Christian Graf von Krockow (* 26. Mai 1927 in Rumbske (Pommern); † 17. März 2002 in Hamburg) war ein deutscher Politikwissenschaftler, Historiker und Schriftsteller.

Leben

Krockow wurde 1927 in Pommern als Sohn der uradeligen pommerschen Adelsfamilie von Krockow geboren. Er besuchte die Baltenschule Misdroy und das Athenaeum Stade. 1945 verschlug es ihn nach Einziehung zur Wehrmacht als Siebzehnjähriger und Internierung in Dänemark nach Nordwestdeutschland.

Krockow studierte 1947 bis 1954 Soziologie, Philosophie und Staatsrecht an den Universitäten Göttingen und Durham. 1955 wurde er mit der Doktorarbeit Der Dezisionismus bei Ernst Jünger, Carl Schmitt und Martin Heidegger, seine soziale Funktion und seine sozialtheoretische Bedeutung an der Universität Göttingen promoviert.

Von 1961 bis 1965 war Krockow Professor für Politikwissenschaft an der Pädagogischen Hochschule Göttingen, danach an der Universität des Saarlandes und von 1968 bis 1969 an der Universität Frankfurt am Main. Als Honorarprofessor für Politikwissenschaft holte Peter Lösche ihn 1981 an die Sozialwissenschaftliche Fakultät der Universität Göttingen. Als Emeritus lebte er als freier Wissenschaftler und erfolgreicher Schriftsteller in Hamburg. Seine Biographien über Friedrich II., Kaiser Wilhelm II. und den Widerstandskämpfer Claus Schenk Graf von Stauffenberg fanden reiche Beachtung. Von 1970 bis 1973 gehörte er dem Gründungsausschuss der Universität Oldenburg an, an der er sich engagierte.

Zwischen 1971 und 1980 verfasste Krockow drei Bücher und verschiedene Aufsätze zu Sport und Gesellschaft. 1994 erhielt er den Dr.-Leopold-Lucas-Preis und den Friedrich-Schiedel-Literaturpreis. Für seine Verdienste um die „Deutung und Reflexion der gesellschaftlich-politischen Gegenwart“ wurde er 1995 mit der Ehrendoktorwürde „Rerum Politicarum“ der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg ausgezeichnet.

Der Politikwissenschaftler Karl Dietrich Bracher schrieb über Krockows Buch Hitler und seine Deutschen (München 2001): „Die Lektüre des bemerkenswerten Buches ist allen zu empfehlen, die nach einer Darstellung und Erklärung des noch immer brennenden Hitler-Themas auf dem heutigen Stand der zeitgeschichtlichen Forschung suchen.“

Krockow war homosexuell und lebte seit den 1990er Jahren mit seinem späteren Adoptivsohn Alexander-Pascal (bürgerlich: Lothar Romeike) zusammen.

Christian Graf von Krockow wurde auf dem Parkfriedhof Hamburg-Ohlsdorf beigesetzt (R6 4-6).

Werke (Auswahl)

  • Die Entscheidung. Eine Untersuchung über Ernst Jünger, Carl Schmitt, Martin Heidegger. Stuttgart 1958 (Zugleich: Göttingen, Universität, Dissertation).
  • Nationalismus als deutsches Problem. Piper, München 1970, ISBN 3-492-01855-6.
  • Reform als politisches Prinzip. Piper, München 1976, ISBN 3-492-00436-9.
  • Scheiterhaufen. Größe und Elend des deutschen Geistes. Severin und Siedler, Berlin 1983, ISBN 3-88680-042-3.
  • Die Reise nach Pommern. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1985, ISBN 3-421-06251-X.
  • Friedrich der Große. Lebensbilder. Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach 1986, ISBN 3-7857-0414-3.
  • Die Stunde der Frauen. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1988, ISBN 3-421-06396-6.
  • Die Deutschen in ihrem Jahrhundert. Rowohlt, Reinbek b. Hamburg, ISBN 3 498 03452 9.
  • Preußen. Eine Bilanz. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1992, ISBN 3-421-06549-7.
  • Die Deutschen vor ihrer Zukunft. Rowohlt, Berlin 1993, ISBN 3-87134-081-2.
  • Begegnung mit Ostpreußen. Deutscher Taschenbuchverlag, München 1995 ISBN 3-423-30493-6.
  • Die preußischen Brüder. Prinz Heinrich und Friedrich der Große. Ein Doppelportrait. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1996, ISBN 3-421-05026-0.
  • Kaiser Wilhelm II. und seine Zeit. Biographie einer Epoche. Siedler, Berlin 1999, ISBN 3-88680-666-9.
  • Erinnerungen. Zu Gast in drei Welten. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 2000, ISBN 3-421-05335-9.
  • Hitler und seine Deutschen. List, München 2001, ISBN 3-471-79415-8.
  • Eine Frage der Ehre. Stauffenberg und das Hitler-Attentat vom 20. Juli 1944. Rowohlt, Berlin 2002, ISBN 3-87134-441-9.
  • Die Zukunft der Geschichte. Ein Vermächtnis. List, München 2002, ISBN 3-548-60381-5.

Literatur

  • Katharina Rahlf: Christian Graf von Krockow. Geschichten vom Vergangenen. In: Stine Marg, Franz Walter (Hrsg.): Göttinger Köpfe und ihr Wirken in die Welt. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2012, ISBN 978-3-525-30036-7, S. 43–51.
  • Wolfgang Müller: „Erinnerungen des ersten Saarbrücker Professors für Politikwissenschaft Dr. Christian Graf von Krockow – Historisches Streiflicht aus dem Universitätsarchiv“, in: Champus 05/2012, S. 4–5.

Einzelnachweise

  1. Vgl. die Diskussion zwischen ihm: Leistungssportler als Kleinunternehmer? – Die Grenzen einer Analogie. In: Leistungssport 2 (1972), H. 5, S. 382–385 und Arnd Krüger: Der Leistungssportler als Kleinunternehmer. In: Leistungssport 2 (1972), H. 3, S. 211–216.
  2. K. D. Bracher: Durch Verführung in der Unterwerfung. Christian Graf von Krockows bemerkenswertes Buch über den Allesbeherrscher Hitler und „seine“ Deutschen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Juli 2001.
  3. Eckard Gehm: Alexander-Pascal Graf von Krockow: „Graf Schwindel“ – so erschlich er sich Millionen. In: Schleswig-Holstein am Sonntag, 6. Dezember 2010 (abgerufen am 4. November 2013).
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