Sprache ihre endgültige Form und wurde unter dem Titel „Speedwriting ABC-shorthand“ veröffentlicht. Sheffs Fassung, die wegen der Zeichenveränderungen nur noch als Handschrift verwendet werden kann, dafür aber leistungsfähiger ist, unterscheidet sich stark von Dearborns Schrift. Es erfolgten auch Anpassungen für andere Sprachen, so z. B. für die spanische, italienische, portugiesische, flämische Sprache und in Afrikaans.
1965 erschien für die deutsche Sprache eine Bearbeitung von Alfred Gross, dem Leiter der Benedict-Sprachschule in Dortmund unter der Bezeichnung „ABC-Kurzschrift Speedwriting“. Die Kürzungsregeln sind auf die stenografischen Kürzungsgrundsätze ausgerichtet. Mit Speedwriting sollen 140 bis 180 Silben pro Minute erreicht werden können. Die Schrift hat sowohl im englischsprachigen Muttersystem als auch in der Anpassung für die deutsche Sprache ein ziemlich umfangreiches Regelwerk, was einen hohen Lernaufwand bedeutet.
Das Alphabet der Abbreviaturschrift Speedwriting verwendet die teilweise geänderten Buchstabenzeichen ausschließlich aus der Langschrift. Es gibt keine Mischung mit eigenen stenografischen Zeichen wie z. B. bei der Deutschen Notizschrift.
Verkürzungen in der deutschen Anpassung
Es gibt eine große Anzahl von Verkürzungen. Die An- und Aufstriche der langschriftlichen Buchstaben werden weggelassen, ebenso Kopfschleifen bei Buchstaben am Wortanfang und Fußschleifen bei Buchstaben am Wortende. Die Punkte über i und j sowie der Querstrich des t entfallen. Das f wird in manchen Stenografiesystemen (z. B. Stiefografie) auch für v verwendet. Die Mitlautfolge chs wird aussprachegemäß durch x wiedergegeben. Der Buchstabe m erhält eine Sonderform. Grundsätzlich werden Hauptwörter und auch Eigennamen – wie sonst auch in allen Kurzschriftsystemen – nur klein geschrieben. Verkürzte Großbuchstaben werden lediglich als weitere Kürzel verwendet. Buchstaben, die für die Wiederlesbarkeit entbehrlich sind wie z. B. einfache Selbstlaute im Wortinneren und auch der zweite Selbstlaut bei einer Selbstlautfolge, entfallen. Die Doppellaute ei, ai, eu und äu werden durch y ersetzt. Statt ch schreibt man nur h, statt sch nur c. Das Komma wird für st verwendet, steht auf der Grundlinie und wird mit dem folgenden Buchstaben verbunden. Nachlaut-st wird abgesetzt und unter die Schreiblinie gesetzt, was jedoch Sonderregeln für einige Satzzeichen erforderlich macht. Nach b, ch, f, g, l, k und p darf Nachlaut-t weggelassen werden. Die Lautfolgen tz, tzt, ts, zt und tze im Auslaut werden durch z ersetzt.
Kürzel
Für die häufigsten Wörter, Vorsilben und Nachsilben gibt es Kürzel; jedes Wort besteht nur aus einem oder ein paar Klein- oder Großbuchstaben. Der Punkt wird für „der“, „die“ (bei Mehrzahl Unterstreichung des Punktes), „das“ und „dass“ verwendet; hier zeigt sich – wie auch an anderen Stellen in der deutschen Anpassung – der Einfluss des amerikanischen Muttersystems: Punkt für das einzige englische Geschlechtswort „the“. Insgesamt weist das Kürzelverzeichnis 177 Kürzel für Wörter mit insgesamt 230 Bedeutungen auf. Zusätzlich gibt es noch Sonderformen für Grußformeln, Himmelsrichtungen, Wortgruppen u. a. Die Kürzelauswahl nach der Häufigkeit der Wörter richtet sich bei der deutschen Anpassung von Speedwriting eher nach amerikanischen Häufigkeitsstatistiken. Manche Kürzel weisen, wie auch in vielen Kurzschriften, Mehrfachbedeutung auf; in Speedwriting z. B. da = dir = du, es = sie, für = vor, gegen = gut, hab(t) = hat = heute, ich = im = in, kann = komm(e, en, t); die Erschließung erfolgt durch den Satzzusammenhang.
Satzzeichen
Da der Punkt für verschiedene Kürzel bereits vergeben ist, wird der Satzschlusspunkt durch einen rechtsschrägen Schrägstrich (neuer Absatz zwei Schrägstriche) ersetzt. Wegen der Verwendung des Kommas für st wird das Komma in der Verwendung als Satzzeichen durch Durchstreichung (gilt auch für Strichpunkt) kenntlich gemacht.
Lehrwerk
Die deutsche Speedwriting-Anpassung von Alfred Gross besteht aus fünf Lern- und Übungsbüchern im Umfang von 58 Seiten (Buch mit Diktattexten) bis 169 Seiten (Wörterbuch) je Band. Den Unterricht durften nur Lehrkräfte erteilen, die von der Deutschen Speedwriting-Zentrale autorisiert waren. Auch ein Fernunterricht wurde angeboten. Der Fernschüler musste sich verpflichten, das Lehrmaterial nicht an Dritte zu Unterrichtszwecken weiterzugeben.
Literatur
- Gross, Alfred: Warum nur eine Kurzschrift?, Deutsche Speedwriting-Zentrale 1966
- Haeger, Fritz: Gutachten über die Deutsche Notizschrift (Deno), in: Der Stenografielehrer. Wissenschaftliche Monatsschrift zur Förderung des Unterrichts in Kurzschrift, Maschinenschreiben und verwandten Gebieten 11/1966, S. 269–273 (enthält auch Ausführungen über Speedwriting)
- Kaden, Walter: Neue Geschichte der Stenographie. Von der Entstehung der Schrift bis zur Stenographie der Gegenwart, Dresden 1999
- Karpenstein, Hans: Was ist „Speedwriting“?, in: Der Stenografielehrer. Wissenschaftliche Monatsschrift zur Förderung des Unterrichts in Kurzschrift, Maschinenschreiben und verwandten Gebieten 12/1966, S. 297–306
- Kojic, Branko: Stenografie als Notizschrift, in: Bericht des 34. Intersteno-Kongresses 1981 vom 18. bis 24. Juli in Mannheim, o. O. (1981), S. 104 (u. a. über Speedwriting)
- Mentz, Arthur, u. a.: Geschichte der Kurzschrift, Wolfenbüttel 1981, 3. Auflage
- Moser, Franz, u. a.: Lebendige Kurzschriftgeschichte. Ein Führer durch Kurzschriftlehre und Kurzschriftgeschichte, Darmstadt 1990, 9. Auflage
- Sheff, A. L., u. a.: Speedwriting/ABC-Kurzschrift 5. Wörterbuch, Dortmund 1965
- Tartsch, Sabine: PitmanScript – eine moderne englische Abbreviaturschrift 5. Ein Vergleich zwischen PitmanScript und Speedwriting, in: Archiv für Stenografie, Maschinenschreiben, Bürotechnik. Bayreuther Blätter 4/1984, S. 9–12
- The Bobbs-Merill Company, Inc. (Hg.): Principles of Speedwriting. College Edition, Indianapolis 1977