Die bergischen Dialekte („berjisch platt“) bilden eine klar abgrenzbare Dialektgruppe innerhalb des niederrheinischen Dialektverbandes, welche im Bergischen Land gesprochen werden und die den östlichsten Grenzbereich des limburgischen (südniederfränkischen) Sprachraumes markieren. Im engeren Sinne versteht man unter Bergisch vor allem einen Teil der zwischen der Uerdinger und Benrather Linie gelegenen limburgischen Dialekte.

Einige der nördlich und östlich der Uerdinger Linie gelegenen ostbergischen Dialekte gehören auch zum Bergischen: in Mülheim an der Ruhr (Mölmsch), Kettwig, Werden, Wuppertal.

Sprachwissenschaftlich werden andere ostbergische Mundarten als Übergangsmundarten zum Westfälischen gesehen.

Unterteilung

Wiesinger (1975) unterschied:

  • Bergisch
    • Zentralbergisch
      • westliches Zentralbergisch (Breitscheid, Ratingen, Wülfrath, Mettmann, Erkrath)
      • östliches Zentralbergisch (Velbert, Vohwinkel)
    • Randbergisch
      • im Norden (Oberhausen, Mülheim, Dümpten, Heißen, Bredeney, Werden, Heisingen, Kupferdreh)
      • im Westen (Mündelheim)
      • im Süden (Hilden, Haan, Wald, Ohligs, Solingen, Hörscheid)
      • im Osten (Barmen, Elberfeld, Ronsdorf, Cronenberg, Remscheid) – Elberfeld und Barmen liegen nördlich der Uerdinger Linie, Ronsdorf, Cronenberg und Remscheid südlich derselben

Auszug aus: Georg Wenker (1852–1911): Das rheinische Platt [2. Aufl., 1877]

„Wir haben nun schon 2 Mundarten gefunden, 1) das Niederrheinische von Uerdingen rheinabwärts bis zur holländischen Grenze, 2) das Westfälische, das einen langen Streifen an der Grenze der Provinz Westfalen einnimmt. Was machen wir nun mit dem Gebiet zwischen der Uerdinger und der Benrather Linie? Herrscht hier auch eine besondere Mundart? Nein! sondern das Platt, das hier gesprochen wird, ist ein Gemisch aus den nördlich und südlich angrenzenden Mundarten. Daher kommt es, daß in diesem ganzen Gebiet, also in den Kreisen Geilenkirchen, Heinsberg, Erkelenz, Kempen, Gladbach, Crefeld und der Nordhälfte des Kreises Neuß, ferner in den rechtsrheinischen Kreisen Düsseldorf, Mettmann und der nördlichen Hälfte von Solingen und Lennep fast mit jedem zweiten, dritten Ort der Dialect ganz auffallend schon verändert klingt. Und zwar gilt dies ganz besonders von der linken Rheinseite und dem flachen Streifen rechts vom Rhein bei Düsseldorf, aus dem einfachen Grunde, weil in ganz flacher Gegend sich die Völker viel leichter vermengen konnten als in den Bergen. Daher können wir auch nur in den Bergen, im sogenannten Bergischen, noch einige Grenzlinien mit Sicherheit ziehen. Und dazu wollen wir die Wörter Rhein und Wein benutzen. In Düsseldorf sagt man bekanntlich Rhing und Wing, auch in der Umgegend; sobald aber die Berge anfangen, östlich von Ratingen und Hilden, hört man Rhien, Wien oder Rhinn, Winn, und damit sind wir im bergischen Dialect. Dieser zerfällt aber wieder in 4 Unterdialecte: 1) den Solinger, 2) den Remscheider, 3) den Mettmanner, 4) den Wülfrather Dialect. Der Mettmanner und Solinger hat ehr, öch, ühr für hochdeutsches ihr, euch, euer, der Wülfrather und Remscheider aber schon gött und önk. Die beiden nördlichen, Mettmann und Wülfrath, gebrauchen mich und dich statt mir und dir, gerade wie man auch in Düsseldorf sagt: dat sag' ich Dich! oder geff mich dat! niemals: dat sag' ich Dir! oder: geff mir dat! Im Solinger wie im Remscheider Dialect aber heißt's wie im Hochdeutschen: mir und dir auf die Frage wem? und mich und dich auf die Frage wen? Der Solinger hat Winn, Rhinn, die drei anderen Dialecte aber Wien, Rhien. Am schönsten aber scheiden sich die vier bergischen Dialecte durch die Art, wie sie Verkleinerungswörter, wie Stöckchen, Häuschen, Bäumchen, Bänkchen bilden. Wenn man die Verkleinerungswörter untersuchen will, so muß man auf zweierlei Acht geben: 1) muß man die Wörter, die auf k, ch, g, ng endigen, genau von allen anderen trennen, diese nehmen eine andere Endung an als die andern; das kommt aber bloß daher, weil man nicht bequem Büchchen, Tüchchen, Aeugchen sagen kann und man deshalb einen Buchstaben zur Erleichterung hat einschieben müssen; 2) aber muß man bei den Verkleinerungswörtern darauf achten, wie die Mehrzahl gebildet wird. Nun finden sich in den vier bergischen Dialecten folgende deutliche Unterschiede bei den Verkleinerungswörtern:

1)Der Mettmanner Dialect hat nach Wörtern, die auf k, g, ch, ng endigen, die Verkleinerungssilbe -sken und in der Mehrzahl -skes, also z. B. dat Bänksken, die Bänkskes (hochdeutsch das Bänkchen, die Bänkchen), nach anderen Wörtern aber lautets -ken und -kes, also dat Bömken, die Bömkes (Bäumchen).
2)Der Solinger Dialect hat:
dat Bänksken aber die Bänksker, also mit r in der Mehrzahl nicht mit s, ebenso dat Bömken, die Bömker.
3)Der Wülfrather Dialect hat Alles genau wie der Mettmanner,
4)der Remscheider hat:
dat Bänkelschen, die Bänkelscher, also nicht sken sondern elschen, und in der Mehrzahl r nicht s, ferner dat Bömken, die Bömker wie der Solinger.

