Bing & Grøndahl war eine dänische Porzellanmanufaktur, die 1853 von Frederik Vilhelm Grøndahl und den Brüdern Meyer Hermann Bing und Jacob Herman Bing in Vesterbograde vor den Toren Kopenhagens gegründet wurde. Die Porzellanmarke (Signatur) für B & G zeigt drei Türme in Anlehnung an das Stadtwappen von Kopenhagen. Als bekanntestes Geschirr stellte die Firma die Reihe Seagull her, das in den 1950er Jahren in rund zehn Prozent aller dänischen Haushalte zur Grundausstattung gehörte. Es gilt als Dänisches National-Service. Im Jahr 1987 fusionierte das Unternehmen mit seiner größten Konkurrenzfirma, der dänischen Königlichen Porzellan-Manufaktur und fand sich unter dem gemeinsamen neuen Namen Royal Copenhagen wieder. Das Porzellan von B&G ist auch heute noch nicht nur in Sammlerkreisen gefragt.
Erste Jahre
Grøndahl, anerkannter Figurenbildner der führenden Königlich-Dänischen Porzellanmanufaktur, tat sich 1853 mit den Kaufleuten Bing zusammen, die mit Büchern und Kunstwerken handelten, um im Randbereich von Kopenhagen eine eigene Porzellanfabrik zu gründen. Grøndahl begann zunächst damit, klassizistische Figuren nach dem Vorbild des Bildhauers Bertel Thorvaldsen zu modellieren. Er arbeitete vor allem mit Biskuitporzellan, unglasiertem Hartporzellan. Es war verhältnismäßig leicht zu bearbeiten und ähnelte Marmor oder Elfenbein. Die kleinen Kunstwerke fanden Anklang und mit dem finanziellen Erfolg konnte das Unternehmen expandieren.
Künstler und Produkte
Es folgte die Herstellung von Haushaltswaren. Fanny Garde (1855–1925) entwarf 1892 die Produktlinie, die den größten Erfolg für das junge Unternehmen bringen sollte: das bescheiden anmutende, zartblau und weiße Geschirr mit der fliegenden Möve (Seagull) und den an Seepferdchen erinnernden Griffen aus teilweise geriffeltem Porzellan. Ein kobaltblau – weißes Service mit einem Schmetterling (Sommerfugl) knüpfte an den Erfolg an.
1895 schuf Bing & Grøndahl den ersten Weihnachtsteller in Kobaltblau–Weiß. Auch der war bei den Kunden begehrt. Über 100 Jahre lang kam in der Folge alljährlich ein solcher Teller mit traditionellen Winterszenen heraus. Die Teller wurden in begrenzter Auflage und nur in einem Jahr produziert, Ende des Jahres wurden die Formen zerstört, um die Auflagenzahl sicherzustellen. Muttertagsteller erfreuten sich ebenso einiger Beliebtheit. Teller machten lange einen großen Anteil an der Produktion von B&G aus. Sie finden bis heute viele Nachahmer.
Von 1868 an amtierte der Porzellanmaler Heinrich Hansen für einige Zeit als künstlerischer Leiter von B&G. Er schuf vor allem Bildnisse dänischer Schlösser in ihren Landschaften auf Porzellan.
Von 1897 bis 1917 war der dänische Bildhauer Jens Peter Dahl-Jensen Modellmeister bei B&G. Der breiten Öffentlichkeit wurde er vor allem durch seine Tierfiguren mit Unterglasurmalerei bekannt. Mit der Kleinplastik Porzellanbildnerin setzte er dem Beruf ein Denkmal.
Der Designer Henning Koppel schuf einige wenige Keramiken für B & G. Bekannt hier wurde er vor allem durch sein schlichtes Porzellan-Service Form 24.
Die vielfach preisgekrönte Keramikerin Gertrud Vasegaard erntete vor allem für ihr Teeservice aus unglasiertem braunem Porzellan Ruhm. Das dänische Kulturministerium nahm es in die Liste der wichtigsten Werke dänischer Kultur auf, als ein Meisterwerk dänischen Designs.
Siehe auch
Literatur
- Poul Engelstoft: Porcelænsfabrikken Bing & Grøndahl 1853–1928. Kopenhagen 1928.
- Minardi und Robin Hecht: Scandinavian Art Pottery: Denmark and Sweden. 2. Auflage. Schiffer Publishing, 2005, ISBN 0-7643-2239-7, S. 36–46.
- Pat Owen: Story of Bing and Grondahl Christmas Plates. Viking Import House, 1985, ISBN 0-911576-02-9.
- Pat Owen: Bing and Grondahl Christmas Plates: The First Hundred Years. Landfall Press, 1995, ISBN 0-913428-76-0.
- Carolin und Nick Pope: Bing & Grondahl figurines. Schiffer, 2002.
- Robert Leslie Smyth, R. S. Weightman: The International Ceramic Tableware Industry. Verlag Taylor & Francis, 1984, ISBN 0-7099-2352-X.
- Erik Zahle: Bing and Grondahl, 1853–1953. Danish Museum of Decorative Art, 1953.
Weblinks
Fußnoten
- ↑ Philo–Lexikon. Handbuch des jüdischen Wissens. 3. Auflage. Berlin 1936, Sp. 97.
- ↑ Leo Swane: Dahl-Jensen, Jens. In: Ulrich Thieme (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 8: Coutan–Delattre. E. A. Seemann, Leipzig 1912, S. 275 (Textarchiv – Internet Archive).
- ↑ Dahl-Jensen, Jens. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 1: A–D. E. A. Seemann, Leipzig 1953, S. 509.