Die Buchprosatheorie ist innerhalb der altnordischen Forschung ein Erklärungsmodell zur Überlieferung von altwestnordischen Texten. Sie steht in Opposition zur Freiprosatheorie. Anhänger der Buchprosatheorie wurden zumeist der „Isländischen Schule“ zugerechnet, da einige ihrer Vertreter wie B. M. Ólsen, Sigurður Nordal, Einar Ó. Sveinsson gleichzeitig die Herausgeber der Íslenzk-Fornrit-Reihe waren.

Kernaussagen

Obwohl es sich bei der Buchprosatheorie um eine Forschungsrichtung mit unterschiedlichen Interpretationsansätzen handelt, kann eine gemeinsame Kernthese folgendermaßen zusammengefasst werden: Die altisländischen Sagas werden nicht als Produkt einer ungebrochenen mündlichen Überlieferungstradition verstanden. Ihr mündlicher Ursprung wird zwar nicht verleugnet, allerdings werden die inhaltlichen und formalen Veränderungen der Sagas besonders hervorgehoben. Somit kann eine Saga erst dann als eigenständiges Werk angesehen werden, wenn sie schriftlich fixiert wurde. Anhand dieser Verschriftlichung entsteht ein Produkt, das literaturwissenschaftliches Arbeiten mit einer Saga erst möglich macht. Dieser fixierte Text wird mit sprachlichen, literarischen sowie kulturellen Gegebenheiten der Zeit seiner Niederschrift kontextualisiert.

Literatur

  • Else Mundal. Sagadebatt. Universitetsforlaget, Oslo 1977.
  • Carol J. Clover: Icelandic Family Sagas (Íslendingasögur). In: Carol J. Clover and John Lindow (Eds.): Old Norse-Icelandic Literature: A Critical Guide. Cornell, Ithaca 1985.
  • Rudolf Simek, Hermann Pálsson: Lexikon der altnordischen Literatur. Die mittelalterliche Literatur Norwegens und Islands (= Kröners Taschenausgabe. Band 490). 2., wesentlich vermehrte und überarbeitete Auflage. Kröner, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-520-49002-5.
  • Klaus Böldl. Eigi Einhamr: Beiträge Zum Weltbild Der Eyrbyggja Und Anderer Isländersagas. de Gruyter, Berlin/New York 2005, ISBN 978-3-11-092632-3, S. 37–69 (Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 48)
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