Laer
Stadtteil von Bochum
Koordinaten 51° 28′ 18″ N,  15′ 54″ O
Höhe 115 m ü. NHN
Fläche 5,67 km²
Einwohner 6221 (30. Sep. 2022)
Bevölkerungsdichte 1097 Einwohner/km²
Eingemeindung 1. Aug. 1929
Postleitzahl 44803
Gliederung
Bezirk Mitte, Ost, Süd
Gemarkungen

Havkenscheid, Laer, Laerheide, Steinkuhl, Ümmingen

Quelle:

Laer [lɛɐ] ist ein Stadtteil von Bochum, welcher zum Teil zum Stadtbezirk Ost, zum Teil zum Stadtbezirk Süd zugeordnet ist.

Geschichte

Der Name Laer leitet sich vom althochdeutschen lahari ab, was „Weideplatz“ bedeutet. Die erste urkundliche Erwähnung von Laer als lahari finde sich um das Jahr 900 im Heberegister des Klosters Werden (Werdener Urbar A), welches viele Bauernschaften (villae) im Borahtron-Gau auflistete. Die heutige Schreibweise mit westfälischem Dehnungs-e wird ortsüblich inzwischen nicht mehr [laː], sondern meistens [lɛɐ] ausgesprochen. Die Einwohner von Laer bezeichnen sich selbst als Laersche.

Von historischer Bedeutung ist Haus Laer, eine Wasserburg aus dem Jahr 940. Das Rittergut kann besichtigt und für Feste und Veranstaltungen gemietet werden. In der Nähe des namensgebenden Rittersitzes befand sich früher die meiste Bebauung. Heute haben sich in dieser etwas abgelegenen Ecke viele alte Häuser erhalten.

Laer wurde zum Zeiten des Kohlebergbaus maßgeblich durch die Zeche Dannenbaum geprägt. Sie bestand seit 1736 und gehörte zu einem der sehr frühen Bergbaubetriebe, die somit auch eine der längsten Betriebsgeschichten aufweisen kann. Weiterhin war es eine der wenigen Zechen im Ruhrbergbau, wo auch Zeitweise wurden auf dem Bergwerk auch Eisenerze gewonnen. Das Bergwerk wurde im 18. Jahrhundert zunächst als Stollenbergwerk betrieben. Im Jahr 1859 wurde mit dem Übergang zum Tiefbau begonnen. Hierfür wurden die Teufarbeiten für den Schacht Schiller begonnen. Der Schacht wurde südlich der heutigen Dannenbaumstraße angelegt. Im Jahr 1910 arbeiteten über 3.000 Bergleute auf der Zeche.

Durch das Gesetz über die kommunale Neugliederung des rheinisch-westfälischen Industriegebiets wurde Laer am 1. August 1929 nach Bochum eingemeindet.

Im Jahr 1958 wurde die Förderung auf den Schächten der Zeche „Dannenbaum“ eingestellt. Die Zeche Dannenbaum wurde mit der Zeche „Prinz Regent“ zusammengelegt. Nach der Stilllegung des Bergwerks verkaufte die Gelsenkirchener Bergwerks AG das Bergwerksgelände der Zeche Dannenbaum an die Stadt Bochum.

Die Stadt Bochum wiederum verkaufte 1960 das Gelände an die Adam Opel AG. Auf der Fläche wurde das Opel-Werk I errichtet. Am 10. Oktober 1962 wurde der Betrieb aufgenommen. Das Werk prägte Laer nachhaltig, es war zu Hochzeiten der Hauptarbeitgeber des Stadtteils und auch von Bochum im Allgemeinen. Das Werk schloss, nach einem langen Kampf um den Erhalt, 2014. Auf der Fläche entsteht seitdem 2014 das Entwicklungsgebiet MARK 51°7.

Laer wird von allen sozialen Milieus bewohnt und die ethnische Diversifikation ist sehr hoch. Der Stadtteil Laer weist eine ausgeglichene Bebauung auf. Die älteren Bauten bestehen aus Einfamilien-, Reihen- und Mehrfamilienhäusern. Ab den 1970er/1980er Jahren wurden im Rahmen einer Stadtteilsanierung neue Mehrfamilienhäuser teilweise als Hochhäuser gebaut. In den vergangenen Jahren kam es vermehrt zu einer Nachverdichtung durch die Schließung noch vorhandener Baulücken.

