Thoiry
Staat Frankreich
Region Auvergne-Rhône-Alpes
Département (Nr.) Ain (01)
Arrondissement Gex
Kanton Thoiry
Gemeindeverband Pays de Gex Agglo
Koordinaten 46° 14′ N,  59′ O
Höhe 400–1704 m
Fläche 28,93 km²
Einwohner 6.119 (1. Januar 2020)
Bevölkerungsdichte 212 Einw./km²
Postleitzahl 01710
INSEE-Code 01419
Website Thoiry

Sicht auf das Genfer Becken vom Jura aus (Thoiry Devant): Thoiry (vorne rechts), die Stadt Genf, die Stadt Annemasse, der Salève und das Mont-Blanc-Massiv.

Thoiry ist eine französische Gemeinde im Département Ain in der Region Auvergne-Rhône-Alpes.

Geographie

Thoiry liegt auf 496 m über dem Meeresspiegel, etwa 14 Kilometer westnordwestlich der Stadt Genf (Luftlinie). Das ehemalige Bauerndorf erstreckt sich im Pays de Gex an aussichtsreicher erhöhter Lage am Fuß des Juras unterhalb des Crêt de la Neige, bei der Quelle der Allemogne, am nordwestlichen Rand des Genfer Beckens nahe der Staatsgrenze zur Schweiz.

Die Fläche des 28,93 km² großen Gemeindegebiets umfasst einen Abschnitt des Pays de Gex. Das Gebiet zerfällt in zwei naturräumlich sehr unterschiedliche Teile. Der südöstliche Teil wird von der fruchtbaren Ebene am Jurafuß eingenommen, wobei die östliche Grenze entlang dem Allondon verläuft. Dieser fließt mit mehreren Windungen in einem leicht in die Ablagerungen des eiszeitlichen Rhonegletschers eingetieften Tal. Von rechts nimmt er die Allemogne auf, die mit einer Karstquelle am Jurafuß bei Thoiry entspringt. Vom Flusslauf reicht der Gemeindebann nach Westen auf das Plateau des Pays de Gex, das sanft gegen den Jura hin ansteigt. Die südliche Abgrenzung bildet dabei der Taleinschnitt des Ruisseau de Fénières.

Nach Westen erstreckt sich das Gemeindeareal über den steilen, dicht bewaldeten Hang bis auf den breiten Kamm der vordersten Jurakette. Durch verschiedene Erosionsrinnen wird der Hang untergliedert, doch die eigentlichen Fließgewässer entspringen erst am Jurafuß. Auf dem Gemeindegebiet von Thoiry liegen mit dem Crêt de la Neige (1720 m) und dem Reculet (1717 m) die beiden höchsten Gipfel des Juragebirges. Oberhalb von rund 1500 m befinden sich ausgedehnte Bergweiden, die jedoch auch von typischen Karsterscheinungen wie Dolinen und unwegsamen Karrenfeldern durchsetzt sind. Das Gemeindegebiet ist Teil des Regionalen Naturparks Haut-Jura (frz.: Parc naturel régional du Haut-Jura).

Zu Thoiry gehören neben dem ursprünglichen Ort auch verschiedene Dörfer, Weiler und Neubausiedlungen, nämlich:

  • Allemogne (502 m) am Fuß des Crêt de la Neige bei der Quelle der Allemogne
  • Baizenas (488 m) am Jurafuß
  • Fénières (504 m) am Fuß des Reculet

Nachbargemeinden von Thoiry sind Saint-Jean-de-Gonville im Süden, Chézery-Forens im Westen, Lélex und Sergy im Norden, Saint-Genis-Pouilly im Osten sowie die schweizerischen Gemeinden Satigny und Dardagny im Südosten.

Geschichte

Das Gemeindegebiet von Thoiry war schon sehr früh besiedelt. Es wurden Fundstücke aus dem Neolithikum entdeckt sowie zahlreiche Gegenstände (Werkzeug, Keramik, Ziegel), welche auf eine römische Siedlung schließen lassen. Zu dieser Zeit wurde auch ein Steinbruch ausgebeutet.

