Als Bodenlebewesen oder Edaphon (von griechisch edaphos „Erdboden“) wird die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen (Bodenorganismen und Bodenmikroorganismen) bezeichnet. Im Gegensatz dazu bedeutet das zugehörige Adjektiv edaphisch „den Boden betreffend“ oder „die ökologische Wirkung des Bodens betreffend“.
Einteilung
Die Bodenlebewesen unterscheidet man herkömmlich in pflanzliche (Bodenflora) und tierische (Bodenfauna). Im Boden leben zahlreiche ein- oder wenigzellige eukaryotische Mikroorganismen, die Protisten. Zu ihnen gehören neben pflanzlichen und tierischen Arten unter anderem auch Pilze.
Je nach Lebensraum wird zusätzlich unterteilt in:
- hyperedaphisch – in Krautschicht lebend
- epedaphisch/epigäisch – in Streuschicht lebend
- hemiedaphisch/hypogäisch – in Humusschicht lebend
- euedaphisch/endogäisch – im (Ober)boden lebend
Bodenflora
Die Bodenflora besteht unter anderem aus Pilzen, Algen, Bakterien und Flechten. Gerade Bakterien ernähren sich überwiegend von abgestorbener, organischer Substanz. Der Bodenflora kommt durch diese Humifizierung und Mineralisierung des organischen Materials eine wichtige Aufgabe innerhalb des Ökosystems zu. Pflanzenwurzeln gehören nicht zur Bodenflora.
In Anlehnung an den Begriff Nanoplankton bezeichnete Francé die autochthone Mikroflora als Nanedaphon. Dieses enthält unterschiedliche Stäbchen-, Keulen- und Kokkenformen, die vielleicht zyklisch wechseln, aber in allen irdischen Klimata übereinstimmend vorhanden sind. Es handelt sich um eine „Tiefenform“ des Edaphons, da diese Mikroflora am wenigsten licht- und luftbedürftig ist und oft noch in Metertiefen gefunden wird.
Bodenfauna
Genauso wie der Bodenflora kommt auch der Bodenfauna durch die Zerkleinerung und Zersetzung von abgestorbenen Pflanzenresten und Tierleichen eine wichtige Rolle zu. Insbesondere Bodenkriecher und -wühler sorgen für Durchmischung, Durchlüftung und Lockerung des Bodens.
Unterteilung nach Größe:
- Mikrofauna (< 0,2 mm): Amöben, Ciliaten, Fadenwürmer
- Mesofauna (< 2 mm): Milben, Springschwänze
- Makrofauna (< 20 mm): Asseln, Spinnen, Regenwürmer, Käfer und andere Insekten
- Megafauna (> 20 mm): Wirbeltiere wie Maulwürfe, Wühlmäuse und Spitzmäuse
Die Mikrofauna übernimmt die Funktion der Mineralisierung. Die Mesofauna sorgt für kleinräumige Bioturbation, Streufragmentierung und Bioakkumulation. Makro- und Megafauna sorgen für großräumige Bioturbation, Streufragmentierung und Aggregatsbildung. Alle Bestandteile der Bodenfauna fördern darüber hinaus die mikrobielle Aktivität.
Unterteilung nach dem typischen Bewegungsverhalten:
- Bodenhafter
- Bodenschwimmer
- Bodenkriecher
- Bodenwühler
Zusammensetzung
Die Gesamtheit der im Boden lebenden Organismen spielt beim Kompostierungsprozess eine wichtige Rolle. Die folgenden Werte sind nur Näherungen und können je nach Art des Bodens schwanken:
- 40 % Bakterien, insbesondere Actinomyceten
- 40 % Algen und Pilze
- 12 % Regenwürmer
- 5 % übrige Makrofauna: Gastropoda, Arachnida …
- 3 % übrige Mikrofauna: Nematoden, Milben, Collembolen …
Siehe auch
Literatur
- Annie Francé-Harrar: Humus. Bodenleben und Fruchtbarkeit. Bayerischer Landwirtschaftsverlag, Bonn u. a. 1957.
- Raoul Heinrich Francé: Das Leben im Boden. Das Edaphon. Neuauflage. Edition Siebeneicher, Deukalion Verlag, Hamburg 1995, ISBN 3-930720-02-7
- Zdenek Filip: Einfluß chemischer Kontaminanten (insbesondere Schwermetalle) auf die Bodenorganismen und ihre ökologisch bedeutenden Aktivitäten. In: UWSF – Zeitschrift für Umweltchemie und Ökotoxikologie 7, 2, (1995), ISSN 0934-3504, S. 92–102.
Weblinks
- www.ahabc.de das Magazin für Boden und Garten: Das Leben in Boden anschaulich beschrieben.
- Video Wer lebt in unserem Waldboden? auf www.forstcast.net