Archinos war ein im späten 5. Jahrhundert v. Chr. lebender athenischer Politiker und Redner.

Leben

Archinos war ein aus dem Gau Koile stammender Athener. Möglicherweise war er ein Sohn des athenischen Feldherrn Myronides, da Archinos’ Sohn laut Demosthenes ebenfalls Myronides hieß. Er gehörte zunächst wie Kleitophon und Theramenes den gemäßigten Demokraten an. Nach dem Endes des Peloponnesischen Kriegs war er aber einer jener athenischen Verbannten, die mit Thrasybulos die Festung Phyle besetzten, von dort aus den Kampf gegen die Dreißig Tyrannen führten und nach deren Sturz 403 v. Chr. die athenische Demokratie wiederherstellten. Demosthenes schreibt Archinos eine Hauptrolle bei diesem Umsturz zu und führt aus, dass er auch sonst ein ausgezeichneter Staatsmann gewesen sei.

Auch nach der Wiedereinführung der Demokratie war Archinos als führender attischer Politiker tätig. Beispielsweise beantragte und erreichte er eine öffentliche Belohnung für die Verbannten, welche die Festung Phyle zuerst besetzt hatten. Auf seinen Rat hin verkündete Thrasybulos eine allgemeine politische Amnestie. Auch brachte er ein Gesetz durch, das jenen Personen Schutz gewährte, die sich trotz des Amnestie-Erlasses politischen Anklagen ausgesetzt sahen. Er trat ferner für die strenge Beachtung der wiederhergestellten Verfassung ein. Sogar seinem Genossen Thrasybulos gegenüber hielt Archinos diesen strikt gesetzmäßigen Standpunkt ein und belangte ihn in der üblichen Form, wenn Thrasybulos widerrechtliche Maßnahmen ergriff. So widersprach er mit Erfolg Thrasybulos’ gesetzlich anfechtbarem Psephisma der Bürgerrechtsverleihung an alle Nichtbürger – darunter an den Redner Lysias –, die mit den Demokraten aus dem Piräus nach Athen zurückgekehrt waren.

Auf Archinos’ Initiative geht ferner die offizielle Einführung des aus 24 Buchstaben bestehenden ionischen Alphabets anstelle des bis dahin üblichen, nur 16 Buchstaben aufweisenden Alphabets in Attika zurück. Diese Neuerung im Schriftwesen fand während des Archontats von Eukleides 403/402 v. Chr. statt. Den Nutzen dieser Maßregel hatte er vorher in einer Flugschrift verfochten. Abgesehen von seiner staatsmännischen Tätigkeit war er auch ein herausragender Redner. So wird insbesondere eine Leichenrede von ihm gerühmt, die Isokrates in seinem Panegyrikos benutzte. Außerdem war Archinos im Militärdienst tätig und wurde mehrmals zum Strategen gewählt, doch sind die Zeitpunkte der Bekleidung dieses Amtes unbekannt. Auch über sein weiteres Schicksal liegen keine Nachrichten vor.

Literatur

Anmerkungen

  1. Aischines, Orationes 3, 187 und 3, 195 mit Scholien.
  2. 1 2 Demosthenes, Orationes 24, 135.
  3. Walther Judeich: Archinos 2). In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band II,1, Stuttgart 1895, Sp. 540.
  4. Aristoteles, Der Staat der Athener 34, 3.
  5. Aischines, Orationes 2, 176 und 3, 187; Demosthenes, Orationes 24, 135; Plutarch, De gloria Atheniensium 1 und 8.
  6. Aischines, Orationes 3, 187f.
  7. Isokrates, Orationes 18, 2 f.
  8. Aristoteles, Der Staat der Athener, 40, 1.
  9. Aristoteles, Der Staat der Athener 40, 2; Aischines, Orationes 3, 195 mit Scholien; vgl. Pseudo-Plutarch Vitae decem oratorum p. 835 f und 836 a.
  10. Theopompos bei Photios; Suda, s. Σαμίων ὁ δῆμος.
  11. Photios, Bibliothek, Codex 260 p. 487; vgl. Platon, Menexenos 234 B; Dionysios von Halikarnassos, De Demosthenes 23; Pseudo-Plutarch, Vitae decem oratorum, p. 832 d.
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