Ein Kapitanat (port.: Capitania, span.: Capitanía) war eine Verwaltungseinheit in den ehemaligen spanischen und portugiesischen Kolonialreichen.

Kapitanate in Brasilien

Bereits vor der Entdeckung Brasiliens vergab die portugiesische Krone neu entdeckte Gebiete an Capitães, so die Azoren, Madeira und Gebiete an der Küste Afrikas. Von größerer Bedeutung waren dann aber die Kapitanate, die nach der durch Pedro Álvares Cabral im Jahre 1500 erfolgten Entdeckung dort etabliert wurden (das Land trug zunächst die Bezeichnung Terra de Santa Cruz). Das Gebiet wurde von Portugal beansprucht, da es östlich der im Vertrag von Tordesillas vereinbarten Grenzlinie zum spanischen Kolonialreich lag. Das Land wurde nun als eine Art Lehensbesitz an portugiesische Adlige, den Capitães-Mor, vergeben. Es handelte sich um insgesamt 15 solcher Kapitanate, die durch parallel zum Äquator bis zur Demarkationslinie von Tordesillas verlaufende Grenzen voneinander getrennt wurden. Die Lage und Größe der Kapitanate wurde 1534 vom portugiesischen König Johann III. festgelegt, wobei es allerdings nur 12 Capitães-Mor gab, da einigen von ihnen die Herrschaft über mehrere Kapitanate übertragen wurde. Im Einzelnen handelte es sich um folgende Gebiete bzw. Capitães-Mor:

Kapitanat Capitão-Mor
(1.) Kapitanat von Maranhão Fernão Aires
(2.) Kapitanat von Maranhão João de Barros
Kapitanat von Ceará Antônio Cardoso de Barros
Kapitanat von Rio Grande João de Barros / Aires da Cunha
Kapitanat von Itamaracá Pero Lopes de Sousa
Kapitanat von Pernambuco Duarte Coelho Pereira
Kapitanat von Bahia Francisco Pereira Coutinho
Kapitanat von Ilhéus Jorge de Figueiredo Correia
Kapitanat von Porto Seguro Pero Campos de Tourinho
Kapitanat von Espírito Santo Vasco Fernandes Coutinho
Kapitanat von São Tomé Pero de Góis da Silveira
Kapitanat von São Vicente – Erster Abschnitt zwischen Paraty und Cabo Frio Martim Afonso de Sousa
Kapitanat von Santo Amaro – Abschnitt zwischen Bertioga und Paraty Pero Lopes de Sousa
Kapitanat von São Vicente – Zweiter Abschnitt zwischen Cananéia und Bertioga Martim Afonso de Sousa
Kapitanat von Santana zwischen Cananéia und Laguna Pero Lopes de Sousa

Insbesondere in den Jahren 1535 und 1536 planten Diogo Gouvea und Cristóvão Jaques, zwei wichtige Unterstützer der portugiesischen Monarchie, akribisch die Einführung einer lebensfähigen Regierung in Brasilien auf Basis von vererblichen Kapitanaten (portugiesisch Capitanias hereditárias) genannten kolonialen Verwaltungseinheiten.

Bis auf zwei dieser Kapitanate hatten alle keine lange Lebensdauer. Das Kapitanat Pernambuco war erfolgreich wegen des dortigen Anbaus von Zuckerrohr und wurde später in das Vizekönigreich Grão-Pará umgewandelt. Das Kapitanat von São Vicente erwies sich als erfolgreich durch die Expeditionen der so genannten Paulistaner in das Hinterland (diese Vorstöße wurden Bandeiras genannt), auf denen sie die wertvollen Metalle und Edelsteine Brasiliens entdeckten und „Indianer“ jagten, um sie als Sklaven zu verkaufen.

Spanische Kapitanate

Einzelnachweise

  1. DM Editora (Hrsg.), A Constituição de Cádiz, 2015, S. 22 FN 24
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