Die Wilhelm Oldemeyer Nachfolger, Geschäftsbücherfabrik, Buch- und Steindruckerei, Papierhandlung in Hannover ging im 19. Jahrhundert aus mehreren Firmen hervor.
Geschichte
Papiermühle Seedermünder
In der Frühzeit der Industrialisierung im Königreich Hannover und mindestens bis 1860 betrieb der Kaufmann und Papierfabrikant Hermann Herbst in Seedemünder am Deister eine Papiermühle, die mit einer Dampfmaschine des Herstellers Ferdinand Voigtländer angetrieben wurde. Diese „Papiermühle Seedermünder“ erwarb dann zunächst der ab 1861 als Papiergroßhändler auftretende Wilhelm Oldemeyer.
Oldemeyer & Beneke
Unterdessen gründeten die Brüder und Papierwarenhändler Herbert und Albert Beneke in Hannover eine Fabrik zur Herstellung von Geschäftsbüchern, aus der wenige Jahre später, in der Gründerzeit des Deutschen Kaiserreichs, 1873 zwei Unternehmens-Neugründungen hervorgingen:
- die Geschäftsbücher-Fabrik Beneke, Ehlers & Co.: Sie wurde nur wenig später in Ernst Ehlers & Co. umfirmiert und bereits 1879 aufgegeben;
- die Hannoversche Geschäftsbücher- und Papierfabrik [Wilhelm] Oldemeyer & [Albert] Beneke. In das Unternehmen hatte Oldemeyer seine Seedemünder Papierfabrik als Kapital eingebracht, und unterdessen auch eine Tochter von Heinrich Ebhardt geheiratet. Ebhardt wiederum war zuvor Alleininhaber der hannoverschen Geschäftsbücherfabrik J. C. König & Ebhardt geworden, bevor er diese 1867 seinem Sohn Hermann Ebhardt übergeben hatte.
Noch im Gründungsjahr 1873 wurde „Beneke & Oldemeyer“ Kommittent der Buchhandlung Gustav Brauns in Leipzig. Nach dem Ausscheiden von Albert Beneke 1875 firmierte das Unternehmen zunächst als Wilhelm Oldemeyer Nachfolger, Geschäftsbücherfabrik, Buch- und Steindruckerei, Papierhandlung, bevor Oldemeyer seine Firma dann 1878 veräußerte.
Hannoversche Geschäftsbücherfabrik W. Oldemeyer Nachf.
Für 1889 ist – unter leicht abgewandeltem Firmennamen – der Geschäftssitz in der (seinerzeitigen) Schillerstraße 8 und 9 belegt.
In der Zeit, als der (heutige) hannoversche Stadtteil Oststadt „hinter dem Hauptbahnhof“ noch nur langsam zusammenwuchs, verlegte dann auch die Hannoversche Geschäftsbücher-Fabrik W. Oldemeyer Nachf. ihren Firmen- und Produktionssitz von der Schillerstraße in der Innenstadt zunächst auf das Oststädter Grundstück Celler Straße 113 Ecke Drostestraße, später dann in die Grünstraße.
Die Geschäftsbücherfabrik, die 1909 neben dem Buch- und Steindruck auch mit dem Zusatz als Lithographische Anstalt im Briefkopf warb, die beispielsweise das aus losen Blättern und Büchern bestehende System „Hannovera“ entwickelt hatte, war mittlerweile zu den drei größten Unternehmen seiner Art in Hannover aufgestiegen.
Die um das Jahr 1930 eingegangene – mittlerweile aufgelöste – Firma mit Hauptsitz in Hannover war zuletzt beim Amtsgericht Hannover unter der Handelsregister-Nummer HRA 15051 registriert. Zudem gab es Ende 2015 eine mit Hauptsitz in Gehrden beim selben Amtsgericht eingetragene Firma W. Oldemeyer Nachfolger Wäsch KG mit der Handelsregister-Nummer HRA 101192. Im Juni 1996 wurde die Gehrdenerin Monika Fäcke Prokuristin des dortigen Unternehmens in der Ronnenberger Straße 11 und wurde dadurch ebenso zeichnungsberechtigt wie zuvor bereits Elora Knoop in Barsinghausen und später auch Manfred Höhn in Murnau.
