Die Cohors II Aquitanorum [civium Romanorum] [equitata] (deutsch 2. Kohorte der Aquitanier [der römischen Bürger] [teilberitten]) war eine römische Auxiliareinheit. Sie ist durch Militärdiplome, Inschriften und Ziegelstempel belegt. In der Inschrift (CIL 13, 6812) wird sie als Cohors II Biturigum bezeichnet.

Namensbestandteile

  • Aquitanorum: der Aquitanier. Die Soldaten der Kohorte wurden bei Aufstellung der Einheit aus den verschiedenen Stämmen der Aquitanier auf dem Gebiet der römischen Provinz Gallia Aquitania rekrutiert.
  • civium Romanorum: der römischen Bürger. Den Soldaten der Einheit war das römische Bürgerrecht zu einem bestimmten Zeitpunkt verliehen worden. Für Soldaten, die nach diesem Zeitpunkt in die Einheit aufgenommen wurden, galt dies aber nicht. Sie erhielten das römische Bürgerrecht erst mit ihrem ehrenvollen Abschied (Honesta missio) nach 25 Dienstjahren. Der Zusatz kommt in Militärdiplomen von 116 bis 167/168 vor.
  • equitata: teilberitten. Die Einheit war ein gemischter Verband aus Infanterie und Kavallerie.

Da es keine Hinweise auf den Namenszusatz milliaria (1000 Mann) gibt, war die Einheit eine Cohors (quingenaria) equitata. Die Sollstärke der Kohorte lag bei 600 Mann (480 Mann Infanterie und 120 Reiter), bestehend aus 6 Centurien Infanterie mit jeweils 80 Mann sowie 4 Turmae Kavallerie mit jeweils 30 Reitern.

Geschichte

Die Kohorte war in den Provinzen Germania, Germania superior und Raetia (in dieser Reihenfolge) stationiert. Sie ist auf Militärdiplomen für die Jahre 82 bis 167/168 n. Chr. aufgeführt.

Der erste Nachweis der Einheit in Germania beruht auf einem Diplom, das auf 82 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen aufgeführt (siehe Römische Streitkräfte in Germania), die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 90 datiert sind, belegen die Einheit in Germania superior.

Zu einem unbestimmten Zeitpunkt wurde die Kohorte nach Rätien verlegt. Der erste Nachweis der Einheit in der Provinz beruht auf einem Militärdiplom, das auf 114/200 datiert ist. In dem Diplom wird die Kohorte als Teil der Truppen (siehe Römische Streitkräfte in Raetia) aufgeführt, die in der Provinz stationiert waren. Weitere Diplome, die auf 116 bis 167/168 datiert sind, belegen die Einheit in derselben Provinz.

Standorte

Standorte der Kohorte in Germania waren möglicherweise:

Standorte der Kohorte in Raetia waren:

Ziegel mit den Stempeln der Einheit wurden in Arnsburg und Regensburg gefunden.

Angehörige der Kohorte

Folgende Angehörige der Kohorte sind bekannt.

Kommandeure

  • Iu[l]ius []: er wird auf dem Diplom von 166 als Kommandeur der Kohorte genannt.

Sonstige

  • Iulius Novello, ein Centurio (CIL 3, 14116,15)
  • Secco, ein Reiter: das Diplom von 166 wurde für ihn ausgestellt.
  • Ulp(ius) Lucilianus, ein Medicus ordinarius (CIL 3, 5959)

Siehe auch

Commons: Cohors II Aquitanorum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Sowohl John Spaul als auch Farkas István Gergő gehen davon aus, dass die Cohors II Biturigum mit der Cohors II Aquitanorum identisch ist, in Analogie zur Cohors I Aquitanorum Biturigum.
  2. Laut Farkas István Gergő gab es in Rätien drei Kohorten, die den Zusatz civium Romanorum trugen. Spi[] war daher entweder Präfekt der Cohors II Aquitanorum, der Cohors I Breucorum oder der Cohors III Thracum.
  3. 1 2 3 4 5 Die Inschrift wurde bei Regensburg gefunden, wo laut Farkas István Gergő die Cohors II Aquitanorum, die Cohors III Britannorum und die Legio III Italica stationiert waren. Eine exakte Zuordnung des aufgeführten Soldaten zu einer dieser Einheiten ist nicht möglich, da der Name der Einheit in der Inschrift fehlt.

Einzelnachweise

  1. 1 2 John Spaul: Cohors² The evidence for and a short history of the auxiliary infantry units of the Imperial Roman Army, British Archaeological Reports 2000, BAR International Series (Book 841), ISBN 978-1841710464, S. 139–140, 146
  2. Jörg Scheuerbrandt: Exercitus. Aufgaben, Organisation und Befehlsstruktur römischer Armeen während der Kaiserzeit. Dissertation, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau 2003/2004, S. 159–160 Tabellen 3–4 (PDF S. 161–162).
  3. 1 2 3 Farkas István Gergő: The Roman Army in Raetia Dissertation, University of Pécs Faculty of Humanities 2015, S. 137–138, 244–259, 373–374, 442–460, 464, 468, 481 (PDF S. 140–141, 247–262, 376–377, 445–463, 467, 471, 484 (Memento des Originals vom 14. Dezember 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.).
  4. Militärdiplome der Jahre 82 (CIL 16, 28), 90 (CIL 16, 36, RMD 5, 333, ZPE-148-261), 114/200 (ZPE-178-247), 116 (RMD 3, 155, RMD 4, 229), 121/140 (RMD 5, 390), 125/128 (RMD 1, 32), 128/133 (AE 2005, 1150), 138/140 (RMD 2, 94), 139 (RMD 5, 386), 140 (RMD 5, 387), 151/170 (RMD 1, 51), 154/161 (CIL 16, 117, RMD 3, 175), 157 (RMD 3, 170, RMD 4, 275, RMM 38), 159/160 (AE 2005, 1153), 160 (RMD 4, 278), 161/163 (RMD 2, 112), 162 (CIL 16, 118), 166 (CIL 16, 121) und 167/168 (RMD 1, 68).
  5. Ziegelstempel: Arnsburg (AE 1903, 00093c), Regensburg (CIL 3, 6537, IBR 503).
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