Erstmals urkundlich erwähnt wird Thoiry im Jahr 1301 unter dem Namen Thoyrie. Im Lauf der Zeit wandelte sich die Schreibweise über Thoyriacum (1337), Thoyrier (1397), Thoyriez (1528), Toiry (1670) und Toirier (18. Jahrhundert) zum heutigen Namen. Der Ortsname geht auf den gallorömischen Geschlechtsnamen Torius zurück und bedeutet so viel wie Landgut des Torius (Toriacum).

Seit dem Mittelalter bildete Thoiry eine eigene kleine Herrschaft. Im 14. Jahrhundert kam das Dorf unter die Oberhoheit der Grafen von Savoyen. Danach teilte Thoiry die wechselvolle Geschichte des Pays de Gex, mit dem es nach Abschluss des Vertrages von Lyon 1601 endgültig an Frankreich gelangte. Das Dorf lag stets am Verkehrsweg von Bellegarde entlang dem Jurafuß nach Genf, bis diese Handelsstraße um 1750 weiter in die Ebene hinaus verlegt wurde.

Am 17. November 1926 fand in Thoiry ein deutsch-französisches Versöhnungstreffen zwischen Aristide Briand und Gustav Stresemann statt.

Sehenswürdigkeiten

Die Pfarrkirche Saint-Maurice wurde um 1830 im Stil des Neoklassizismus neu erbaut. Sie steht an der Stelle eines wahrscheinlich auf das 9. Jahrhundert zurückgehenden Gotteshauses. In Allemogne befinden sich eine Kapelle und ein ehemaliger Herrschaftssitz.

Bevölkerung

Jahr19621968197519821990199920062016
Einwohner11301438185921123015406848426094
Quellen: Cassini und INSEE

Mit 6119 Einwohnern (Stand 1. Januar 2020) gehört Thoiry zu den mittelgroßen Gemeinden des Département Ain. Seit Mitte der 1960er Jahre wurde ein markantes Bevölkerungswachstum verzeichnet. Besonders starke Wachstumsraten wurden während der 1980er und 1990er Jahre registriert. In dieser Zeit hat sich die Einwohnerzahl von Thoiry verdoppelt. Außerhalb des alten Ortskerns wurden zahlreiche neue Einfamilienhäuser gebaut.

Gemeindepartnerschaft

Seit 2002 besteht eine Partnerschaft mit der deutschen Gemeinde Pfronten.

Wirtschaft und Infrastruktur

Thoiry war bis weit ins 20. Jahrhundert hinein ein vorwiegend durch die Landwirtschaft geprägtes Dorf. Heute gibt es einige Betriebe des Klein- und Mittelgewerbes. Seit den 1970er Jahren hat sich südöstlich des Dorfes im Nahbereich der Hauptstraße ein Gewerbe- und Industriegebiet entwickelt. Mittlerweile hat sich das Dorf auch zu einer Wohngemeinde gewandelt. Zahlreiche Erwerbstätige sind Wegpendler, die als Grenzgänger in der Agglomeration Genf arbeiten.

Die Ortschaft liegt abseits der größeren Durchgangsstraßen an einer Verbindungsstraße, die von Saint-Jean-de-Gonville entlang dem Jurafuß nach Crozet führt. Die Hauptstraße D984, welche heute zu einer vierspurigen Schnellstraße ausgebaut ist, umfährt Thoiry im Südosten. Weitere Straßenverbindungen bestehen mit Sergy und Saint-Genis-Pouilly. Der nächste Anschluss an die schweizerische Autobahn A1 befindet sich in einer Entfernung von rund 10 km. Die einstige Bahnlinie, die von Bellegarde-sur-Valserine nach Divonne-les-Bains führte und auch Thoiry bediente, wurde stillgelegt. An ihrer Stelle verkehrt heute eine Buslinie.

Commons: Thoiry – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Webseite der Gemeinde Pfronten, aufgerufen am 11. April 2012 (Memento des Originals vom 23. September 2012 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis..
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