Burg Weißandt-Gölzau

Ruine des Schlosses

Alternativname(n) Burg/Schloss Gölzau
Staat Deutschland
Ort Weißandt-Gölzau
Entstehungszeit um 1259
Burgentyp Niederungsburg, Motte
Erhaltungszustand Gutshaus, Treppenturm
Ständische Stellung Adlige
Geographische Lage 51° 40′ N, 12° 4′ O

Die Burg Weißandt-Gölzau, fälschlich auch Burg Gölzau oder Schloss Gölzau genannt, ist die Ruine einer Turmhügelburg (Motte) auf einem künstlichen Hügel in der Stadt Südliches Anhalt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Sachsen-Anhalt. Sie steht unter Denkmalschutz und ist im Denkmalverzeichnis mit der Erfassungsnummer 094 70839 als Baudenkmal eingetragen.

Lage

Die Burg befindet sich südöstlich von Groß-Weißandt, einem der Ortsteile von Weißandt-Gölzau, und seiner Kirche St. Germanus in der Fuhneniederung. Von Groß- und Klein-Gölzau ist sie durch den Landgraben abgetrennt, dessen Nesselbach auch den Burggraben speiste.

Geschichte und Gestalt

Die ursprüngliche Burganlage wurde vermutlich in der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut und zeigt heute keine obertägigen Reste. Erstmals im Jahr 1259 wird ein Burchardus de Wizzand erwähnt. Die Burganlage, die vermutlich aus Holzbauten bestand, war durch einen Burggraben mit vorgelagerten Holzpalisaden gesichert und über eine Holzbrücke erreichbar. Zudem gab es Wälle zum Schutz der Anlage. Weiterhin verfügte die Anlage über eine Vorburg, die den Wirtschaftsbereich, wie Ställe und Speicher enthielt.

Die Rundburg hatte einen Durchmesser von 62 Metern und war vermutlich ursprünglich eine slawische Wächterburg für das nahegelegene Cösitz. Zwischen Dorf und Burg befand sich die Vorburg, die später in einen weitläufigen Wirtschaftshof mit mehr als 10 Gebäude verwandelt wurde. In der Mitte des 18. Jahrhunderts entstand auf dem Hügel das schlichte, zweigeschossige Schloss auf gotischen Fundamenten und Kellern. Es war von einem hohen Mansarddach bekrönt. In dieser Zeit verkaufte der Baron von Plotho die Anlage für 130.000 Taler an Graf August von Veltheim-Harbke.

Die von Plotho waren seit dem 15. Juli 1579 hier ansässig, wurden am 13. September 1643 durch Kaiser Ferdinand III. in den Reichsfreiherrenstand erhoben und trugen fortan den Titel Freiherr von Engelmünster auf Parey und Wilzensandt, wobei mit Wilzensandt Weißandt gemeint war. Die von Veltheim blieben bis 1945 Eigentümer des Areals. Neben dem Schloss befand sich ein achteckiger Treppenturm von 1680, der mit dem Neubau nicht verbunden war. Ihn zierte eine für die Zeit typische Welsche Haube. In der Vorburg entstand zudem in den Jahren 1827 und 1828 ein neues klassizistisches Herrenhaus nach Entwürfen von Gottfried Bandhauer. Schon Heinrich Lindner (1833) spricht von einem ansehnlichen, aber baufälligem Schlosse. Er erwähnt einen großen Garten, Obstbaumpflanzungen, eine bedeutende Schäferei, eine Brauerei, eine Brennerei und eine Rossmühle, was auch die zahlreichen Gebäude erklärt.

