Arian Kartli (auch: Aryan-Kartli, georgisch არიან-ქართლი) war ein historisches Herrschaftsgebiet, das in der mittelalterlichen georgischen Chronik „Die Bekehrung Kartlis“ (მოქცევაჲ ქართლისაჲ, mokc’evay k’art’lisay) vorkommt und dort als die ursprüngliche Heimat der Georgier von Kartli gilt (dem kaukasischen „Iberia“ im heutigen zentralen und östlichen Georgien).
Die georgische Chronik Kartlis Zchowreba erzählt die Legende von einem Feldzug von Alexander dem Großen ins Innere von Georgien. Es heißt, Alexander habe Azoy, den Sohn eines ungenannten „Königs von Arian-Kartli“, zusammen mit seinen Anhängern nach Mzcheta in Kartli entsandt. Er beauftragte ihn mit der Verwaltung von Kartli. Der georgische Mönch Arsen, der Autor einer metaphrasierenden Zusammenfassung des „Lebens der Heiligen Nino“ und Lehrer von König David IV., kommentiert diese Passage folgendermaßen: „Wir, die Georgier, sind Abkömmlinge von Hergezogenen aus Arian-Kartli, wir sprechen deren Sprache und alle Könige von Kartli sind Nachkommen ihrer Könige.“
Die Identifikation von Arian Kartli anhand der Texte eines mittelalterlichen georgischen Schreibers bleibt jedoch problematisch. Es scheint so, als ob dieses Königreich bereits vor den Eroberungszügen von Alexander dem Großen bestanden habe, aber eine präzise Verortung, das Gründungsdatum oder die Identität seiner Herrscher kann nirgends abgeleitet werden. Das Wort „arian“ (nobel, adlig) entspringt dem antiken Indogermanischen/Iranischen. Es deutet auf eine Verbindung zu indo-arischen oder iranischen Völkern hin. Schon alte Quellen von Arian Kartli und antike Quellen haben das Land im Umkreis des Achämenidenreiches verortet. Herodots Liste der Distrikte des Achämenidenreiches setzt die proto-georgischen Stämme in die 13. und 19. Satrapie. Diese Territorien überschneiden sich teilweise mit dem Südwesten des historischen Georgien und zahlreiche georgische Gelehrte, unter anderem Giorgi Melikishvili, verorten dort Arian Kartli.
Das frühe georgische Königreich von Kartli/Iberia, das in historischen Berichten aus hellenistischer Zeit eindeutig nachweisbar ist, scheint noch die Verbindungen in iranisches Gebiet gehabt zu haben, die von Arian Kartli überliefert werden. Cyril Toumanoff setzt die Region gleich mit Aranē (griechisch ‘Αράνη) von Ptolemäus (V.6.18) und dem Harrana der Hethiter.
Einzelnachweise
- ↑ „We, Georgians, are descendants of the newcomers from Arian-Kartli, we speak their language and all the kings of Kartli are descendants of their kings.“ nach: Giorgi L. Kavtaradze. The Interrelationship between the Transcaucasian and Anatolian Populations by the Data of the Greek and Latin Literary Sources. The Thracian World at the Crossroads of Civilisations. Reports and Summaries. The 7th International Congress of Thracology. P. Roman (ed.). Bucharest: The Romanian Institute of Thracology 1996.
- ↑ H. W. Bailey. ARYA, an ethnic epithet in the Achaemenid inscriptions and in the Zoroastrian Avestan tradition. Encyclopaedia Iranica. Vol. II, Fasc. 7: 681-683.
- 1 2 Rapp 2003: 10.
- ↑ Cyril Toumanoff: Studies in Christian Caucasian History. Georgetown University Press 1963: 89–90, zitiert in: Rapp 2003: 269.
Literatur
- Stephen H. Rapp: Studies In Medieval Georgian Historiography: Early Texts And Eurasian Contexts. Peeters Bvba 2003. ISBN 90-429-1318-5
- Giorgi L. Kavtaradze: Georgian Chronicles and the raison d'étre of the Iberian Kingdom (Caucasica II). (Archived (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2023. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. 25. Okt. 2009) Orbis Terrarum, Journal of Historical Geography of the Ancient World 6, 2000. Stuttgart: Franz Steiner Verlag 2001: 177–237.
Weblinks
- Conversion of Kartli (georgisch)
- The Georgian Chronicles (georgisch)
- The Georgian Chronicles (englisch)