Frühes Leben

Alton Coleman wurde am 6. November 1955 als drittes von fünf Kindern in Waukegan, Illinois geboren. Er wuchs in einem sozial ungünstigen Elternhaus auf; seine Mutter verdiente sich als Prostituierte ihren Lebensunterhalt. Da seine Mutter mit der Erziehung überfordert war, warf sie den Säugling eines Tages in eine Mülltonne, wo er von seiner Großmutter gefunden wurde, die im selben Haus lebte wie ihre Tochter und Enkelkinder. Er genoss kaum Zuwendung von Seiten seiner Mutter, wurde als Kind Zeuge, wie seine Mutter ihre Freier mit nach Hause brachte und sie zusammen Drogen konsumierten. Coleman wurde als Jugendlicher Mitglied einer Bande, die Waukegan und Umgebung unsicher machte und kleinere Delikte wie Diebstahl begingen. Die Schule brach er ohne Abschluss ab und hielt sich danach mit Gelegenheitsjobs und als Hilfsarbeiter mehr schlecht als recht finanziell über Wasser.

Seine erste größere Straftat beging Coleman am 27. Dezember 1973, als der 18-Jährige zusammen mit einem Komplizen die 54-jährige Eleanor MacIntire überfiel, sie mehrfach vergewaltigte und im Anschluss zusammen mit dem Auto des Opfers und deren Bargeld den Tatort verließ. Da er einen guten Rechtsanwalt hatte, aber auch weil er vor Gericht beteuerte, es nie wieder zu tun, wurde er lediglich wegen bewaffneten Raubüberfalls zu einer Jugendstrafe verurteilt, die er im Joliet Correctional Center verbüßen musste. Wegen guter Führung wurde er bereits nach relativ kurzer Zeit wieder auf freien Fuß gesetzt.

Nachdem er auf Bewährung entlassen worden war, wurde er Ende 1976 erneut wegen Vergewaltigung der 17 Jahre alten Sherri Patterson vor Gericht gestellt. Er wurde jedoch freigesprochen, als es ihm gelang, die Jury davon zu überzeugen, dass die Tat einvernehmlich war. Während seiner Untersuchungshaft im Gefängnis von Lake County wurde er wegen sexueller Nötigung von drei männlichen Mithäftlingen im Alter zwischen 18 und 19 Jahren angeklagt, aber nur wegen Körperverletzung verurteilt. 1980 wurde er beschuldigt, am 11. Juli desselben Jahres die 22-jährige Dorothy Hawkins, ein Mitglied der United States Marines, vergewaltigt zu haben. Der Prozess endete mit einem Freispruch. Nur ein Jahr später wurde er erneut freigesprochen in einem Verfahren, in dem man ihm vorwarf, am 28. September 1981 ein 14 Jahre altes Mädchen vergewaltigt zu haben. 1982 geriet er ins Fadenkreuz der Justiz, als man ihm beschuldigte, ein 15 Jahre altes Mädchen nicht nur vergewaltigt, sondern auch ermordet zu haben. Das Verfahren wurde wegen mangelnder Beweise gegen ihn eingestellt.

Im Juli 1983 erhob Altons Halbschwester, Terry Coleman, den Verdacht, Alton Coleman habe ihre erst achtjährige Tochter Melinda Snow, Altons Halbnichte, in einem Zeitraum von zwei Monaten, zwischen Juni und Juli 1983, mehrfach sexuell missbraucht. Erneut fehlten die Beweise, um ihn eindeutig der Tat zu überführen.

Sieben Monate später, am 28. Februar 1984, hatte Coleman weniger Glück. Zwei Tage zuvor hatte er Dorothea Thompson und deren 14-jährige Tochter Chalandra kennengelernt. Mit einem Messer bewaffnet fiel er über das Mädchen her und vergewaltigte es. Danach begingen die Strafverfolgungsbehörden einen folgenschweren Fehler, da man Coleman bis zur Eröffnung des Prozesses gegen Bezahlung einer Kaution gestattete, sich in Freiheit aufzuhalten. Zusammen mit seiner Freundin Debra Brown, die er 1983 in einer Bar kennengelernt hatte, floh er nach Wisconsin.

