Der Arco dei Fileni (italienisch für „Bogen der Philaener“; lateinisch Arae Philaenorum „Altäre der Philaener“; arabisch: القوس al-Gaus „der Bogen“) stand im heutigen Libyen über der Küstenstraße Via Balbia und war ein an der antiken Grenze zwischen Tripolitanien und der Cyrenaika von der italienischen Kolonialmacht errichteter Triumphbogen. Er befand sich zwischen den heutigen Orten Ras Lanuf und El Agheila. Das Monument, entstanden auf Wunsch von Italo Balbo, 1934 bis 1940 Gouverneur von Italienisch-Libyen, wurde vom Architekten Florestano Di Fausto konzipiert und am 16. März 1937 eröffnet.
Legende
Der Name sollte an die Philaener (griechisch Φιλαίνοι) erinnern, jene zwei legendären karthagischen Brüder, die gemäß Sallusts De bello Iugurthino an diesem Ort lebendig begraben wurden. Die Philaener hätten sich, so Sallust, zu einem Wettlauf gegen die Griechen aus Kyrene verpflichtet, bei dem die Grenze zwischen den beiden Machtbereichen ermittelt werden sollte.
Nach einer Vereinbarung zwischen Karthago und Kyrene sollten sich je zwei Einwohner jeder Stadt auf den Weg zur anderen machen, damit jener Ort, an dem sich die beiden Paare treffen, als die neue Grenze definiert würde. Als jedoch die Philaener auf die Kyrenaiker trafen, kam es zu einem Streit. Den Philaenern aus Karthago wurde vorgeworfen, zu früh gestartet zu sein. Um ihre Ehre zu beweisen, waren die Karthager bereit, sich direkt an der neuen Grenze lebendigen Leibes begraben zu lassen. So geschah es. An das angebliche Opfer der Philaener erinnerten der Legende nach zwei Bögen und Altäre (arae), nach welchen der Ort Arae Philaenorum (Arephilenorum) benannt wurde. Allerdings waren diese zu Lebzeiten Strabons nicht (mehr) existent.
Fest steht nur, dass der Ort über Jahrhunderte die Grenze zwischen den Machtbereichen von Karthago und Kyrene bildete; und nachdem die Römer Karthago erobert hatten, markierten die Arae Philaenorum die Ostgrenze von Africa. Nach der römischen Reichsteilung von 395 n. Chr. bildete Arephilenorum daher in Nordafrika die Grenze zwischen Westrom und Ostrom.
Architektur
Der Bogen in der Wüste zeigte die bronzenen Kolosse, die die lebendig begrabenen Philaener darstellten. Eine die Größe Roms preisende Inschrift nach Horaz (Carmen saeculare 9) lautete: ALME SOL POSSIS – NIHIL VRBE ROMA – VISERE MAIVS («O nährende Sonne, mögest du nichts Größeres erblicken als die Stadt Rom!»). König Idris ließ diese Inschrift auch auf Arabisch anbringen. Auf dem Bogen wurde ein Altar nach karthagischer Legende errichtet.
Verbleib
Das Bauwerk wurde 1973 als Sinnbild des italienischen Kolonialismus von der libyschen Revolutionsregierung zerstört, die Statuen der beiden Brüder befinden sich heute in einem kleinen Museum in Surt, wo auch einige verwahrloste Reliefs unter freiem Himmel lagern.
Sonstiges
Der Bogen ist auf der Medaille für den italienisch-deutschen Feldzug in Afrika von 1943 abgebildet. Auch erschien er auf einem Lottoschein der Lotterie Tripolis von 1938 bis 1940. In der Nähe des früheren Standortes des Bogens befindet sich ein deutscher Soldatenfriedhof.
Quellen
- Strabon, Geographika III, XVII
- Polybios, Historíai III 39, X 40
- Sallust, De bello Iugurthino 19, 79
- Plinius der Ältere, Naturalis historia V 4
Weblinks
- L'Arco dei Fileni de Mussolini (französisch)
Koordinaten: 30° 19′ 44″ N, 18° 47′ 33″ O