Druckschriften (Auswahl)
- Theodor Schulze: Neuester Plan von Hannover nebst Linden u. Eilenriede, Stadtplan von Hannover mit 4 Nebenkarten und Nebenstücken sowie einem Strassen-Verzeichnis, Lithographie und Druck von W. Oldemeyer Nachf., Hannover, 1924
Weblinks
- Oldemeyer Hannover im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werbeaufsteller in Form eines großen Buches (Attrappe) „Niederlage der Hannov. Geschäftsbücher-Fabrik W.Oldemeyer Nachfolger Hannover“, Abbildung in der Objektdatenbank des Deutschen Historischen Museums
Einzelnachweise
- 1 2 3 4 Heinz Schmidt-Bachem: Aus Papier: eine Kultur- und Wirtschaftsgeschichte der Papier verarbeitenden Industrie in Deutschland. Berlin; Boston; Massachusetts: De Gruyter, 2011, ISBN 978-3-11-023607-1, S. 481 u.ö.; online über Google-Bücher
- ↑ Laut Albert Gieseler erfasst durch Moritz Rühlmann: Gegenwärtige Dampfmaschinen im Königreich Hannover. In: Mitteilungen des Gewerbevereins für das Königreich Hannover, Heft 6 [1860]
- ↑ Waldemar R. Röhrbein: EBHARDT, Georg Wilhelm Heinrich. In: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 102f.
- ↑ Vergleiche die Angaben im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- ↑ Auf dem Vorsatz-Blatt zu Wolfgang Günther: Relatio historica, warhaffte beschreibunge undtt ausfhürlicher berichtt des fiandtlichen heimblichen uberfals, angerichteter verrätherei undtt ervolgter eroberunge der statt Paderborn in Westphalen" (1604), sowie Privilegien und Statuten der Stadt Paderborn, Abschriften von Bernhard Stolte (1889); vergleiche die Angaben im Internet-Portal „Westfälische Geschichte“ des LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte und der Stiftung Westfalen-Initiative für Eigenverantwortung und Gemeinwohl
- 1 2 Ernst Bohlius, Wolfgang Leonhardt: Die „List“ 700 Jahre Umschau aus der Dorf- und Stadtgeschichte, 1. Auflage, hrsg. vom Arbeitskreis Stadtteilgeschichte List, Norderstedt: Books on Demand GmbH, 2004, ISBN 3-8334-0276-8, S. 16; online über Google-Bücher
- ↑ Vergleiche beispielsweise diesen Briefkopf
- ↑ Albert Lefèvre: W. Oldemeyer Nachf., in ders.: Der Beitrag der hannoverschen Industrie zum technischen Fortschritt, in: Hannoversche Geschichtsblätter, Neue Folge 24 (1970), S. 276
- ↑ Carsten Urbanski (Verantw.): Hannov. Geschäftsbücher Fabrik W. Oldemeyer Nachfolger / Deutsches Unternehmen / Unternehmensübersicht, auf der gewerblichen Seite compaly.com (Memento vom 30. Dezember 2015 im Internet Archive) in der Version vom 30. Dezember 2015
- ↑ Carsten Urbanski (Verantw.): W. Oldemeyer Nachfolger Wäsch KG / Deutsches Unternehmen / Unternehmensübersicht in der Version vom 30. Dezember 2015 (Memento vom 30. Dezember 2015 im Internet Archive)
- ↑ Vergleiche Stefan Schärer (Verantw.): Grundauskünfte zum Unternehmen (nebst Querverweisen) auf der Seite moneyhouse.de in der Version vom 30. Dezember 2015