Galina Andrejewna Balaschowa (geb. Brjuchowa; russisch Галина Андреевна Балашова; * 1931 in Kolomna) ist eine russische Architektin. Sie war beim RKK Energija für die Inneneinrichtung mehrerer sowjetischer Raumfahrzeuge verantwortlich.

Leben

Galina Andrejewna wurde als Tochter des Försters Andrei Fjodorowitsch Brjuchow in der Moskauer Region geboren. Nach ihrem Schulabschluss studierte sie ab 1949 am Moskauer Architektur-Institut, das sie 1955 abschloss.

Im Anschluss war sie zunächst für ein Jahr in Kuibyschew (heute Samara) tätig, kehrte aber nach ihrer Hochzeit mit dem Physiker Juri Pawlowitsch Balaschow 1956 in das Moskauer Umland zurück. Dort wurde sie 1957 als Architektin beim Experimental-Konstruktionsbüro 1 (OKB-1), heute RKK Energija, angestellt, zunächst als Architektin der Wohnbauten für die mehreren tausend Angestellten des Betriebs.

Seit 1963 war sie als Innenarchitektin und Designerin für das sowjetische Raumfahrtprogramm tätig – als einzige Architektin in einem Team von Ingenieuren und Wissenschaftlern. 1964 wurde sie zur Chefingenieurin des sowjetischen bemannten Mondprogramms ernannt, dessen Mondorbiter zwar gebaut, aber nie eingesetzt wurde. Ihre Arbeit umfasste die künstlerische und funktionale Raumgestaltung ebenso wie die zweckmäßige und sichere Materialwahl, die Innenbeleuchtung, Möblierung und ihre Funktionalität in der Schwerelosigkeit, bis hin zu Toiletten und die Fixierung der schlafender Kosmonauten.

Sie entwickelte unter anderem die Interieurs für Woschod, Sojus, das Basismodul der Raumstation Mir und Buran. Cockpit und Wohnbereich der Mir wurden später mit Modifikationen für die ISS übernommen.

„Galina Balaschowa ist zugleich die einzige Frau in der Weltraumgeschichte, die mehr als drei Generationen von Raumfahrzeugen maßgeblich gestaltet hat.“

Philipp Meuser

Neben den Raumschiffen selbst gestaltete sie auch Medaillen und Missionsabzeichen, darunter jenes für das Apollo-Sojus-Test-Projekt 1975.

Aufgrund der strengen Geheimhaltung des sowjetischen Raumfahrtprogramms war Balaschowas Tätigkeit über lange Zeit unbekannt. Ihre Entwürfe, die sie überwiegend als Aquarelle ausführte, konnten erst nach ihrer Pensionierung und nach der Auflösung der Sowjetunion einer breiteren Öffentlichkeit gezeigt werden.

Balaschowa ist seit 1990 pensioniert und lebt in Koroljow bei Moskau.

Das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt am Main hat der Designerin Balaschowa 2015 eine eigene Ausstellung gewidmet. „Design für die sowjetische Raumfahrt – Die Architektin Galina Balaschowa“ vom 27. Juni bis zum 15. November 2015 zeigte ihre frühen Aquarelle, technischen Zeichnungen, von ihr entworfene Raumfahrernahrung, Kosmonautenanzüge und unterschiedliche Raumschiffmodelle. Zur Eröffnung kam die 83-Jährige nach Frankfurt.

Literatur

  • Philipp Meuser: Galina Balaschowa: Architektin des sowjetischen Raumfahrtprogramms. DOM publishers, Berlin 2014. ISBN 978-3-86922-345-2.
  • Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.): Outer Space. Faszination Weltraum. Katalog zur Ausstellung vom 3. Oktober 2014 bis 22. Februar 2015; Bonn 2014, ISBN 978-3-89479-873-4, S. 40–43, 92, 273.

Einzelnachweise

  1. Vgl. Katharina Sebold, Design im Weltall, in: moderneREGIONAL 16, 3
  2. 1 2 Philipp Meuser: Raumkunst für das Leben in einer anderen Welt. Galina Balaschowa, Designerin der sowjetischen Raumfähren Sojus, MIR und Buran. in: Outer Space. Faszination Weltraum. Katalog zur Ausstellung vom 3. Oktober 2014 bis 22. Februar 2015; Bonn 2014, ISBN 978-3-89479-873-4, S. 40–43.
  3. The emblem of the Soyuz-Apollo program – space-architect.com (Memento vom 5. Mai 2016 im Internet Archive).
  4. Biografie auf space-architect.com (Memento vom 23. März 2016 im Internet Archive).
  5. Die Architektin Galina Balaschowa (Memento des Originals vom 23. September 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis., DAM 26. Juni 205.
  6. Raumfahrt-Design im DAM Frankfurt – Schöner Wohnen im All, Rezension im Deutschlandradio Kultur vom 26. Juni 2015.
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.