Das alte Atlas Hochhaus im Werksviertel in Berg am Laim (München) wurde in den 1980er Jahren von dem Münchner Architekturbüro Amtsberg + Partner für die IVG geplant. Fertiggestellt wurde es im Jahr 1982. Im Jahr 2001 erfolgte ein Umbau durch das Münchner Architekturbüro Bitterer. 2016 begannen die Umbau- und Sanierungsarbeiten an dem Atlas Hochhaus durch OS A Ochs Schmidhuber Architekten aus München, die im Spätherbst 2019 abgeschlossen wurden. Bauherr des neuen Atlas Hochhauses ist die Art-Invest Real Estate Management GmbH, aktueller Eigentümer die Allianz Real Estate GmbH.

Bestandsbau und Umbau

Der Bestandsbau des Atlas Hochhaus wurde 1982 vollendet und hatte eine mit hellen Metallplatten verkleidete Fassade und eine angegliederte Hochgarage. Zum vierzehngeschossigen 62 Meter hohen Bestandsbau zählte eine 2001 auf dem Turmdach installierte 13 Tonnen schwere orange Kunststoffkugel mit einem Durchmesser von 7,5 Metern. Das Hochhaus mit der orangen Kugel galt im Stadtgefüge der Landeshauptstadt München als Landmark. Ab 2016 wurde der Bestandsbau bis auf das Tragwerk zurückgebaut und der Turm umgestaltet. OS A Ochs Schmidhuber Architekten in München übernahmen die Neugestaltung des Hochhauses im Auftrag des Bauherrn Art-Invest Real Estate Management GmbH. Nach gutachterlichen Untersuchungen kamen die planenden Architekten und der Bauherr überein, wegen des guten Erhaltungszustands des Turms keinen kompletten Neubau zu errichten. Man erhielt den Turm und gestaltete diesen im Sinne der Nachhaltigkeit behutsam um. Die angrenzende Hochgarage war nicht gut erhalten und wurde abgerissen. An ihrer Stelle errichtete man ein zur Rosenheimer Straße hin fünfgeschossiges, zum Werksviertel hin viergeschossiges Plazagebäude, in das der Turm eingebettet wurde. Damit entstanden zwei Innenhöfe und sechs unterschiedlich große Terrassen. Abriss und Neubau hätten mehr Energieaufwand gekostet als die partielle Bestandserhaltung. Für den Umbau und Bau des neuen Atlas Hochhauses wurden umweltschonende Materialien eingesetzt, Architektur und Innenraum in ökonomischer und ökologischer Hinsicht optimiert. Die Innenräume des Turms wurden großzügig gestaltet mit flexiblen Grundrissen im Sinne der New Work. Die zweigeschossige Tiefgarage hat 230 Stellplätze, das Gelände 100 Fahrradstellplätze. Die vom Bestandsbau übernommene orange Kunststoffkugel auf dem Dach des Atlas Turms wird nachts illuminiert und leuchtet über das Werksviertel. Das Atlas Hochhaus und das Plazagebäude werden für Büros genutzt, Teilflächen für gastronomische Einrichtungen zur Versorgung der Nutzer.

Nachhaltigkeit

Neben dem Upcycling der Turmarchitektur erwies sich die komplett montagefertige, in wirtschaftlicher Hinsicht optimale Elementfassade als ressourcenschonendes Planungsdetail. Durch eine Klimapufferzone und durch individuell steuerbare und zu öffnende Lüftungselemente entstand ein besonders gesundes Raumklima. Das neue Atlas Hochhaus ist als Green Building konzipiert und wurde mit der LEED-Zertifizierung Gold ausgezeichnet.

Fassadenkonzept

Das neue Atlas Hochhaus bekam durch die dunkle, doppelschalige und hinterlüftete Fassade aus Aluminium und Glas ein neues Erscheinungsbild. Das Fassadenkonzept ist das Resultat der gestalterischen Auseinandersetzung mit dem Bestandsbau des Turms. Die Ecken des Turmquaders waren ursprünglich nur äußerlich als solche zu erkennen. Innen waren sie schräg und zubetoniert, was die thematische Vorlage für das neue Fassadenkonzept lieferte: Über jeweils zwei Etagen wurde diese oktagonale Grundform in die des Rechtecks transformiert, über die anschließenden zwei Stockwerke wieder zurück zum Oktagon. Dadurch entstand an den Ecken des Turms eine Art geometrische Kaskadenstruktur und das Thema, das die gesamte Konzeption des neuen Atlas Hochhaus prägt, war gefunden. Es ist die Diagonale. Sie ist als Stilelement in Wandverkleidungen, Treppenhäusern und Büroetagen zu finden.

Literatur

  • Christine Haberlik: Und der Haifisch, der hat Zähne. In: CUBE – Das Münchner Magazin für Architektur, modernes Wohnen und Lebensart. 04/20, S. 34–35.
  • Atlas Hochhaus – Interview mit Fabian Ochs. In: Architektur Exklusiv Premium, 07/2020, S. 28–31.
  • Der Titan mit der Kugel auf dem Dach – Das Atlas Hochhaus ist ein Beispiel für eine gelungene Revitalisierung von Bestandsbauten. In: Süddeutsche Zeitung. Webimmobilien, November 2020, S. 10.
  • Das Atlas Hochhaus im Münchener Werksviertel. In: Architektur Süd. 09/2020, S. 42–43.
  • Alfred Dürr: Alles Gestemmt. Das neue Hochhaus ‚Atlas‘ ist im Rohbau fertig. In: Süddeutsche Zeitung. 7. Juni 2018 (sueddeutsche.de).
  • Recycelter schwarzer Titan. In: German Architects. 28. Oktober 2020 (german-architects.com).
  • Hrsg. Rat für Formgebung, Frankfurt: Iconic Awards 2020: Innovative Architecture. S. 46.
  • Jury Iconic Award 2020: Atlas Hochhaus im Werksviertel München. In: Katalog Iconic Award 2020. Rat für Formgebung, 1. Oktober 2020.
  • Florian Heilmeyer: Orange Kugel über München – Hochhausumbau von Ochs Schmidhuber. In: bauNetz. 15. April 2020 (baunetz.de).
  • Alfred Dürr: Das recycelte Hochhaus. In: Süddeutsche Zeitung. 5. Februar 2020 (sueddeutsche.de).

Auszeichnungen

  • Gold LEED Zertifizierung
  • Iconic Award 2020, "best of best", Kategorie Innovative Architecture
  • Global Green Business Award 2021
  • Architektouren 2022 (Veranstalter Bayerische Architektenkammer)
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