Slavkov u Brna | ||||
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Basisdaten | ||||
Staat: | Tschechien | |||
Historischer Landesteil: | Mähren | |||
Region: | Jihomoravský kraj | |||
Bezirk: | Vyškov | |||
Fläche: | 1495 ha | |||
Geographische Lage: | 49° 9′ N, 16° 53′ O | |||
Höhe: | 211 m n.m. | |||
Einwohner: | 7.167 (1. Jan. 2023) | |||
Postleitzahl: | 684 01 | |||
Verkehr | ||||
Bahnanschluss: | Brno–Vlárský průsmyk | |||
Struktur | ||||
Status: | Stadt | |||
Ortsteile: | 1 | |||
Verwaltung | ||||
Bürgermeister: | Michal Boudný (Stand: 2016) | |||
Adresse: | Palackého náměstí 65 684 01 Slavkov u Brna | |||
Gemeindenummer: | 593583 | |||
Website: | www.slavkov.cz |
Slavkov u Brna (deutsch: Austerlitz) ist eine Kleinstadt 20 km östlich von Brünn in Mähren (Tschechien). Bekannt wurde sie durch die Schlacht bei Austerlitz, die südwestlich um den Pratzeberg bei Újezd u Brna ausgetragen wurde.
Geschichte
Das Gebiet um Slavkov gehörte zum Mährisch-Slowakischen Reich der Lucka. Es trug ursprünglich den Namen Neusedlitz (Novosedlice), das bereits vom Chronisten Cosmas von Prag erwähnt wurde und Anfang des 13. Jahrhunderts dem Deutschen Ritterorden gehörte. Dieser errichtete dort eine Kommende und eine Feste, deren Reste noch im Kellergewölbe des Schlosses sichtbar sind. 1223 wurden die Pfarrkirche St. Marien und die St.-Jacobi-Kirche erwähnt. 1237 bestätigte König Wenzel I. dem Deutschen Ritterorden den Besitz; vermutlich beauftragte er den Orden gleichzeitig mit der Gründung einer Stadt. König Wenzel IV. verlieh der Stadt 1416 ein Wappen sowie das Siegelrecht. Da Austerlitz in den Hussitenkriegen die katholische Seite unterstützte, geriet es danach als Pfand an verschiedene Adelige, zu denen auch die Herren von Sternberg gehörten. Im Jahre 1509 übernahm für mehr als vier Jahrhunderte das Adelsgeschlecht von Kaunitz die Herrschaft Austerlitz.
Deren religiöse Toleranz trug im 16. Jahrhundert wesentlich zur wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklung der Stadt bei. Seit 1528 ließen sich Täufer nieder, die aus Tirol vertrieben worden waren. 1535 fanden etwa 80 Täufer aus Böhmisch Krumau in Austerlitz eine Zufluchtsstätte. Zeitweise bestanden mit den zum Marpeck-Kreis gehörenden Austerlitzer Brüdern und einer den Hutterern zugehörenden Gemeinde zwei täuferische Gemeinden am Ort. Die Mitglieder ihrer Kommunität erwarben umfangreiche Grundbesitzungen und betätigten sich hauptsächlich im Töpferhandwerk und der Weberei. Die Täufergemeinschaft war, bis zu ihrer Ausweisung 1622, eine der größten in Böhmen. Auch die Böhmischen Brüder konnten sich in Austerlitz entfalten. Sie besaßen seit 1510 ein eigenes Gebetshaus und hielten 1572 und 1584 Synoden ab. Die Pfarrei Austerlitz war seit 1575 lutherisch.
Nach Ende des Dreißigjährigen Krieges waren von 348 Häusern in der Stadt nur noch 128 bewohnt.
Am 2. Dezember 1805 fand nahe der Stadt im Rahmen des dritten Koalitionskrieges die kriegsentscheidende Schlacht bei Austerlitz statt.
