Bachkantate | |
---|---|
Jesu, der du meine Seele | |
BWV: | 78 |
Anlass: | 14. Sonntag nach Trinitatis |
Entstehungsjahr: | 1724 |
Entstehungsort: | Leipzig |
Gattung: | Solokantate |
Solo: | S A T B |
Chor: | SATB |
Instrumente: | Co Ft 2Ob 2Vl Va Vn Bc |
AD: | ca. 25 min |
Text | |
unbekannter Dichter; Johann Rist | |
Liste der Bachkantaten |
Jesu, der du meine Seele (BWV 78) ist eine geistliche Kantate von Johann Sebastian Bach.
Entstehung
Die Kantate wurde am 10. September 1724 erstmals für den 14. Sonntag nach Trinitatis aufgeführt und ist damit dem berühmten „Choralkantatenjahrgang“ 1724/25 zuzuordnen. Der Textdichter ist unbekannt. Das Libretto basiert auf dem gleichnamigen Kirchenlied von Johann Rist aus dem Jahre 1641. Dabei wurden die erste und die letzte Choralstrophe direkt übernommen. Die fünf Binnensätze der Kantate stellen Umdichtungen von Rists Texten dar, wobei einzelne Zeilen im Wortlaut zitiert werden, teilweise aber auch Elemente mehrerer Strophen in einzelne Sätze eingehen.
Thematik
Der Kantatentext setzt die im Kirchenjahr für diesen Tag vorgesehene Evangelienlesung (die Heilung der Kranken) in allegorischer Weise in Bezug zur Passionsgeschichte Jesu, der durch sein Leiden die Menschen von ihrer Schuld heilt und erlöst und ihnen so neue Kraft gibt.
Besetzung
Besonderheiten
Die Kantate bietet in ihren sieben Sätzen insgesamt einen ungewöhnlichen Reichtum an Formen und kontrastierenden Affekten. Die düstere, durch absteigende Chromatik gesteigerte Strenge des Eröffnungschors weicht im anschließenden Duett einer fröhlichen Sprunghaftigkeit.
Das Thema des Eröffnungssatzes wird in der Art einer Passacaglia insgesamt 27 mal variiert. Dabei vermitteln die Unterstimmen in beeindruckender Weise zwischen der komplexen polyphonen Variation und der einfachen Choralmelodie. Über die Kantate selbst hinaus bekannt ist das Duett für Sopran und Alt Wir eilen mit schwachen, doch emsigen Schritten (2. Satz), bei dem die Basslinie die „kleinen, doch emsigen Schritte“ durch ihre Bewegungen musikalisch verdeutlicht, während die Gesangsstimmen mit aufstrebenden Melodiebögen das „Hineilen“ zu Jesus darstellen.
Literatur
- Alfred Dürr: Johann Sebastian Bach: Die Kantaten. Bärenreiter, Kassel 1999, ISBN 3-7618-1476-3.
- Arend Hoyer: Was Musik andächtig macht. Drei Leipziger Kirchenkantaten Johann Sebastian Bachs, liturgiewissenschaftlich unter die Lupe genommen. Theologischer Verlag Zürich, Zürich 2018, ISBN 978-3-290-18139-0 [BWV 17, 25, 78].
- Werner Neumann: Handbuch der Kantaten J.S.Bachs, 1947, 5. Aufl. 1984, ISBN 3-7651-0054-4.
- Hans-Joachim Schulze: Die Bach-Kantaten: Einführungen zu sämtlichen Kantaten Johann Sebastian Bachs. Evangelische Verlags-Anstalt, Leipzig / Carus-Verlag, Stuttgart 2006 (Edition Bach-Archiv Leipzig) ISBN 3-374-02390-8 (Evang. Verl.-Anst.), ISBN 3-89948-073-2 (Carus-Verl.).
- Christoph Wolff, Ton Koopman: Die Welt der Bach-Kantaten. Verlag J. B. Metzler, Stuttgart/Weimar 2006, ISBN 978-3-476-02127-4.
Weblinks
- Jesu, der du meine Seele, BWV 78: Noten und Audiodateien im International Music Score Library Project
- BWV 78 Jesu, der du meine Seele Text, Aufbau und Besetzung auf der persönlichen Homepage von Walter F. Bischof bei der University of Alberta