Hideaki Anno (japanisch 庵野 秀明 Anno Hideaki; * 22. Mai 1960 in Ube, Japan) ist ein japanischer Filmregisseur. Annos bekanntestes Werk ist die Animeserie Neon Genesis Evangelion. 2002 heiratete er die Comic-Künstlerin Moyoco Anno.
Der Astronom Akimasa Nakamura benannte den Asteroiden (9081) Hideakianno nach ihm.
Leben
Frühe Werke
Anno begann seine Karriere als Animator bei der Serie Chōjikū Yōsai Macross (1982–1983), aber sein Talent wurde erst nach der Veröffentlichung von Hayao Miyazakis Nausicaä aus dem Tal der Winde 1984 bemerkt. Da das Produktionsstudio weitere Animatoren brauchte, wurde eine Anzeige in der japanischen Animezeitschrift Animage aufgegeben. Anno meldete sich auf diese Anzeige. Als er bei einem Treffen mit Hayao Miyazaki einige seiner Zeichnungen vorlegte, war dieser so beeindruckt, dass er Anno mit einigen der schwierigsten Szenen am Ende des Films beauftragte.
Später war Anno einer der Mitbegründer des Studio Gainax. Er arbeitete dort zuerst als Animationsdirektor für den ersten langen Film und führte dann Regie bei Gunbuster (1988) und Die Macht des Zaubersteins (1990–1991). Als die NHK Die Macht des Zaubersteins als Remake von Miyazakis Schloss im Himmel abtat und ihm nur noch wenige kreative Aufgaben zugewiesen wurden, fiel Anno in eine vier Jahre andauernde Depression.
Neon Genesis Evangelion
Annos nächstes Projekt war die Anime-Fernsehserie Shin Seiki Evangelion (新世紀エヴァンゲリオン, international bekannt als Neon Genesis Evangelion), (1995–1996), welche eine der einflussreichsten und meistdiskutierten Animes werden sollte. Es wurde zu einem älteren Zeichenstil zurückgekehrt, dieser aber zu einer neuen Präzision und Tiefe geführt. Viele vermuten, dass Annos lange Depression die Quelle vieler Aspekte der Charakterzeichnung in der Serie war. Während der Produktion kam Anno häufig mit japanischen Fans in Konflikt. Deswegen und aus anderen Gründen wurde Evangelion mit fortschreitender Handlung immer düsterer und psychologischer. Schließlich war es Anno auch nicht recht, dass sein Werk nur im Kinderprogramm gesendet wurde. Er war der Meinung, dass man die Menschen so früh wie möglich mit der Realität konfrontieren müsse. So verläuft das Ende gegen die in der Serie etablierte Erzählweise und -logik und die letzten beiden Episoden sind eine Reise durch die Gedanken und die Gefühlswelt der Hauptcharaktere. Die Serie war während ihrer Erstausstrahlung nicht sehr erfolgreich, wurde aber auf einem späteren Sendeplatz wiederholt und in ganz Japan außergewöhnlich populär.
Nachdem Neon Genesis Evangelion beendet war, bekam Anno viele Zuschriften von Fans, die ihm einerseits für das Werk gratulierten und andererseits die letzten beiden Folgen kritisierten. Darunter waren neben Drohungen auch der Vorwurf, Anno hätte die Serie für die Fans ruiniert. Als Reaktion darauf wurden zwei Filme produziert. Death and Rebirth sollte die Ereignisse der Serie zusammenfassen und klarer darstellen und The End of Evangelion entwarf einen alternativen Schluss, der dennoch viele Deutungsmöglichkeiten offenließ.
Weitere Arbeiten
Nach Evangelion führte Anno bei der Serie Kareshi Kanojo no Jijō Regie – die erste Produktion des Studios Gainax, die direkt auf bereits fertigem Material beruht. Als er sich mit den Sponsoren zerstritt, legte der Manga-Autor die Produktion in die Hände von Kazuya Tsurumaki. Anschließend arbeitete Anno mit Hayao Miyazaki und Studio Ghibli an einigen Kurzfilmen.
Als Regisseur hat er auch an Realfilmen wie Love & Pop (1998), Shiki-Jitsu (2000) und Cutie Honey mitgewirkt. 2006 gründete er das Unternehmen Studio Khara. Dieses produzierte 2007 zusammen mit Gainax den Auftakt zur vierteiligen Reihe Rebuild of Evangelion der als Evangelion: 1.11 – You Are (Not) Alone. in die Kinos kam. 2009 folgte Evangelion: 2.22 – You Can (Not) Advance. Der Rebuild fasst im ersten Film noch den Serienbeginn von NGE zusammen, geht im zweiten jedoch zunehmend andere Wege und beginnt von der Story der Fernsehserie abzuweichen. 2012 folgte Evangelion: 3.33 – You Can (Not) Redo. Im März 2021 folgte dann mit Evangelion: 3.0+1.01 – Thrice Upon a Time der 4. Film, der die Filmreihe abschließt.
2016 arbeitete er zusammen mit seinem Studienfreund und Gainax-Mitbegründer Shinji Higuchi an der Neuauflage des Godzilla-Franchises. Für den Film Shin Godzilla schrieb er das Drehbuch und führte zusammen mit Higuchi Regie.
Filmografie
- 1984: Nausicaä aus dem Tal der Winde
- 1987: Wings of Honneamise
- 1988: Gunbuster
- 1990–1991: Die Macht des Zaubersteins
- 1995–1996: Neon Genesis Evangelion
- 1997: Neon Genesis Evangelion: Death & Rebirth
- 1997: The End of Evangelion
- 1998: Kareshi Kanojo no Jijō
- 1998: Love & Pop
- 2000: Shiki-Jitsu
- 2004: Cutie Honey
- 2007: Evangelion: 1.11 – You Are (Not) Alone.
- 2009: Evangelion: 2.22 – You Can (Not) Advance.
- 2012: Evangelion: 3.33 – You Can (Not) Redo.
- 2016: Shin Godzilla, Realfilm
- 2021: Evangelion: 3.0+1.01 – Thrice Upon a Time
- 2022: Shin Ultraman, Realfilm
- 2023: Shin Kamen Rider, Realfilm
Weblinks
- Hideaki Annos offizielle Internetseite (japanisch)
- Hideaki Anno in der Internet Movie Database (englisch)