Anagastes (eingedeutscht teils Anagast, latinisiert Anagastus) war ein magister militum (Heermeister) des Oströmischen Reiches im späten 5. Jahrhundert.

Anagastes war vielleicht hunnischer Herkunft. Sein Name war jedoch gotisch und könnte ursprünglich *Anagasts gelautet haben. Er war ein Sohn des Arnegisclus, der bereits in den 440er Jahren magister militum gewesen war. Sein Vater war im Krieg gegen die Hunnen unter Attila im Jahr 447 gefallen.

Anagastes begegnet in den Quellen zum ersten Mal als magister militum per Thracias (Befehlshaber der Truppen in Thrakien), wohl im Jahr 469, also in der Regierungszeit des Kaisers Leo I. Zu dieser Zeit drohte Attilas Sohn Dengizich, mit seinen Hunnen über die Donau ins römische Pannonien einzufallen. Anagastes versuchte ihn zunächst durch Unterhandlungen davon abzuhalten; Dengizich wies jedoch seine Unterhändler schroff zurück. Wohl im Zusammenhang mit den Bewegungen der Hunnen erhoben sich auch die Goten. Anagastes und weitere Generäle schlugen deren Aufstand jedoch nieder. Dengizich entschloss sich schließlich tatsächlich zum Angriff auf Pannonien. Es gelang Anagastes jedoch, Dengizich gefangen zu nehmen und zu töten. Seinen Kopf ließ er nach Konstantinopel schicken.

Wohl nicht zuletzt wegen seiner erfolgreichen Kriegszüge wurde Anagastes das Konsulat für das Jahr 470 angetragen. Er lehnte jedoch mit dem Hinweis ab, seine Epilepsie würde ihm einen Auftritt im Senat unmöglich machen.

Literatur

Anmerkungen

  1. So Alexander Demandt: Magister 5a. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 553–790, hier Sp. 768.
  2. Moritz Schönfeld: Wörterbuch der altgermanischen Personen- und Völkernamen nach der Überlieferung des klassischen Altertums. Heidelberg 1911, S. 19.
  3. So Alexander Demandt: Magister 5a. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Supplementband XII, Stuttgart 1970, Sp. 553–790, hier Sp. 768. Demandts Festlegung auf das Jahr 469 beruht u. a. darauf, dass Zenon wohl bis Anfang 469 als magister militum per Thracias amtierte. Anagastes war Zenons direkter Nachfolger in diesem Amt.
  4. Priskos, Fragment 38 (nach der Zählung Müllers). Englische Übersetzung in: Colin Gordon: The Age of Attila. Fifth-Century Byzantium and the Barbarians. University of Michigan Press, Ann Arbor 1960, S. 134 f.
  5. Priskos, Fragment 39 (nach der Zählung Müllers). Englische Übersetzung in: Colin Gordon: The Age of Attila. Fifth-Century Byzantium and the Barbarians. University of Michigan Press, Ann Arbor 1960, S. 135 f.
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