Die Basismodelle des Unterrichts stellen einen Ansatz dar zur Unterrichtsplanung, der sich an den Lernzielen orientiert. Entwickelt wurde dieser Ansatz durch den Erziehungswissenschaftler Fritz Oser an der Universität Freiburg (Schweiz).

Überblick

Den Ausgangspunkt für die Überlegungen zu den Basismodellen bilden die individuellen Lernschritte der Lernenden, die als Voraussetzung zur Erreichung der jeweiligen Lernziele angesehen werden und die absolut notwendigen, feststehenden Ketten von geistigen Operationen, die zur Erreichung der Lernziele erforderlich sind. Die jeweiligen Lernziele können dabei beispielsweise Faktenwissen, Konzeptwissen oder Strategiewissen sein. Es sollen also feststehende Abfolgen von Lernschritten definiert werden, die erforderlich sind, um zu einem Lernziel zu gelangen. Diese definierten Abfolgen von Lernschritten sollen, nach Oser, sachlich richtig eingehalten werden und jeder Lernschritt von jedem Lernenden nachvollzogen werden, um entsprechend hilfreiche Wissensstrukturen dabei aufzubauen. Andernfalls muss damit gerechnet werden, dass zerbrochenes und unvollständiges Wissen aufgebaut wird.

Kombinationen von Basismodellen

Im Unterricht wird allerdings nicht jeweils nur ein bestimmtes Lernziel angestrebt, sondern in der Regel mehrere. Beispielsweise kann es sinnvoll erscheinen beim Strategielernen auf Begriffe und Konzepte aufzubauen. In diesem Fall kann ein Basismodell in die Abfolge von Lernschritten eines anderen Basismodells eingeschoben werden. In der praktischen Anwendung kommt es bei solchen Kombinationen wenig zu Widersprüchlichkeiten, da viele Lernschritte in mehreren Basismodellen vorkommen. Entscheidend ist lediglich, dass die grundlegenden Lernschritte des entsprechenden Basismodells realisiert werden, damit es bei den Lernenden zu den entscheidenden geistigen Operationen kommt, um das Lernziel zu erreichen. Vielmehr sollen solche Kombinationen die Wirksamkeit sogar erhöhen, weil die Zugangsvielfalt erhöht wird oder die Vertiefung, durch die Erarbeitung weiterer Inhalte, ermöglicht wird. Außerdem sollen die eingeschobenen Basismodelle eine klärende Hilfsfunktion erfüllen.

Die einzelnen Basismodelle in der Übersicht

Hier die definierten Basismodelle mit ihren einzelnen Lernschritten:

Nr.Name des BasismodellsZieltyp des Lernens
1aLernen durch EigenerfahrungAneignung von Erfahrungswissen
1bEntdeckendes LernenGeneralisierendes Lernen durch Suchprozesse in der Wirklichkeit
2Entwicklungsförderndes / strukturveränderndes LernenTransformation von Tiefenstrukturen
3ProblemlösenLernen durch Versuch und Irrtum
4aBegriffsbildungAufbau von erinnerbaren Fakten, von zu verstehenden Sachverhalten
4bKonzeptbildungAufbau von vernetztem Wissen
5Betrachtendes LernenMeditative Versenkung
6Lernen von StrategienLernen lernen (Metalernen)
7Routinebildung und Training von FertigkeitenAutomatisierung
8Motilitätsmodell Transformation affektiver Erregung
9aSoziales LernenBindungsentwicklung durch sozialen Verhaltensaustausch
9b Lernen durch realistischen Diskurs Kompromisfindung durch Austausch
10Wert- und IdentitätsaufbauWertwandel, Wertklärung, Wertschaffung
11HypertextlernenKonstruktion und Erstellung von eigenständigen Vernetzungen
12Verhandeln lernenHerstellen von Konsens in verschiedenen Situationen des Lebens

Literatur

  • T. Elsässer: Choreografien unterrichtlichen Lernens als Konzeptionsansatz für eine Berufsfelddidaktik. Schweizerisches Institut für Berufspädagogik, Zollikofen 2000, DNB 958871418. (PDF)
  • F. K. Oser, F. J. Baeriswyl: Choreographies of Teaching: Bridging Instruction to Learning. In: V. Richardson (Hrsg.): Handbook of Research on Teaching. 4. Auflage. American Educational Research Association, Washington, DC 2001, ISBN 0-935302-26-3, S. 1031–1065.
  • F. Oser, J.-L. Patry: Choreographien unterrichtlichen Lernens: Basismodelle des Unterrichts. (= Berichte zur Erziehungswissenschaft. Nr. 89). Pädagogisches Institut der Universität Freiburg, Freiburg (CH) 1990, DNB 943865298.
  • S. Haenni: Das Motilitätsmodell – Eine empirische Studie zum Kunstunterricht der Maturitätsschulen. Dissertation. Pädagogisches Institut der Universität Fribourg, Fribourg 1995, OCLC 245642496.

Anmerkungen

  1. Vgl. Oser/Patry 1990, S3.
  2. Vgl. Oser/Baeriswyl 2001, S. 1041.
  3. 1 2 Vgl. Oser/Baeriswyl 2001, S. 1049 ff.
  4. Vgl. Elsässer 2000, S. 13.
  5. Vgl. Haenni 1995.
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