Marmstorf ist ein Hamburger Stadtteil im Bezirk Harburg. Zum Stadtteil gehören die im Westen liegenden Ortsteile Appelbüttel und Lürade.

Geographie

Nachbargemeinden

Marmstorf grenzt im Nordwesten an Eißendorf, im Nordosten an Wilstorf, im Osten an Langenbek, im Südosten an Sinstorf sowie im Süden an den Landkreis Harburg.

Geographische Gestalt

Marmstorf liegt in einer Niedergebirgslandschaft, die weiter westlich in die Harburger Berge übergeht. Der erhaltene historische Dorfkern befindet sich in einem Tal, die neueren Siedlungsteile auf höherem Gelände. Es gibt für Hamburger Verhältnisse ungewöhnliche Steigungen. Marmstorf wird an mehreren Seiten von Wald- und Wiesenflächen begrenzt. Als besonders markant gilt das Appelbütteler Tal.

Die Bebauung lässt sich einteilen in den historischen Dorfkern mit Bauernhäusern und Kopfsteinpflaster, die massive Hochbebauung um den Ernst-Bergeest-Weg und eine relativ dichte Einzel- und Reihenhausbebauung, die von einzelnen Mehrfamilienhäusern durchsetzt ist. Dies trägt zu einer sozialen Durchmischung des Stadtteils bei.

Geschichte

Auf dem Gebiet von Marmstorf bestand eine eisenzeitliche Begräbnisstätte. Die Grabinventare des aufgefundenen Urnengräberfeldes befinden sich in der Obhut des Archäologischen Museums Hamburg in Harburg, wo das Grabinventar der Kriegerbestattung Grab 216 eines der Glanzlichter der archäologischen Dauerausstellung darstellt. Der Name Marmstorf verweist auf den Ursprung durch eine sächsische Siedlung mit einem Dorfgründer namens Marbold oder Maribald. 1196 wurde es als Marboldesthorp erstmals urkundlich erwähnt.

Während der Franzosenzeit brannten die Besatzer das Dorf am 29. März 1814 nieder.

Zwischen 1852 und 1859 wurde Marmstorf selbstständige Gemeinde des preußischen Landkreises Harburg. Seit dem 1. April 1937 gehört Marmstorf durch das Groß-Hamburg-Gesetz zu Hamburg.

Statistik

  • Anteil der unter 18-Jährigen: 16,3 % [Hamburger Durchschnitt: 16,6 % (2020)]
  • Anteil der über 64-Jährigen: 27,3 % [Hamburger Durchschnitt: 18,0 % (2020)]
  • Ausländeranteil: 13,2 % [Hamburger Durchschnitt: 17,7 % (2020)]
  • Arbeitslosenquote: 4,2 % [Hamburger Durchschnitt: 6,4 % (2020)]

Das durchschnittliche Einkommen je Steuerpflichtigen beträgt in Marmstorf 36.313 Euro jährlich (2013), der Hamburger Gesamtdurchschnitt liegt bei 39.054 Euro.

Politik

Die Bürgerschaftswahl 2020 für die Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft, bei der Marmstorf zum Wahlkreis Harburg gehört, brachte im Stadtteil folgendes Ergebnis:

Bürgerschaftswahl SPD Grüne1) CDU AfD Linke FDP Übrige
2020 46,4 % 16,7 % 12,6 % 7,6 % 7,2 % 4,1 % 5,4 %
2015 49,4 % 8,6 % 17,9 % 7,8 % 6,5 % 6,5 % 3,3 %
2011 52,2 % 8,7 % 23,1 % 5,2 % 5,9 % 4,9 %
2008 32,6 % 7,8 % 49,0 % 4,5 % 4,2 % 1,8 %
1) 
Bis 2011 als Grüne/GAL.

Für die Bundestagswahl gehört Marmstorf zum Wahlkreis Hamburg-Bergedorf – Harburg. Bei den Bezirksversammlungswahlen gehört der Stadtteil zum Wahlkreis Rönneburg, Langenbek, Sinstorf, Marmstorf.

