Floristik oder Blumenkunst ist die handwerkliche und künstlerische Gestaltung von Schnittblumen- und Pflanzenschmuck. Die Bezeichnung ist abgeleitet vom lateinischen Namen Flora, der römischen Göttin der Blumen und Jugend.
Bedeutung
Die Blumenbinderei, heute als „Floristik“ bezeichnet, ist eng mit jahrhundertealten Traditionen verbunden. So ist es im europäischen Kulturkreis üblich, Trauerhallen und Gräber mit Kränzen und Blumengebinden zu schmücken. Blumen werden insbesondere zum Geburtstag, zur Taufe, Kommunion und Hochzeit und Events verschenkt und die Orte der Feierlichkeiten floral dekoriert.
Auch zu repräsentativen Veranstaltungen, zum Beispiel in Geschäftsräumen und Hotels, bei Tagungen und Messen sowie in Wohnräumen ist die florale Ausschmückung mit Blumen und Arrangements üblich; traditionelle Gebinde bis hin zu „floralen Kunstobjekten“ finden hier ihren Einsatz.
Ausbildung
Florist/Floristin ist in Deutschland, Österreich und in der Schweiz ein anerkannter dreijähriger Ausbildungsberuf, der nach dem Dualen Ausbildungssystem in Blumenfachgeschäften bei gleichzeitigem Besuch der Berufsschule ausgebildet wird. An Meisterschulen bzw. Fachschulen für Floristik kann der ausgebildete Florist sich zum Meister fortbilden. An solchen Weiterbildungsstätten bildet sich oft eine eigene Strömung der Floristik heraus. Die wichtigsten deutschen Ausbildungsstätten befinden sich in Straubing (Bayern), Dresden, Gelsenkirchen, Grünberg (Hessen), Hamburg, Stuttgart, Hannover-Ahlem und Weihenstephan.
Zur floristischen Ausbildung gehören insbesondere die Gebiete Schnittblumen-Arrangements (Blumenstrauß, Gesteck), Kranzbinden, Tischschmuck oder Trauerfloristik, aber auch Proportionen- und Farbenlehre, Stilkunde, betriebswirtschaftliche Kalkulation und Strategien der Verkaufsförderung. Grundkenntnisse in Botanik und Pflanzenschutz werden ebenfalls vermittelt.
Marktsituation
Floristen mit eigenen Einzelhandelsgeschäften (Blumenfachgeschäft) geraten zunehmend unter Konkurrenzdruck, seitdem verstärkt Supermärkte, Straßenhandel und Franchise-Unternehmen Schnittblumen anbieten. Zu den Strategien, mit denen die Berufsgruppe sich ihr angestammtes Marktsegment sichern will, gehören unter anderem die fachliche Beratung, Haltbarkeitsgarantien und eine knappere Kalkulation bei Schnittblumen, die als Einzelblumen oder die so genannte Bundware angeboten werden. Auch ein höheres Angebot von fertig gebundenen Sträußen wird von der Kundschaft gut angenommen.
Namensgeschichte
Die heutige Berufsbezeichnung „Florist“ wurde 1967 offiziell in Deutschland eingeführt und hat sich in der breiten Öffentlichkeit durchgesetzt. Die bis dahin bestehende Bedeutung wurde von Linné 1725 für seine Zeitgenossen benutzt, die Floren geschrieben haben und sich als floristae mit der räumlichen Erfassung von Pflanzen beschäftigten. In der Folge nannten sich auch berühmte Botaniker Floristen. Diese Bezeichnung wird in botanischen Fachkreisen nach wie vor verwendet.
Neben dieser bis etwa 1965 einzigen Bedeutung nennen sich heute auch „Blumenhändler“ und „Blumenbinder“ Floristen. So kennt der Duden von 1967 die Bezeichnung einzig als „Erforscher der Flora“. Ab der 17. Auflage 1973 wird zusätzlich „Blumenbinder“ angegeben.
Siehe auch
Literatur
- Arnd Brandenburg u. a.: Faszination Floristik. Lehrbuch für die Ausbildung. 1. Auflage. Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2009, ISBN 978-3-8085-6615-2.
- Karl-Michael Haake: Floristik Lexikon. 1100 Fachbegriffe aus Gestaltung, Technik, Materialkunde. Bloom’s, Ratingen 2009, ISBN 978-3-939868-89-7.
- Tanja Huber: Kreativwerkstatt Floristik. Grundlagen Schritt für Schritt. Ideen rund ums Jahr. Christophorus, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-419-54130-2.
- Eleonore Schick: 1x1 kreativ Floristik. Sträuße, Gestecke, Kränze & mehr. Mit Workshop auf DVD. Frechverlag, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-7724-5067-9 (Medienkombination, mit DVD).
- Tanja Huber: Floristik. Deko-Trends rund ums Jahr. 3. Auflage. Christophorus im Verlag Herder, Freiburg im Breisgau 2007, ISBN 978-3-419-53272-0 (Creativ Compact, Nr. 53272).
- Jane Durbridge u. a.: Hochzeitsfloristik. Blumenschmuck für Braut, Bräutigam und Blumenkinder. Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-3938-3.
- Andreas Faber: Trauerfloristik. Ulmer, Stuttgart 2003, ISBN 3-8001-4177-9.
- Gerhard Wagenitz: Über das Wort Ansalben. In: Zeitschrift für germanistische Linguistik. Band 30, Heft 2, 2002, S. 252–257.
- Ursula Wegener: Sträuße. Geschichte, Technik, Gestaltung. Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-80016483-3.
- Tatsuo Ishimoto: Japanische Blumenkunst. Knaur (= Knaur-Taschenbücher. Band 151).
- Karl Löther: Blumenschmuck für Freud und Leid: Anleitung zur Verwendung der Blumen bei allerhand festlichen Gelegenheiten. Hachmeister & Thal, Leipzig 1911 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Text der Verordnung über die Berufsausbildung zum Floristen/zur Floristin (Deutschland)
- ↑ Ausbildungsverordnung Blumenbinder und -händler (Florist) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im April 2018. Suche in Webarchiven.) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 25 kB) des österreichischen Wirtschaftsministeriums, gültig seit 1989
- ↑ Schweizer Ausbildungsordnung Florist EFZ (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2017. Suche in Webarchiven.) gültig seit 2007
- ↑ Neufassung der Ordnungsmittel unter gleichzeitiger Änderung der bisherigen Berufsbezeichnung Blumenbinder per Erl. BMWi vom 11. Dezember 1967 - II B 5 - 46 50 26-13 (BWMBl. Nr. 1/68];[II B 5 - 46 50 26-13 [BWMBl. Nr. 1/68])
- ↑ Wagenitz