Einmarschierende alliierte Truppen auf der Cadde-i Kebir
Datum | 13. November 1918 – 4. Oktober 1923 |
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Ort | Istanbul |
Ausgang | Großbritannien löste das Osmanische Parlament am 16. März 1920 offiziell auf, sie wurde am 9. September 1922 durch die Ankaraer Regierung wiederhergestellt. |
Territoriale Änderungen | Istanbul wird vom Vereinigten Königreich besetzt, gefolgt den Alliierten, dann wieder türkisch |
Konfliktparteien | |
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Frankreich |
Osmanisches Reich |
Befehlshaber | |
Somerset Gough-Calthorpe |
Ali Sait Pascha¹ |
Truppenstärke | |
Landkräfte 13. November 1918: |
1: XXV. Corps und die Konstantinopel-Garde (6. Oktober 1919 – 16. März 1920) |
Die Besetzung von Istanbul (türkisch İstanbul'un İşgali) wird vom 13. November 1918 bis zum 4. Oktober 1923 gerechnet und wurde von den militärischen Truppen des Vereinigten Königreichs von Großbritannien und Irland, der Französischen Republik und des Königreichs Italien durchgeführt. Sie fand im gleichen Kontext wie die Besetzung von Izmir zur gleichen Zeit statt.
Hintergrund und Entwicklung
Die Bevölkerung Istanbuls im Jahre 1910 wurde nur sehr grob auf zwischen 800.000 und 1.200.000 geschätzt; die Osmanen sammelten die verschiedenen Bevölkerungsangaben von den jeweiligen religiösen Körperschaften, den Millets. Die Unsicherheit in diesen Bevölkerungszahlen reflektiert die Ungenauigkeit der Methode, Uneinigkeiten über die Grenzen der Stadt und vor allem die ungezählte Bevölkerung der Kriegsflüchtlinge, den Muhadschir aus den Balkan. Weniger als die Hälfte der Bevölkerung war muslimisch, der große Rest war überwiegend griechisch-orthodox, armenisch und jüdisch. Es gab vor dem Krieg eine beträchtliche westeuropäische Bevölkerung, die sich selbst Levantiner nannten, von der übrigen Bevölkerung jedoch Franken oder Lateiner genannt wurden.
Im Zuge der Besetzung richtete die osmanische Regierung ab 1919 Militärgerichte ein, welche die Verbrechen des Völkermords an den Armeniern und des Völkermords an den Aramäern aufarbeiten sollten. Allerdings wurden jene auf Druck der türkischen Nationalbewegung von der britischen Militärverwaltung aufgelöst.
Nach dem Waffenstillstand von Mudros, der militärischen Kapitulation des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg, betraten die ersten französischen Truppen die Stadt bereits am 12. November 1918, gefolgt von britischen Truppen am nächsten Tag. Alliierte Truppen besetzten die Stadt Istanbul entsprechend ihren jeweiligen Sektionen und setzten im frühen Dezember 1918 eine alliierte Militärverwaltung bzw. Militäradministration unter Somerset Arthur Gough-Calthorpe ein. Es war das erste Mal, dass die Stadt seit der türkischen Eroberung 1453 den Besitzer gewechselt hatte. Die italienischen Truppen landeten in Galata am 7. Februar 1919. Die Besetzung der osmanischen Hauptstadt Istanbul verlief in zwei Phasen: Die Besetzung wurde zunächst vom 13. November 1918 bis zum 16. März 1920 formell im Einklang mit dem Waffenstillstand durchgeführt, der die Stationierung der Streitkräfte vorsah. Es gab auch namentlich unter den monarchistischen und liberalen Politikern des Osmanischen Reiches eine britenfreundliche Partei, die sich die Fortsetzung des traditionellen freundschaftlichen Verhältnisses wünschten und der geflohenen Elite des Komitees für Einheit und Fortschritt vorwarfen, das Land in Abhängigkeit zum Deutschen Reich und in einen aussichtslosen Krieg geführt zu haben. Nachdem sich aber abzeichnete, dass die Alliierten eine koloniale Aufteilung des Osmanischen Reiches planten und es bereits jetzt nicht mehr als souveränen Staat behandelten, schlug die Stimmung um. Im neu gewählten osmanischen Parlament erhielten wieder die Nationalisten die überwältigende Mehrheit. Ab dem 16. März 1920 wurde daher auch ein formelles Besatzungsregime durchgeführt. Nach dem Waffenstillstand von Mudanya vom 11. Oktober 1922, der Ostthrakien wieder unter türkische Kontrolle brachte, wuchs der Einfluss der türkischen Regierung in Ankara auch in Istanbul, so dass etwa die Abschaffung des Sultanats am 1. November 1922 zur Exilierung des Sultans durch ein britisches Kriegsschiff führte. Durch die Bestimmungen des Vertrags von Lausanne, welcher am 24. Juli 1923 unterzeichnet wurde, wurde die Besetzung Istanbuls dann beendet. Die letzten Alliierten Truppen verließen die Stadt am 4. Oktober 1923. Die ersten türkischen Truppen marschierten am 6. Oktober 1923 in die Stadt ein.