Nach der Gründung einer Textilmanufaktur durch Graf Dominik Andreas I. von Kaunitz erfolgte ein wirtschaftlicher Aufschwung. 1850 wurde Austerlitz Sitz des Bezirksgerichts. Von 1949 bis 1960 war die Stadt Sitz des gleichnamigen Bezirks.
Sehenswürdigkeiten
- Das Schloss Austerlitz entstand an der Stelle eines Kastells. Es wurde zunächst im Renaissancestil und danach im Stil des Barock umgebaut. Im Historischen Saal wurde nach der Schlacht bei Austerlitz am 6. Dezember 1805 der Waffenstillstand zwischen Frankreich und Österreich unterzeichnet.
- Das Rathaus wurde 1592 im Renaissancestil errichtet.
- Die Kirche Auferstehung Christi am Hauptplatz wurde 1786–1789 vom Wiener Hofarchitekten Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg errichtet.
- Die St.-Johannes-der-Täufer-Kirche auf dem Friedhof beherbergt die Gruft der Familie von Kaunitz, in der auch Wenzel Anton Kaunitz begraben liegt.
- Die St.-Urbanus-Kapelle von 1712 auf dem gleichnamigen Hügel wurde während der Schlacht bei Austerlitz beschädigt und 1858–1861 neu errichtet.
- Synagoge. Von dem seit 1343 bestehenden jüdischen Viertel sind nur die Synagoge aus dem Jahre 1858 und die jüdische Schule erhalten.
- Jüdischer Friedhof, liegt etwas außerhalb
Namensgeberin
Nach der deutschen Bezeichnung der Stadt wurden – wegen des Sieges der napoleonischen Truppen – u. a. zwei Kriegsschiffe der französischen Marine, der Quai d’Austerlitz in Paris und an diesem ein Pariser Bahnhof, der Gare d’Austerlitz, benannt.
Die lose Kooperation der mitteleuropäischen Staaten Tschechien, Slowakei und Österreich (Austerlitz-Format) trägt sei 2015 den Namen der Stadt.
Städtepartnerschaften
Slavkos Partnerstädte sind
Persönlichkeiten
- Bernardino Ochino (1487–1564), italienischer Theologe und Protestant starb in Slavkov an der Pest.
- Wenzel Anton von Kaunitz-Rietberg (1711–1794), österreichischer Staatsmann und Diplomat, begraben in der Familiengruft auf dem Friedhof der Stadt
- Franz Schmidt (1751–1834), österreichischer Gärtner und Botaniker
- Peregrin Obdržálek (1825–1891), katholischer Priester und Verfasser religiöser Literatur, in Slavkov geboren
- František Koláček (1851–1913), tschechischer theoretischer Physiker, in Slavkov geboren
- Pavel Boudný (* 1982), Mountainbiker
Literatur
- Joachim Bahlcke, Winfried Eberhard, Miloslav Polívka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band: Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe. Band 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 17–19.
- Martin Zeiller: Austerlitz. In: Matthäus Merian (Hrsg.): Topographia Bohemiae, Moraviae et Silesiae (= Topographia Germaniae. Band 11). 1. Auflage. Matthaeus Merians Erben, Frankfurt am Main 1650, S. 91 (Volltext [Wikisource]).
Weblinks
- Website der Stadt (tschechisch)
- Austerlitz 2005 – Informationen zu Slavkov (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Český statistický úřad – Die Einwohnerzahlen der tschechischen Gemeinden vom 1. Januar 2023 (PDF; 602 kB)
- ↑ Treffen der Außenminister im „Austerlitz-Format“. 1. Juli 2021, abgerufen am 8. September 2021.
- ↑ Stichwort: Austerlitz-Format. 20. August 2017, abgerufen am 8. September 2021.
- ↑ Österreichs Vorsitz im Slavkov-/Austerlitz-Format endet mit der Unterzeichnung der „Poysdorf Declaration on Digital Humanism“. Außenministerium der Republik Österreich, abgerufen am 8. September 2021.
- ↑ Partnerská města. (Memento des vom 6. Juni 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Website der Stadt; abgerufen am 6. Mai 2017