Der Anatomieturm ist ein ruinenhafter Rundturm und Teil der Überreste der Stadtmauer von Jena. Er war der südwestliche Eckpunkt der mittelalterlichen Stadtumgrenzung, befindet sich am Teich- und Leutragraben sowie in unmittelbarer Nähe des Anatomischen Institutes und des Collegium Jenense.
Das erhaltene Teilstück ist der fensterarme Sockel. Darauf aufgebaut war ein anatomisches Theater mit vielen Metern hohen Fenstern. Zur Mitte hin abschüssig, umgaben Holzbankreihen den Leichentisch. Hier fanden zu medizinischen Lehr- und Wissenschaftszwecken präparatorische Demonstrationen statt, vor allem für Medizinstudenten. Der Anatomieturm gewährte also zum einen durch die hohen Fenster eine gute Belichtung des Körperspenders, zum anderen bewahrte er sowohl durch die Lage des anatomischen Theaters in einigen Metern Höhe als auch durch die hörsaalähnliche Abschüssigkeit Diskretion.
Im Anatomieturm forschten Johann Wolfgang Goethe und Justus Christian Loder am Zwischenkieferknochen des menschlichen Embryos und des Elefanten. Der Zwischenkieferknochen war der wissenschaftlichen Welt allerdings schon vorher bekannt, so dass Goethes und Loders Forschungen – entgegen ihrer irrigen Ansicht – keine neue Entdeckung darstellten.
- Anatomieturm Jena, 2005
- Anatomieturm mit Abdeckung, 2013
Weblinks
- Ausstellung zur Geschichte der anatomischen Sektion an der Alma mater Jenensis. (PDF; 291 kB) In: uniklinikum-jena.de. Uniklinik Jena, 10. November 2010, archiviert vom am 10. August 2016 (Flyer).
- Rosemarie Fröber: Anatomische Sammlung – Museum anatomicum Jenense. (PDF; 101 kB) In: uniklinikum-jena.de. Uniklinik Jena, 9. November 2010, S. 2, archiviert vom am 10. August 2016 .
- Anne Zeuner, TLZ: Der Jenaer Anatomieturm soll restauriert werden. In: reisejournal-on-tour.de. Mediengruppe Thüringen Verlag GmbH, 11. April 2014, archiviert vom am 4. März 2016 .
- Geschichte von Jena im Mittelalter – Stadttore, Häuser & Plätze. Der Anatomieturm. In: entdecke-jena.de. H. Stiebritz .
Koordinaten: 50° 55′ 40,7″ N, 11° 35′ 1,3″ O