Am 29. Mai 1984 lernte er in Kenosha Juanita Wheat und deren neun Jahre alte Tochter Vernita kennen, denen er sich unter dem falschen Namen Robert Knight vorstellte. Am selben Tag verschwand Vernita spurlos. Alton Coleman entführte das Mädchen, behielt es rund 24 Stunden in seiner Gewalt, fuhr mit ihm in ein abgelegenes Gebäude in Waukegan, vergewaltigte und ermordete es am 30. Mai 1984. Der Leichnam von Vernita Wheat wurde erst rund drei Wochen später, am 19. Juni 1984, gefunden. Vernita Wheat war das erste Mordopfer, das man Alton Coleman nachweisen konnte. Am selben Tag wurde der Prozess wegen der Vergewaltigung von Chalandra Thompson gegen ihn eröffnet. Doch Coleman erschien nicht zur Anhörung und wurde somit zur Fahndung ausgeschrieben.

Am 31. Mai lernte Coleman Robert Carpenter kennen, verbrachte eine Nacht in seiner Wohnung und lieh sich dessen Wagen aus. Doch er kehrte nach dem 1. Juni 1984 nie mit dem Auto zu Robert Carpenter zurück.

Mordserie

Wenngleich Vernita Wheat zur Mordserie zählen muss, begannen die eigentlichen Serienmorde erst am 18. Juni 1984, einen Tag vor dem Auffinden von Vernita Wheats Leichnam.

Coleman und seine 22-jährige Freundin Debra Brown konnten sich zunächst rund drei Wochen versteckt halten. Mit dem gestohlenen Wagen von Robert Carpenter waren sie bis nach Gary in den US-Bundesstaat Indiana gekommen. Hier trafen sie am 18. Juni 1984 auf die sieben Jahre alte Tamika Turks und ihre neunjährige Freundin Annie Hilliard, die gerade im Auftrag der Eltern einen Botengang erledigten. Mit einer List brachten Coleman und Brown die beiden Mädchen in ihre Gewalt, fuhren mit ihnen in ein abgelegenes Waldstück und fesselten sie dort. Als Tamika anfing zu weinen, prügelte Coleman das Mädchen fast zu Tode. Danach fielen Coleman und Brown über Annie her und vergewaltigten sie. Als sie feststellten, dass Tamika noch lebte, nahmen sie einen Gürtel und erwürgten das Mädchen. Dasselbe versuchten sie bei Annie. Danach verließen Alton und Debra den Tatort. Annie überlebte die Tortur schwer verletzt und wurde von Spaziergängern gefunden.

Coleman und Brown fuhren nach Detroit, Michigan, wo sie einen Tag später, am 19. Juni 1984 die 25 Jahre alte Donna Williams kennenlernten, der sie sich unter den falschen Namen Phil und Pam vorstellen. Am Abend desselben Tages verließ Williams den Gottesdienst in ihrer Kirche, um sich mit ihren neuen Freunden zu treffen; sie wurde danach nie mehr lebend wieder gesehen. Am 26. Juni wurde Williams' gestohlenes Auto gefunden; und rund drei Wochen nach dem Verschwinden, am 11. Juli, der erdrosselte Leichnam der jungen Frau in einem leer stehenden Gebäude. Es konnte nicht geklärt werden, ob sie auch vergewaltigt worden war.

Am 24. Juni 1984 nahmen Coleman und Brown in Detroit eine 28 Jahre alte Frau als Geisel und zwangen sie, mit dem Auto in den US-Bundesstaat Ohio zu fahren. Doch die Frau reagierte geistesgegenwärtig, lenkte das Auto in einen Lastwagen und konnte danach aus ihrem Auto fliehen.

Vier Tage später, am 28. Juni 1984, brachen Coleman und Brown in das Haus des Ehepaares Palmer Jones (62) und Marge Jones (59) in Dearborn Heights ein, schlugen und misshandelten das Ehepaar, so dass es schwer verletzt zurückblieb. Mit dem Auto der Jones' und gestohlenem Bargeld und Wertsachen setzten sie die Flucht fort.

Am 2. Juli 1984 lernten Coleman und Brown in Detroit die 55 Jahre alte Mary Billups und deren Lebensgefährten, den 55 Jahre alten Marion Gaston kennen. Beide luden das Paar zu sich nach Hause ein. Hier überfielen sie ihre Gastgeber, fesselten sie, knebelten sie, bedrohten sie mit einem Messer und schlugen sie mit einem Schraubenschlüssel. Erneut konnten Alton Coleman und Debra Brown mit dem Auto des schwer verletzten Paares entkommen.