Haetge / Harksen berichten im Jahr 1943, dass Hans-Hasso von Veltheim-Ostrau die Anlage an die Zuckerfabrik von Glauzig als Brennerei verpachte. Zu dieser Zeit führte eine dreibogige Steinbrücke zum Burghügel. Sie vermuten, dass der Ostteil des Gebäudes älter ist und noch aus dem 17. Jahrhundert stammt, wohingegen der Westteil zusammen mit dem Mansarddach im 18. Jahrhundert entstand. Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung und des Verfalls, in denen die Anlage aber noch für Wohnungen und die Kinderkrippe genutzt wurden, wurden die meisten Gebäude des Gutshofes abgerissen, als intaktes Gebäude erhalten blieb hier nur das Herrenhaus, das heute als Altenheim dient. Von den Bauten auf dem Turmhügel sind noch der einstige Treppenturm und Reste der Mauern erhalten. Bereits im Jahr 1956 hatte man das Dach entfernt, um mit dem Holz einem Schweinestall in Priesdorf ein neues Dach zu verschaffen.

Die archäologische Untersuchung des Areals in den Jahren 2004, 2005 und 2013 wies u. a. weitere Wallreste sowie Keramikfunde aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts aber auch der Eisenzeit nach. Zudem fand man Blattkachelreste mit Liliendekor aus dem 16. Jahrhundert.

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt II. Der Bezirk Halle. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1976, ISBN 3-422-03017-4.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt II. Regierungsbezirke Dessau und Halle. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 1999, ISBN 3-422-03065-4.
  • Ernst Haetge / Marie-Luise Harksen: Landkreis Dessau-Köthen. Erster Teil: Die Stadt Köthen und der Landkreis außer Wörlitz (=Die Kunstdenkmale des Landes Anhalt; 2.1), August Hopfer Verlag, Burg 1943.
  • Heinrich Lindner: Geschichte und Beschreibung des Landes Anhalt. Dessau 1833 (Reprint: fliegenkopf Verlag, Halle 1991).
  • Bruno J. Sobotka (Hrsg.): Burgen, Schlösser, Gutshäuser in Sachsen-Anhalt. Theiss, Stuttgart 1994, ISBN 3-8062-1101-9.

Einzelnachweise

  1. Denkmalverzeichnis des Landes Sachsen-Anhalt (pdf, 9,9 MB) – Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage zur schriftlichen Beantwortung (der Abgeordneten Olaf Meister und Prof. Dr. Claudia Dalbert; Bündnis 90/Die Grünen) – Drucksache 6/3905 vom 19. März 2015 (KA 6/8670)
  2. Wolfgang Braun: Burg Weißandt-Gölzau. Rekonstruktionszeichnungen deutscher Burgen, 27. Januar 2016, abgerufen am 19. November 2019. Auf der Seite der Versuch einer Rekonstruktionszeichnung.
  3. 1 2 Haetge/Harksen, S. 63.
  4. Weißandt-Gölzau. Stadt Südliches Anhalt, abgerufen am 19. November 2019.
  5. 1 2 Bernd Westphal: Exkursion nach Gnetsch – mit Führungen in Prosigk, Gnetsch und Weißandt-Gölzau. 27. Januar 2016, abgerufen am 22. August 2009. Mit Fotos der Anlage vor dem Abriss.
  6. Dehio, 1976, S. 475; Dehio 1999, S. 847.
  7. Lindner, Bd. IV, S. 584.
  8. Haetge/Harksen, S. 63–64.
  9. Stefanie Greiner: Zuhause für Senioren. Arzt macht altes Herrenhaus wieder fit. Mitteldeutsche Zeitung, 28. Oktober 2016, abgerufen am 19. November 2019.
  10. Regina Michel: Geschichten über Zeit und Leute. Das Leben in der Region zwischen Köthen und Bitterfeld. 1945 bis 2000, Köthen 2008, S. 134–135.
  11. Archäologische Forschungsgrabung in Weißandt-Gölzau. Anhaltischer Förderverein für Naturkunde und Geschichte e. V., abgerufen am 19. November 2019. Mit Vermessungsplan und Fotos der Grabungen.
  12. Heidi Jürgens: Burganlage Gölzau. Freude auf drei Seiten. Mitteldeutsche Zeitung, 26. Januar 2004, abgerufen am 19. November 2019.
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