Biosphärenhaus | ||
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Daten | ||
Ort | Fischbach bei Dahn | |
Bauherrin | Expo 2000 | |
Baustil | Bausteinprinzip | |
Baujahr | 2000 | |
Koordinaten | 49° 5′ 13,6″ N, 7° 43′ 30,2″ O | |
Besonderheiten | ||
• dezentrales Projekt der Expo 2000 • als „Naturerlebniszentrum“ konzipiert • größter Arbeitgeber der Ortsgemeinde Fischbach |
Das Biosphärenhaus in der rheinland-pfälzischen Ortsgemeinde Fischbach bei Dahn ist ein Naturerlebniszentrum und stellt einen regionalen Tourismusfaktor dar.
Geographische Lage
Fischbach liegt im Südteil des Pfälzerwalds, dem deutschen Teil des Wasgaus, nahe der deutsch-französischen Grenze und mitten im grenzüberschreitenden Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen. Das Biosphärenhaus mit seinen Nebenanlagen liegt am Ostrand der Gemeinde auf etwa 200 m Höhe neben dem Naturschutzgebiet Königsbruch, das sich in der Talaue zwischen dem Saarbach, der nach seinem Wechsel ins Elsass Sauer genannt wird, und seinem linken Zufluss Spießbach erstreckt.
Am Südrand des Geländes führt die Landesstraße 478 vorbei, die – durch Fischbach hindurch – ungefähr parallel zur Grenze verläuft und dabei Bundenthal im Osten mit Eppenbrunn im Westen verbindet.
Entwicklung und Struktur
Biosphärenhaus
Das Biosphärenhaus wurde als dezentrales Projekt der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover angelegt und, nach dem Bausteinprinzip aufgebaut, ständig weiterentwickelt:
Ursprünglich war das Biosphärenhaus ein einzelnes Gebäude, das im März 2000 auf zunächst einer Etage als Informationszentrum für das Biosphärenreservat eröffnet wurde. Wesentlicher Bestandteil des Informationszentrums war eine vielseitige Multimedia-Ausstellung.
Im März 2002, zwei Jahre nach der Eröffnung, kam das Naturerlebniszentrum hinzu. Es besteht aus einem Veranstaltungsraum, dem auch Übernachtungsmöglichkeiten und ein Restaurant angeschlossen sind, sowie einem interaktiven Rundweg. Dieser vermittelt auf einer Strecke von 1500 m an 14 Stationen Wissenswertes über die Region; er ist zum Befahren mit Kinderwagen und Rollstühlen geeignet. Das Naturerlebniszentrum wird besonders von Schulklassen genutzt.
Baumwipfelpfad
Im Juni 2003 wurde ein Baumwipfelpfad in Betrieb genommen, der sich mit einer Länge von 270 m und einer Höhe von 12 bis 18 m über Grund durch die Baumkronen des Pfälzerwalds zog. Der Normalweg ist als teilweise behindertengerechter Holzsteg angelegt und führt auf etwa halber Strecke am „Adlerhorst“ vorbei, einem 35 m hohen Aussichtsturm. Dieser bietet auf seiner etwa 25 m hoch gelegenen Aussichtsplattform mit dort montierten Ferngläsern einen guten Blick über das Biosphärenreservat und in das Tal des Saarbachs. Alternativ ist der Turm auch über drei „Wackelbrücken“ erreichbar, die Hänge-, Teller- und Dschungelbrücke heißen. Der weitere Holzsteg, an dem einige Erlebnisstationen angebracht ist, hat als Ziel einen zweiten, etwa 20 m hohen Aussichtsturm, von dessen oberer Plattform eine 40 m lange „Riesen-Wendelrutsche“ zurück zum Waldboden führt.
In den ersten drei Jahren nutzten 467.000 Menschen den Pfad.
Wasser-Erlebnis-Weg
Der Wasser-Erlebnis-Weg wurde 2006 eröffnet. Die ca. 2 km lange Strecke entlang des Saarbachs besteht aus 14 Stationen, an denen verschiedene Aspekte des Wassers präsentiert werden, z. B. Wasserkraft, Wasserlebewesen und Wasserqualität. Ebenfalls 2006 wurde im Hauptgebäude des Biosphärenhauses die zweite Etage der Ausstellung eröffnet, auf der eine interaktive Geschichte zum Thema „Gewässer und Bachtäler“ entstand.
Wirtschaftlichkeit
Mit seiner touristischen Ausrichtung war das Biosphärenhaus ein Nachfolgeprojekt zum 1987 aufgegebenen Wasgausee, der ebenfalls zusätzlich Arbeitsplätze im Raum Fischbach schaffen sollte. Etwa 45 Arbeitsplätze – 15 feste und 30 saisonale – gibt es rund um das Biosphärenhaus.
Da die Besucherzahlen anfangs deutlich über der ursprünglichen Prognose lagen, konnte das Biosphärenhaus den laufenden Betrieb zunächst selbst finanzieren. Das galt aber spätestens seit 2007 nicht mehr, da die Besucherzahlen um fast 75 % eingebrochen waren. Seitdem musste die Ortsgemeinde jährlich fast 100.000 Euro an Betriebskosten aus dem Gemeindehaushalt zuschießen; sie galt mit 1,7 Millionen Euro als hochverschuldet. Streitigkeiten gab es auch um Zuschüsse vom Land, die der Rechnungshof Rheinland-Pfalz im Jahr 2005 als unzulässige Beihilfe gerügt hatte. Im Jahr 2017 verlangte das Land die gesamten ab 2005 gezahlten Zuschüsse in Höhe von 90.000 Euro von der Ortsgemeinde zurück.
Im Oktober des Jahres 2022 beschloss der Gemeinderat der Ortsgemeinde Fischbach, das Biosphärenhaus zum Ablauf der Saison zu schließen. Im Dezember des Jahres 2022 fanden sich überraschend zwei regionale Investoren um ein Pirmasenser Unternehmen, welches den Weiterbetrieb des Areals sicherte. Das Biosphärenhaus wurde am 17. April 2023 als Teil des Natur-Erlebnis-Park Pfälzerwald / Nordvogesen als privatwirtschaftliche Unternehmung wiedereröffnet.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ NSG Königs-Bruch. (Memento vom 8. September 2012 im Webarchiv archive.today).
- 1 2 3 Baumwipfelpfad Fischbach (Pfalz) auf baumwipfelpfad-baumkronenpfad.de.
- ↑ Fischbach unter Druck – Land will Geld fürs Biosphärenhaus zurück. (Nicht mehr online verfügbar.) swr.de, 7. März 2017, archiviert vom am 9. März 2017; abgerufen am 7. März 2017. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- ↑ Biosphärenhaus in Fischbach bei Dahn muss schließen. swr.de, 14. Oktober 2022, abgerufen am 16. November 2022.
- ↑ Biosphärenhaus in Fischbach ist gerettet – Investor gefunden. swr.de, 21. Dezember 2022, abgerufen am 22. Dezember 2022.
- ↑ Biosphärenhaus in Fischbach öffnet. swr.de, 14. April 2023, abgerufen am 26. April 2023.