Die Serie an Gewalttaten begann danach in Ohio. Hier erreichte das Paar drei Tage später, am 5. Juli 1984, Toledo. Reverend Ernie Jackson empfahl den müden und aus seiner Sicht hilfsbedürftigen jungen Menschen die Adresse der 30 Jahre alten Virginia Temple, von der man wusste, sie würde Menschen Obdach und Hilfe anbieten. Einen Tag später, am 6. Juli 1984, besuchten Coleman und Brown Virginia Temples Haus, wo sie zusammen mit ihren fünf Kindern lebte. Nach einem gemeinsamen Abendessen muss es in der Nacht auf den 7. Juli 1984, zum Doppelmord an Virginia und deren 10 Jahre alten Tochter Rochelle gekommen sein. Die Leichen der beiden erwürgten und sexuell missbrauchten Frauen wurden in einem Kriechkeller unter dem Haus gefunden. Aus dem Haus fehlten Schmuck und Wertgegenstände.

Nur wenige Stunden nach der Ermordung der Temples drangen Alton Coleman und Debra Brown am 7. Juli 1984 in das Haus des 77-jährigen Frank Duvendack und dessen 73-jährigen Ehefrau Dorothy ein, misshandelten und knebelten sie, und konnten danach mit dem Auto des Ehepaares entkommen.

Vier Tage später, am 11. Juli 1984, nachdem man in Detroit den Leichnam von Donna Williams finden konnte, wurde Alton Coleman vom FBI auf die Liste der zehn am meistgesuchten Verbrecher (FBI Ten Most Wanted Fugitives) gesetzt.

Am 12. Juli 1984 meldete in Cincinnati die Mutter der 15 Jahre alten Tonnie Storey ihre Tochter als vermisst. Sie war einen Tag zuvor in Begleitung eines jungen afroamerikanischen Paares gesehen worden. Sieben Tage dauerte die Suche nach dem Mädchen, bis man dessen Leichnam am 19. Juli 1984 in einem leerstehenden Gebäude vorfand. Da man ein Armband der kurz zuvor ermordeten Virginia Temple bei Tonnie Storeys Leichnam sicherstellen konnte, konnte man deren Ermordung später ebenfalls Alton Coleman und Debra Brown zuordnen.

Am 13. Juli 1984 läuteten Coleman und Brown, ebenfalls in Cincinnati, beim Haus des Ehepaares Harry Walters (45) und Marlene Walters (44). Sie bekundeten Interesse am Wohnmobil, welches das Paar inseriert hatte und verkaufen wollte. Als die 19-jährige Tochter der Walters, Sherri, am Nachmittag nach Hause kam, fand sie ihre Eltern im Keller des Hauses vor. Marlene Walters war bereits durch Schläge eines Brecheisens und einer Zange gestorben. Harry Walters überlebte knapp und konnte später gegenüber den Ermittlern seine Peiniger identifizieren.

Am 16. Juli 1984 entführten Coleman und Brown in Lexington im US-Bundesstaat Kentucky den 33 Jahre alten College-Professor Olin Carmichael auf einem Parkplatz eines Motels. Sie riefen bei der Familie Carmichael an und verlangten Lösegeld. Allerdings kam es nie zu einer Geldübergabe. Warum die Täter Carmichael am Leben ließen, darüber kann nur spekuliert werden. Er wurde nur wenige Stunden nach seiner Entführung gefangen im Kofferraum seines Wagens in Dayton, Ohio gefunden.

Nur einen Tag später, am 17. Juli 1984, besuchten Coleman und Brown den 79 Jahre alten Reverend Millard Gay und dessen 77 Jahre alte Ehefrau Kathryn, die sie während ihrer Aufenthalte in Toledo, Ohio kennengelernt hatten. Während des Besuchs kam es zu einem Streit und zu einem Handgemenge, in dessen Folge Coleman Reverend Gay mit der Pistole zu Boden schlug. Danach fesselten die beiden das Paar an zwei Stühle und versuchten ihre Opfer zu erwürgen. Mehrere Versuche schlugen fehl; danach ergriffen Coleman und Brown die Flucht.

Nur wenige Stunden später, trafen sie auf das letzte Mordopfer, den 79-jährigen Eugene Scott. Dessen Leichnam, auf den man geschossen und eingestochen hatte, wurde am 19. Juli in einem Graben in der Nähe von Indianapolis im US-Bundesstaat Indiana gefunden.