Behandlungswertkette bzw. Care Value Chain ist ein Konzept der Gesundheitsökonomie und ist eng orientiert am Konzept der Wertschöpfungskette der Wirtschaftswissenschaft. Im Gegensatz zum traditionell aufgebauten Gesundheitswesen mit einzelnen, zum Teil isoliert arbeitenden Gesundheitsdienstleistern definiert das Konzept der Care Value Chain (CVC) eine weitgehende Vernetzung der Leistungserbringer bei der Behandlung des Patienten. Wie in der Betriebswirtschaftslehre agieren die Dienstleister als Zulieferer in einem Prozess-Ablauf und erbringen Leistungen, die zur Heilung des Patienten führen sollen. Dieser Prozess kann allerdings nach den Erfordernissen des einzelnen Krankheitsfalls flexibel angepasst werden kann. Zur CVC zählt auch die Rehabilitation und die hausärztliche Nachsorge. Die praktische Umsetzung der CVC macht eine Standardisierung des Behandlungsablaufs nötig, wofür unter anderem Theorien aus der Produktionswirtschaft angewendet werden.
Der Behandlungsprozess nach den Prinzipien der CVC kann indikationsabhängig über mehrere Institutionen hinweg ablaufen. Gerade bei chronischen Krankheiten sind verschiedene Leistungserbringer wie der behandelnde Hausarzt, der Facharzt, das Krankenhaus und die Rehabilitation involviert, wobei die Qualität der Leistungserbringung jeder behandelnden Institution von den Vorleistungen beeinflusst werden kann. So können auch die medizinischen Leistungserbringer dem Vorbild der Lieferkette folgend oftmals nach Zulieferern aufgeteilt werden. Der Chiropraktiker ist in dem Sinne der Zulieferer für den Hausarzt, dieser wiederum für den spezialisierten Facharzt. Das Krankenhaus wird von allen vorher genannten beliefert und ist wiederum selbst Zulieferer für die Rehabilitation. In der Regel schließt sich der Kreis mit der Nachsorge durch den niedergelassenen Arzt.
Das "Produkt" ist in diesem Sinne letztendlich der Patient, der von den einzelnen Institutionen "bearbeitet" und dann an der jeweiligen Schnittstelle übergeben wird. Diese Betrachtungsweise ermöglicht es, Erkenntnisse aus dem Bereich des erfolgreichen Supply-Chain-Managements auch auf die Behandlungswertkette zu übertragen.
Care Value Chain Management
Kennzeichnend für die Care Value Chain ist:
- Sie umfasst alle beteiligten Leistungserbringer und logistischen Prozesse vom ersten behandelnden Arzt bis hin zur Rehabilitation.
- Gegenstand sind Aufnahme-, Untersuchungs-, Behandlungs- und Entlassungsprozesse.
- Es werden organisatorische Grenzen überschritten.
- Die Koordination erfolgt über ein durchgängiges Informationssystem.
Das Management der Care Value Chain beschreibt analog zum Supply-Chain-Management die Planung, Steuerung und Kontrolle einer Care Value Chain. Ziel ist es, ausgewählte Kooperationspartner in einer langfristigen und partnerschaftlichen Zusammenarbeit in das Wertschöpfungssystem des Unternehmens einzubinden, um so Wettbewerbsvorteile zu generieren und diese zu sichern. Das unterscheidet sich deutlich von dem gegenwärtigen Bild eines isolierten Versorgers mit sektoraler Finanzierung im Gesundheitswesen.
Das Konzept der CVC fließt ein in die geplanten Einführung der Elektronischen Patientenkarte, auf welcher sämtliche Daten des Behandlungsablaufs und der Krankheits-Vorgeschichten aufgezeichnet sind.
Die Befürworter prozessuraler Behandlungskonzepte erhoffen sich eine Qualitätssteigerung der Abläufe im Gesundheitswesen und eine bessere Kostenkontrolle.
Abgrenzung zur Health Care Value Chain
Die Health Care Value Chain beschreibt das Zusammenspiel der Zulieferer für einen Leistungserbringer im Gesundheitswesen und der Abwicklung der Finanzierung von Gesundheitsleistungen. Wenn man die Behandlungsprozesse als horizontale Prozesse auffasst, so können diese unterstützenden Prozesse als vertikale Prozesse gesehen werden. An dem jeweiligen Anknüpfungspunkt in der Care Value Chain können somit mehrere Zulieferer wie z. B. Medizinproduktlieferanten und auch Finanzierungsinstitute wie z. B. Krankenkassen angeschlossen sein.
Beispiel: Ein Krankenhaus hat auf der Seite der Behandlungsprozesse Zulieferer wie Hausärzte und Fachärzte, weiterhin ist es selbst Zulieferer für die Rehabilitation. Für die Erbringung seiner Leistungen benötigt es aber weiterhin Medikamente, die von Apotheken bereitgestellt werden, die wiederum ihre Medikamente von Pharmagroßhandel und schließlich der Pharmaindustrie beziehen. Auf der anderen Seite muss das Krankenhaus seine erbrachten Leistungen mit den Krankenkassen verrechnen, die wiederum in einer Beziehung zu ihren Versicherten stehen.
Literatur
- Dr. Stefan Resch: Das Konzept der Care Value Chain. Whitepaper, Siemens Medical Solutions Erlangen 2007.
- Dr. Stefan Resch: Kooperation im Behandlungsprozess: Das Konzept der Care Value Chain. Powerpoint-Vortrag, 2006. (PDF)