Sport

  • Seit 1920: SV Grün-Weiß Harburg (bis zur Fusion mit dem TSV Sinstorf als VfL Marmstorf)
  • Harburger SC (1970 entstanden aus der Fusion von Borussia und Rasensport Harburg)
  • SG Harburg Baskets
  • Seit 1931: Schachklub Marmstorf (jetzt als Sparte im SV Grün-Weiß Harburg)
  • Seit 1897: Schützenverein Marmstorf

Regelmäßige Veranstaltungen

  • jährlich am letzten Januarsonntag: Teichwette. Der amtierende Schützenkönig und ein prominenter Wettpartner treffen sich trockenen Fußes auf der Mitte des Feuerteiches (offiziell: Schulteich). Wetterlös zu Gunsten eines wohltätigen Zweckes.
  • jährlich am 1. Mai: Aufstellen des Maibaums vor dem Schützenhof
  • jährlich an einem Dienstag im Juni: Ackerfete. Größte Abiturientenfeier in Norddeutschland, im Appelbüttler Tal.
  • jährlich am ersten Juliwochenende (Freitag bis Montag): Marmstorfer Vogelschießen (Schützenfest)
  • jährlich am Sonnabend vor der Zeitumstellung Sommerzeit auf Winterzeit: Großer Laternenumzug durch den „Märchenwald“ mit anschließendem Höhenfeuerwerk. Veranstalter: Spielleute des Schützenverein Marmstorf

Verkehr

Marmstorf liegt an der Bundesautobahn 7. Der nächste Fern- und Regionalbahnhof ist Hamburg-Harburg. Auch der S-Bahnhof Harburg Rathaus liegt in der Nähe von Marmstorf.

Öffentlichen Verkehr gibt es seit der Zwischenkriegszeit. 1939 betrieb die Hamburger Hochbahn eine Buslinie (Marmstorf – Harburg – Fleestedt), die im Krieg eingestellt wurde. Nach dem Krieg übernahm der Privatunternehmer Eggers den Busverkehr, bis die HHA Anfang der 1960er Jahre Einspruch erhob und eine eigene Linie einführte. Mit der Großbebauung am Ernst-Bergeest-Weg wurde um 1970 die bis heute gültige Regelung eingeführt: Eine Linie fährt von Harburg zum Jägerfeld, eine weitere von Harburg zum Beutnerring; abends und sonntags werden beide Linien vom gleichen Bus bedient, der eine Stichfahrt in den Ernst-Bergeest-Weg unternimmt. Seit damals gibt es auch Nachtverbindungen, allerdings mit Umwegen über Lübbersweg bzw. Einhausring. Von 1993 bis 1995 bestand probeweise eine Quer-Buslinie Sinstorf – Marmstorf – Bostelbek. Eine gewisse Bedeutung für Marmstorf hat auch die ehemalige Straßenbahnlinie nach Appelbüttel, die heute von einer Buslinie bedient wird.

Bildung

In Marmstorf gibt es die Grundschule Marmstorf, neben der Grundschule befindet sich eine Kindertagesstätte. Am Weg nach Sinstorf finden sich die Grundschule Sinstorfer Weg (bis 2020 Standort der Lessing-Stadtteilschule) und das Immanuel-Kant-Gymnasium.

Persönlichkeiten

Ehrenbürger

  • Johann Christoph Eddelbüttel (* 6. Juli 1856; † 22. Juni 1930), langjähriger Gemeindevorsteher, wurde 1929 zum Ehrenbürger ernannt. Ihm zu Ehren trägt der Eddelbüttelkamp in Marmstorf seit 1932 seinen Namen (von 1932 bis 1950: Eddelbüttelweg).

Siehe auch

Commons: Hamburg-Marmstorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Minderjährigenquote in den Hamburger Stadtteilen 2020
  2. Anteil der 65-Jährigen und Älteren in den Hamburger Stadtteilen 2020
  3. Ausländeranteil in den Hamburger Stadtteilen 2020
  4. Arbeitslosenquote in den Hamburger Stadtteilen 2020
  5. Statistisches Amt für Hamburg und Schleswig-Holstein (Hrsg.): Hamburger Stadtteil-Profile 2016 (= NORD.regional. Band 19). 2018, ISSN 1863-9518 (Online [PDF; 6,6 MB; abgerufen am 12. Februar 2018]).
  6. Stadtteilergebnis auf www.wahlen-hamburg.de, abgerufen am 31. Mai 2021.
  7. Daniel Tilgner (Hrsg.): Hamburg von Altona bis Zollenspieker. Das Haspa-Handbuch für alle Stadtteile der Hansestadt. Hoffmann und Campe, Hamburg 2002, ISBN 3-455-11333-8, S. 675.
  8. Hamburgs Straßennamen erzählen Geschichte von Christian Hanke, Medien-Verlag Schubert, Hamburg 2006, 4. Auflage, S. 159, ISBN 3-929229-41-2
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