Nun wirds aber Zeit, daß wir von dem bergischen Lande Abschied nehmen [...]“

Bergische Dialekte im weiteren Sinne

In weiteren Sinne zählen zu den bergischen Sprachen insbesondere

Die zusammenfassende Bezeichnung „Bergisch“ für diese so höchst unterschiedlichen Dialektgruppen zugeordneten Sprachvarietäten ist keine sprachwissenschaftliche Klassifikation. Sie leitet sich eher aus der politischen Geschichte der Grafschaft Berg und der Selbstwahrnehmung der Bewohner des Bergischen Landes her. Die südbergischen Varietäten hingegen gehören dem Mitteldeutschen Sprachraum an, der wiederum Teil des Hochdeutschen ist.

Die Isoglossen, die die verschiedenen bergischen Dialekte voneinander trennen, sind Teil des so genannten Rheinischen Fächers. Sie sind Teil des kontinental-westgermanischen Dialektkontinuums, in dem räumlich benachbarte Dialekte in aller Regel nur wenige Unterschiede voneinander aufweisen, während mit wachsender Entfernung die gegenseitige Verständlichkeit immer weiter abnimmt.

Die Wörter der bergischen Dialekte sind im Rheinischen Wörterbuch beschrieben.

Literatur

Überblick

Einzelne Dialekte oder einzelne Orte

  • Julius Leithäuser: Wörterbuch der Barmer Mundarten nebst dem Abriß der Sprachlehre. [Wuppertal-] Elberfeld, 1929.
  • Julius Leithäuser: Nachträge zum Barmer Wörterbuch. Wuppertal-Elberfeld, 1936.
  • Bruno Buchrücker: Wörterbuch der Elberfelder Mundart nebst Abriß der Formenlehre und Sprachproben. [Wuppertal-] Elberfeld, 1910.
  • Erich Leihener: Cronenburger Wörterbuch. Deutsche Dialektgeographie, Band 2, Marburg 1908
  • Dr. Hermann Bredtmann: Die Velberter Mundart. Ein kurzer Abriß der Laut- und Formenlehre nebst einem Wörterverzeichnis. Wuppertal-Elberfeld, 1938.
  • Gustav Hermann Halbach: Bergischer Sprachschatz. Volkskundliches plattdeutsches Remscheider Wörterbuch (= Oberstadtdirektors vom Kulturamt [Hrsg.]: Beiträge zur Geschichte Remscheids). Druck und Verlag Dr. Orcar Born, Wuppertal-Barmen, Remscheid 1951 (872 S.).
  • August Diesdrichs: Beitrag zu einem Wörterbuch der Remscheider Mundart. Remscheid, 1910.
  • F. W. Oligschläger: Wörterbuch der Solinger Volkssprache.
  • Rudolf Picard: Solinger Sprachschatz, Wörterbuch und sprachwissenschaftliche Beiträge zur Solinger Mundart. 3., überarbeitete Auflage, Braun, Duisburg, 1992.
  • Werner Heinrichs: Bergisch Platt – Versuch einer Bestandsaufnahme. Selbstverlag, Burscheid, 1978.

Einzelnachweise

  1. Peter Wiesinger, Strukturgeographische und strukturhistorische Untersuchungen zur Stellung der bergischen Mundarten zwischen Ripuarisch, Niederfränkisch und Westfälisch, in: Peter Wiesinger, herausgegeben von Franz Patocka, Strukturelle historische Dialektologie des Deutschen: Strukturhistorische und strukturgeographische Studien zur Vokalentwicklung deutscher Dialekte, Georg Olms Verlag, Hildesheim / Zürich / New York, 2017, S. 341–437, hier S. 437. Diese Arbeit von Wiesinger wurde ursprünglich veröffentlicht in: Neuere Forschungen in Linguistik und Philologie. Aus dem Kreise seiner Schüler Ludwig Erich Schmitt zum 65. Geburtstag gewidmet, 1975, S. 17–82.
  2. Peter Wiesinger, Strukturgeographische und strukturhistorische Untersuchungen zur Stellung der bergischen Mundarten zwischen Ripuarisch, Niederfränkisch und Westfälisch, in: Peter Wiesinger, herausgegeben von Franz Patocka, Strukturelle historische Dialektologie des Deutschen: Strukturhistorische und strukturgeographische Studien zur Vokalentwicklung deutscher Dialekte, Georg Olms Verlag, Hildesheim / Zürich / New York, 2017, S. 341–437, hier S. 422. Diese Arbeit von Wiesinger wurde ursprünglich veröffentlicht in: Neuere Forschungen in Linguistik und Philologie. Aus dem Kreise seiner Schüler Ludwig Erich Schmitt zum 65. Geburtstag gewidmet, 1975, S. 17–82.
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