Die militärische Besetzung beschleunigte zusammen mit der alliierten Besetzung von Izmir die Etablierung der türkischen Nationalbewegung und den darauffolgenden Türkischen Befreiungskrieg unter Mustafa Kemal Atatürk.
Alliierte Hochkommissare
Die Liste der Alliierten Hochkommissare war wie folgt:
Frankreich:
- November 1918 – Januar 1919: Jean-François-Charles Amet
- Januar 1919 – 30. März 1919: Louis Félix Marie Franchet d’Esperey
- 30. März 1919 – Dezember 1920: Albert Defrance (2. April 1860; † 25. Januar 1936)
- 1921 – 22. Oktober 1923: Maurice Pellé
Italien:
- November 1918 – Januar 1919: Carlo Sforza
- 1919: Romano Lodi Fé
- September 1920 – 22. Oktober 1923: Eugenio Camillo Garroni
Vereinigtes Königreich:
- 31. Oktober 1918 – 10. August 1920: Somerset Gough-Calthorpe
- August 1919 – 1920: John de Robeck
- 1920 – 22. Oktober 1923: Horace Rumbold
Vereinigte Staaten von Amerika:
- 30. November 1918 – 3. Mai 1919: Lewis Heck
- 3. Mai 1919: Gabriel Bie Ravndal (* 1865 in Norwegen; † 1950)
- 12. August 1919 – 10. August 1920: Mark Lambert Bristol (* 1868; † 1939)
Königreich Griechenland:
- 1919 – 1921: Efthymios Kanellopoulos
- 1921 – 15. Juli 1922: Nikolaos Triantafyllakos
- 15. Juli 1922 – 1923: Charalambos Simopoulos (1874–1942)
Literatur
- Bilge Criss: Istanbul under Allied Occupation 1918–1923. Brill, Leiden 1999, ISBN 90-04-11259-6. Vorschau hier.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Constantinople occupied by British and Indian troops. British Pathé, 30. Oktober 1918, abgerufen am 25. April 2012.
- 1 2 Missioni all'estero:1918 - 1923. In Turchia: da Costantinopoli all'Anatolia. Arma dei Carabinieri, abgerufen am 11. Juli 2020 (italienisch).
- ↑ Hülya Toker Mütareke döneminde İstanbul Rumları, Genelkurmay Basımevi, 2006, ISBN 9754093555, S. 29. (türkisch)
- ↑ Zekeriya Türkmen, (2002), İstanbul’un İşgali ve İşgal Dönemindeki Uygulamalar (13 Kasım 1918-16 Mart 1920), Atatürk Araştırma Merkezi Dergisi, XVIII (53): pages 338-339. (türkisch)
- ↑ Paul G. Halpern: The Mediterranean Fleet, 1919-1929, Ashgate Publishing, Ltd., 2011, ISBN 1409427560, S. 3.
- ↑ Metin Ataç: İstiklal Harbi'nde Bahriyemiz, Genelkurmay Başkanlığı, 2003, ISBN 9754092397, S. 20. (türkisch)
- ↑ Mustafa Budak: İdealden gerçeğe: Misâk-ı Millî'den Lozan'a dış politika, Küre Yayınları, 2002, S. 21. (türkisch)
- ↑ Ertan Eğribel, Ufuk Özcan: Türk sosyologları ve eserleri, Kitabevi, 2010, ISBN 6054208624, S. 352. (türkisch)
- ↑ T.C. Genelkurmay Harp Tarihi Başkanlığı Yayınları, Türk İstiklâl Harbine Katılan Tümen ve Daha Üst Kademlerdeki Komutanların Biyografileri, Genelkurmay Basım Evi, 1972, S. 51.
- ↑ T.C. Genelkurmay Harp Tarihi Başkanlığı Yayınları, Türk İstiklâl Harbine Katılan Tümen ve Daha Üst Kademlerdeki Komutanların Biyografileri, Genkurmay Başkanlığı Basımevi, Ankara, 1972, S. 118. (türkisch)
- ↑ 6 Ekim İstanbul'un Kurtuluşu. Sözcü, 6. Oktober 2017 .
- ↑ Clarence Richard Johnson: Constantinople To-day; Or, The Pathfinder Survey of Constantinople; a Study in Oriental Social Life, Clarence Johnson, ed. (New York: Macmillian, 1922) S. 164ff.
- ↑ Mustafa Kemal Pasha's speech on his arrival in Ankara im November 1919
- ↑ John Simopoulos was born on June 12 1923, when his father, Charalambos Simopoulos, was serving as High Commissioner for Greece in Constantinople. Charalambos John Simopoulos (1874-1942)