Laer besaß eine evangelische und eine katholische Kirche. Die katholische Fronleichnamkirche gehört nach einer Strukturreform im Bistum Essen seit August 2008 zu den sogenannten weiteren Kirchen und wird nicht mehr für Gottesdienste genutzt. Nach einem ursprünglich für das Jahr 2017 geplanten Umbau sollten dort Beratungsdienste und Teile der Verwaltung der Caritas untergebracht werden. Später war im Rahmen des laufenden Stadtumbaus die Realisierung eines Teilstandortes des sog. „sozialen Stadtteilzentrums“ geplant. Diese Planung ist durch die Caritas als Eigentümer mittlerweile aufgegeben worden. Die evangelische Kirche wurde 2012 entwidmet und 2015 abgerissen. Es gibt fünf Kindergärten und eine Grundschule, einen Jugendtreff, eine Schrebergartenanlage, einen Fußballverein (LFC Laer), einen Tischtennisverein (TTC Bochum-Laer 1954) und einen kleinen Marktplatz (Lahariplatz).

Verkehr

Laer ist durch den öffentlichen Personennahverkehr gut erschlossen. Verschiedene Straßenbahn- (302, 305, 310) sowie Stadtbuslinien (345, 358, 372) binden den Stadtteil an die Innenstadt und benachbarte Stadtteile an. Direkte Verbindungen bestehen zum Bochumer Hauptbahnhof und zur Ruhr-Universität. Auch Nebenstadtteile wie Langendreer, Querenburg, Altenbochum und Werne sind gut zu erreichen. Das Opelwerk in Laer war durch eine Anschlussstrecke im Schienengüterverkehr an den Rangierbahnhof Langendreer angebunden. Seit Schließung des Opelwerkes 2014 gibt es nur noch eine Reststrecke, die ein am Südrand von Laer befindliches Umspannwerk anbindet. Es ist der letzte in Betrieb befindliche Teil der ehemaligen Güterverbindungsbahn von Dahlhausen über Weitmar nach Langendreer.

Bevölkerung

Am 31. Dezember 2022 lebten 6.198 Einwohner in Laer.

Strukturdaten der Bevölkerung in Laer:

  • Minderjährigenquote: 17,7 % [Bochumer Durchschnitt: 15,1 % (2022)]
  • Altenquote (60 Jahre und älter): 28,9 % [Bochumer Durchschnitt: 28,9 % (2022)]
  • Ausländeranteil: 19,8 % [Bochumer Durchschnitt: 16,5 % (2022)]
  • Arbeitslosenquote: 10,9 % [Bochumer Durchschnitt: 8,9 % (2017)]

Einzelnachweise

  1. Statistisches Jahrbuch der Stadt Bochum 2017 (Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 26. Februar 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.).
  2. Die Einwohnerzahlen sind nach statistischen Bezirken und nicht nach den Gemarkungen angegeben, die Zahlen hierfür sind im Artikel Einwohnerentwicklung von Bochum.
  3. Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum nebst Urkundenbuch, 6 Bände, 1888-1894. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894, S. 11. (Digitalisat online)
  4. Stefan Pätzold: Bochum. Kleine Stadtgeschichte. Verlag Friedrich Pustet, Regensburg 2017, S. 14.
  5. Heinrich Theodor Grüttner, Patrick Jung, Reinhild Stephan-Maaser (Hrsg.): Werdendes Ruhrgebiet. Spätantike und Frühmittelalter an Rhein und Ruhr. Klartext Verlag, Essen 2015, ISBN 978-3-8375-1394-3, S. 254.
  6. Franz Darpe: Geschichte der Stadt Bochum nebst Urkundenbuch, 6 Bände, 1888-1894. Wilhelm Stumpf, Bochum 1894, S. 11. (Digitalisat online)
  7. Artikel zum Haus Laer im 7. Bochumer Heimatbuch auf der Internetseite der Kortumgesellschaft Bochum
  8. Joachim Huske: Die Steinkohlenzechen im Ruhrrevier. Daten und Fakten von den Anfängen bis 2005. (= Veröffentlichungen aus dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum 144) 3. überarbeitete und erweiterte Auflage. Selbstverlag des Deutschen Bergbau-Museums, Bochum 2006, ISBN 3-937203-24-9.
  9. Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage. Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7.
  10. Wilhelm Hermann, Gertrude Hermann: Die alten Zechen an der Ruhr. 4. Auflage. Verlag Karl Robert Langewiesche, Nachfolger Hans Köster, Königstein i. Taunus 1994, ISBN 3-7845-6992-7.
  11. Irmtraud-Dietlinde Wolcke: Die Entwicklung der Bochumer Innenstadt. In: O. Schmieder, H. Schlenger, F. Wilhelm, H. Klug (Hrsg.): Schriften des Geographischen Instituts der Universität Kiel. Band XXVIII, Nr. 49, Heft 1, Selbstverlag des Geographischen Instituts der Universität Kiel, Kiel 1968, S. 31–33
  12. Gernot Noelle: Caritas-Wohnheim in Bochum-Laer wird später fertig. Abgerufen am 30. Januar 2017.
  13. Gernot Noelle: Herber Rückschlag für den Stadtumbau in Laer. Abgerufen am 10. Oktober 2019.
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